Vol. 44 (1998): Vorträge und Forschungen: Geblüt – Herrschaft – Geschlechterbewußtsein. Grundfragen zum Verständnis des Adels [...]
Geblüt – Herrschaft – Geschlechterbewußtsein. Grundfragen zum Verständnis des Adels im Mittelalter
Der leitende Aspekt der »Grundfragen« ist die wechselseitige Bezogenheit von Adel und Königtum: königliches Geblüt als Leitstern adeligen Geblütsdenkens, königliche Herrschaft als Vorbild adeliger Herrschaft, das Königtum als »höchste Verwirklichung des Geblüts«, »höchste Herrschaft« und »die früheste Gestaltwerdung adligen Geschlechts«. Durch diese Orientierung am Königtum sieht Schmid die Geschichte des Adels in Bewegung gehalten. Die Untersuchungen über das Verhältnis der stirps regia zum Adel sind daher von zentraler Bedeutung. Schmid zeigt, daß die je unterschiedlichen Lösungen des Problems, wie das Königtum den Adel gleichzeitig an sich zieht und auf Distanz hält, die Epochen des Königtums wie des Adels gliedern. Geblüt, Herrschaft und Geschlechterbewußtsein – diese Leitbegriffe gliedern die Arbeit – bezeichnen keine statischen Elemente. Schmid kommt es darauf an, die Bewegungen herauszuarbeiten, die die Geschichte des Adels ausmachen und die sich sowohl in unterschiedlichen Stufen der Ausprägung dieser drei Elemente selbst wie auch ihres Verhältnisses zueinander manifestieren. Schmid zielt nicht eigentlich auf eine Geschichte des Adels, sondern auf Einsichten in die Geschichtlichkeit von Adel.