Archiv

Vorträge und Forschungen: Herrschaft über fremde Völker und Reiche. Formen, Ziele und Probleme der Eroberungspolitik im Mittelalter
Bd. 93 (2022)
(vorerst nur Inhaltsverzeichnis)

Vorträge und Forschungen: Zwischen Klausur und Welt. Autonomie und Interaktion spätmittelalterlicher geistlicher Frauengemeinschaften
Bd. 91 (2022)
(vorerst nur Inhaltsverzeichnis)

Vorträge und Forschungen: Zukunft im Mittelalter. Zeitkonzepte und Planungsstrategien
Bd. 90 (2021)
Die Zukunftsvorstellungen der mittelalterlichen Gesellschaften wurden bislang von der Forschung wenig beachtet. Sofern man überhaupt danach fragte, fand dies zumeist im Hinblick auf Vorstellungen von der Endzeit und dem apokalyptischen Geschehen statt. Ohne diese bedeutsamen transzendentalen Bezüge zu negieren, zeigen die Beiträge dieses Bandes die Existenz diesseitig orientierter Zukunftsvorstellungen im Mittelalter auf, die auf eine Zukunft mittlerer Reichweite abzielen. Die Untersuchung wirtschaftlicher Praktiken, prognostischer Verfahren, religiöser Vorstellungen und deren konkreter Umsetzung sowie expliziter Reflexionen über die Zukunft in Text und Bild macht deutlich: Die Gesellschaften des Mittelalters hatten reges Interesse an einer mittelfristigen Zukunft, zwischen dem Denken an das unmittelbare Morgen und der Vorsorge für das ewige Seelenheil.

Vorträge und Forschungen: Landwirtschaft und Dorfgesellschaft im ausgehenden Mittelalter
Bd. 89 (2020)
Landwirtschaft und Dorf waren für die Lebenswelt der meisten Menschen Europas im Mittelalter und in der
Frühen Neuzeit bestimmend. Die Erforschung der ruralen Welt ist deshalb von grundlegender Bedeutung.
Der Schwerpunkt des vorliegenden Bandes liegt räumlich in Mitteleuropa und zeitlich im ausgehenden
Mittelalter. Gerade der Zeitraum um 1500 eröffnet aufgrund einer dichten Quellenlage nun auch für den
ländlichen Raum lohnende Forschungsperspektiven. Dies gilt nicht nur für klassische Bereiche der
Landwirtschaftsgeschichte wie die regional sehr unterschiedliche Agrarverfassung und die Formen der agrarischen Produktion: Ackerbau und Viehzucht sowie Sonderkulturen wie Weinbau. Darüber hinaus lassen sich für den angegebenen Zeitraum aber auch zentrale Probleme wie Umwelt und Klima, Marktorientierung, Organisation und Alltag der Dorfgesellschaft, das ländliche Leben in der Kunst und andere zentrale Fragen genauer betrachten. Die Agrargeschichte erweist sich dabei gerade in landesgeschichtlicher Vertiefung als ein fruchtbares Arbeitsfeld der Mittelalterforschung. Der vorliegende Band bietet zahlreiche neue Ergebnisse, liefert aber auch vielfältige Anregungen für die weitere Erforschung der Agrargeschichte und der ländlichen Lebenswelt des späten Mittelalters.

Vorträge und Forschungen: Kleine Welten. Ländliche Gesellschaften im Karolingerreich
Bd. 87 (2019)
Der Band zeichnet ein neues Bild ländlicher Gesellschaften im Karolingerreich. Er beobachtet das Miteinander von Menschen in Räumen, die kleiner waren als die Grafschaft und die Diözese. Wie waren diese »kleinen Welten« angebunden an die große Politik? Wie wurden Ziele des Herrschers und der Eliten hierher vermittelt? Und wie wurden Anliegen der Menschen vor Ort wieder an den Hof getragen? Das Buch beleuchtet, mit welchen Quellenarten sich lokale Gesellschaften beobachten lassen (Archäologie, Formulae, Urkunden, Hagiographie, Polyptycha).
Ein zweiter Teil widmet sich den Mittlern zwischen dem Hof und den regionalen Eliten sowie der lokalen Ebene (wie Priestern und weltlichen Amtsträgern). Der dritte Teil enthält Regionalstudien zu Bayern, dem Mittelrhein, Alemannien, der Toskana sowie – über das Karolingerreich hinausblickend – zur Bretagne und zu Nordspanien.

