Die Verabschiedung prozessrechtlicher Normen durch die Gerichte am Beispiel der Federal Rules of Civil Procedure
Identifier (Artikel)
Abstract
Dass Gerichte prozessrechtliche Regeln selbst erlassen, ist für den deutschen Juristen auf den ersten Blick ungewohnt. Das Gerichtsverfassungsgesetz und die verschiedenen Prozessordnungen sind in Deutschland Gesetze nicht nur im materiellen, sondern auch im formellen Sinn. Der Rechtsvergleich zeigt indes, dass dies keineswegs selbstverständlich ist. Neben klassischen Parlamentsgesetzen finden sich Verordnungen der Exekutive und zum Teil sogar Normen, die
von den Gerichten selbst verabschiedet wurden. Am Beispiel der Federal Rules of Civil Procedure beschreibt der Verfasser die Geschichte, die rechtlichen Grundlagen und die gegenwärtige Ausgestaltung dieses Normerlassverfahrens in den Vereinigten Staaten und setzt diese Aspekte in Bezug zum deutschen Recht.
At first glance the concept of courts making their own procedural rules seems highly unusual to a German lawyer. The Gerichtsverfassungsgesetz and various procedural rules in Germany are all ordinary acts of the legislature. However, a comparison with other legal orders reveals that the German approach is not the only possible solution to the question of how rules of procedure can be made. Besides acts of parliament one can discover executive orders and even rules made by the courts themselves. One example for court made rules are the Federal Rules of Civil Procedure in the United States of America. The author describes the history, the legal basis and the current system of the American judicial rule making process and compares this with German law.