Der Supreme Court und Habeas Corpus im „War on Terror“
Identifier (Artikel)
Abstract
Diese Bestandsaufnahme betrachtet das US-amerikanische Haftprüfungsrecht, hier verstanden als funktionaler Teil der Gewaltenteilung. Sie analysiert vier wegweisende Urteile des Supreme Courts aus der Zeit nach dem 11. September 2001 und nimmt eine wissenschaftliche sowie historische Einordnung vor. Die Argumentation der Regierung in den vier Fällen lässt erkennen, dass der Grund für die Wahl militärischer (anstatt polizeilicher) Mittel im „War on Terror" in der Vermeidung des etablierten gerichtlichen Haftprüfungsverfahrens liegt. Der Supreme Court lässt zwar keinen rechtsfreien Raum entstehen, wohl aber „Räume besonderen Rechts", in welchen die Exekutive ohne wesentlichen Widerstand der beiden anderen Gewalten unter den Vorzeichen eines informellen Verteidigungsfalles agieren darf.
This article takes inventory of habeas corpus in the United States, understood here mostly as a functional component of the separation of powers. It analyzes four landmark rulings of the Supreme Court since September 11, 2001 and locates them within their historic context and the legal academy. The government’s position in the four cases leads to the conclusion that its choosing of military means, rather than police means, in the "War on Terror" was done to sidestep
the well-established habeas review. Even though the Supreme Court did not allow for the creation of an extra-legal spaces, it did assent to "spaces of special law", where the executive – without meaningful review by the two other branches – can operate within the framework of an informal state of emergency.