Vorträge und Forschungen: Kirchenvogtei und adlige Herrschaftsbildung im europäischen Mittelalter
Bd. 86 (2019)
Die Vogtei in ihren vielfältigen Ausprägungen gehört zu den grundlegenden Strukturelementen der mittelalterlichen Herrschaftsordnung. Im europaweiten Prozess der Entstehung von Landesherrschaften
spielte sie – lateinisch »advocatia« – in verschiedenen Zusammenhängen eine Rolle. Von besonderem Interesse ist dabei die Kirchenvogtei im Kontext adliger Herrschaftsbildung.
Indes gehört diese trotz einer für den deutschen Sprachraum kaum noch überschaubaren Fülle von Einzeluntersuchungen noch immer zu den Themen der Mittelalter- und Landesgeschichtsforschung, die einer überregionalen Zusammenschau entbehren. Mit dem vorliegenden Tagungsband soll eben diese vergleichende Betrachtung im europäischen Rahmen versucht werden. Das erscheint umso reizvoller, als das Thema Kirchenvogtei in jüngerer Zeit auch in Westeuropa zunehmend Interesse findet.

Vorträge und Forschungen: Die römische Kurie und das Geld. Von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis zum frühen 14. Jahrhundert
Bd. 85 (2018)
Die »Geldgier« der römischen Kurie war ein weit verbreitetes Klischee und Gegenstand der Satire seit dem späten 11. Jahrhundert. Dies stellt einen Indikator für die vielfältigen Bemühungen des Papsttums dar, den kontinuierlich wachsenden Apparat der Kurie zu finanzieren, da die üblichen Einnahmen aus dem Patrimonium Petri nicht mehr zur Bewältigung der von außen herangetragenen Aufgaben genügten. In diesem Sammelband behandeln vierzehn ausgewiesene Fachleute mit Beiträgen in deutscher, französischer und englischer Sprache (und einer Übersetzung aus dem Italienischen) die Einnahmen und Ausgaben der Zentrale der lateinischen Christianitas mit ihren weitgespannten Herrschaftsansprüchen. Die Palette der Themen ist breit: Numismatisches, die heterogenen Finanzierungsquellen des Papsttums, die Rolle der Kaufleute-Bankiers aus Rom, Siena, Florenz und anderen mittel- und oberitalienischen Kommunen, die Finanzen der Kardinäle, die hohen Kosten der Legationen, Finanzierung der Politik in der Auseinandersetzung um das Königreich Sizilien, das kanonische Zinsverbot, und anderes mehr. Dabei ergibt sich als Resultat der Untersuchungen, dass die frühkapitalistische Geldwirtschaft des Mittelalters durch das Papsttum und die römische Kurie einen erheblichen Entwicklungsschub verzeichnete.

Vorträge und Forschungen: Die mittelalterliche Thronfolge im europäischen Vergleich
Bd. 84 (2017)
In den letzten Jahren hat sich auch der Blick auf das Mittelalter insgesamt gewandelt. Das europäische Mittelalter wird nicht mehr einfach nur als Vorgeschichte der Moderne begriffen, sondern als ganz eigenständige Epoche. In diesem Sinne kann man von einer anthropologischen Wende der Mediävistik sprechen, die sich auch nachhaltig auf die Themen der Verfassungsgeschichte ausgewirkt hat. Die Forschung konzentriert sich auf die personalen Beziehungen zwischen den verschiedenen Herrschaftsträgern, doch bleibt die Frage umstritten, bis zu welchem Grad man in dieser Zeit bereits zwischen der öffentlichen Funktion des Königs als überzeitlichem Repräsentanten des Gemeinwesens und seiner Eigenschaft als sterblicher Mensch zu unterscheiden wusste. Ein für die Verfassung mittelalterlicher Reiche zentraler Aspekt ist die Thronfolge, deren Dimensionen im vorliegenden Band vergleichend untersucht werden: die Rolle der Königin, die Funktion der Herrschersakralität oder das Phänomen strittiger Thronfolgen.

