Zu viel versprochen? Die Bindung an den Vertrag als moralisches Versprechen
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Abstract
Pacta sunt servanda. Aber warum eigentlich? In seinem für die moderne anglo-amerikanische Privatrechtstheorie mittlerweile kanonischen Buch „Contract as Promise“ hat der Rechtsphilosoph Charles Fried 1981 eine aufsehenerregende These entwickelt: Verträge binden, weil sie sich unter dem moralischen Mikroskop als ein Unterfall von Versprechen entpuppen. Der Beitrag setzt sich kritisch mit dieser promissory theory vertraglicher Bindungswirkung auseinander. Auf der Basis dreier Adäquatheitsbedingungen für das Gelingen einer philosophisch plausiblen Begründung vertraglich generierter Verpflichtungen sollen die Schwächen und Grenzen von Frieds Ansatz aufgezeigt werden. Es stellt sich heraus, dass eine aussichtsreiche rechtsphilosophische Theorie von pacta sunt servanda keineswegs auf den moralischen Terminus des „Versprechens“ angewiesen ist, sondern auf zwei andere: „Konsens“ und „Kompetenz“ (legal power).
Pacta sunt servanda. But why actually? In his book “Contract as Promise” the legal philosopher Charles Fried has developed a striking thesis: Contracts are binding because they prove to be a subset of promises. The article critically examines this promissory theory of contractual obligation. On the basis of three conditions of adequacy the puzzles and limits of Fried’s approach are to be revealed. It turns out that a plausible theory of pacta sunt servanda is by no means dependent on the moral term “promise”, but on two others: “consensus“ and “(legal) power“.