Vorträge und Forschungen: Maritimes Mittelalter. Meere als Kommunikationsräume
Bd. 83 (2016)
Die Geschichte der Meere wird im Hinblick auf das Mittelalter bisher meist als Geschichte von Spezialthemen (z.B.: Hanse; Wikinger) oder als Domäne besonderer Fachdisziplinen (Wirtschafts- bzw. Technikgeschichte) behandelt und wahrgenommen. Aus breiterer, komparatistischer Perspektive ist es allerdings angezeigt, das Meer nicht als Sondergebiet historischer Forschung, sondern als Teil der Erfahrungen und Vorstellungen der Menschen im mittelalterlichen Jahrtausend ernst zu nehmen. Die maritime Welt war keine separierte geographische
Zone, sondern untrennbarer Bestandteil der mittelalterlichen Geschichte überhaupt. Der Band
bietet mit Studien zu europäischen Binnengewässern (Nord- und Ostsee, Schwarzem Meer) und zu interkontinentalen Meeren (Mittelmeer, Atlantik und Indik) Wegweisendes aus mediävistischer, skandinavistischer, islamwissenschaftlicher und indologischer Perspektive. Die in den Beiträgen zum Ausdruck kommende Umkehrung der gebräuchlichen »terrestrischen« Perspektive trägt dazu bei, der Mittelalterforschung ungewohnte Einblicke zu öffnen.

Vorträge und Forschungen: Recht und Konsens im frühen Mittelalter
Bd. 82 (2017)
Gab es konsensual, d.h. unter verantwortlicher Mitwirkung der Großen getragene politische Entscheidungen im Frühmittelalter? Durchaus, und zwar vor allem im Bereich des Rechts. Weil die Rechtseinheit des römischen Imperiums im 5. Jh. mit der politischen Einheit verloren gegangen war, mussten die Rechtsordnungen der neuen gentilen Königreiche auf den Konsens der ethnisch und religiös heterogenen Bevölkerungsgruppen gegründet werden. Normsetzende Konzilsbeschlüsse fußten in theologischer Deutung auf dem inspirierten Wahrheitskonsens der Teilnehmer. Das Bild der sog. Völkerwanderungsepoche als kriegerischer Krisenzeit wird in diesem Band daher modifiziert durch die Beobachtung und Analyse vielfältiger Anwendungen des Konsenses als Prinzip der Herstellung von Recht und Legitimität. Als Überführung von Fremdbestimmung in Selbstzwang konnte er integrierend auf die neuen politischen Einheiten wirken, weil er ethnische und religiöse Differenzen zu überwinden half.

Vorträge und Forschungen: Mächtige Frauen?
Bd. 81 (2015)
Königinnen und Fürstinnen im europäischen Mittelalter (11. – 14. Jahrhundert)
Die Frage nach Macht und Herrschaft von hochadligen Frauen im Mittelalter ist in den letzten Jahrzehnten verstärkt in den Fokus der internationalen Forschung gerückt. Der Blick richtete sich dabei vor allem auf diejenigen Königinnen, denen es günstige familiäre und strukturelle Umstände ermöglichten, als regierende Königinnen hervorzutreten oder die Regentschaft für ihre abwesenden Gatten oder unmündigen Söhne auszuüben. Der vorliegende Band erweitert diesen von einem offenen Machtbegriff ausgehenden Diskurs durch die vergleichende Gegenüberstellung von Königinnen und Fürstinnen in verschiedenen Reichen und Regionen Europas im Hoch- und Spätmittelalter. Nach grundlegenden Überlegungen zur Frage, was Macht im Mittelalter bedeutet, folgen Beiträge zu Königinnen und Fürstinnen in den iberischen Reichen, in den Kreuzfahrerherrschaften, in England und Frankreich, in Oberitalien, den habsburgischen Gebieten im Südwesten des römisch-deutschen Reichs und in Tirol. Eigens betrachtet werden die Krönungsordines für Kaiserinnen und Königinnen, die Papstbriefe an Königinnen und Fürstinnen sowie die Bedeutung der geistlichen Fürstinnen vom 11. bis zum 14. Jahrhundert.

Vorträge und Forschungen: Gewalt und Widerstand in der politischen Kultur des späten Mittelalters
Bd. 80 (2015)
Physische Gewalt war Bestandteil der Ausübung von Macht und Gerichtsgewalt im Mittelalter. Als Androhung präsent, konnte auf sie demonstrativ verzichtet oder ihre Anwendung mit expressiver Deutlichkeit vorgenommen werden. Indem der Umgang mit Gewalt und die Legitimität von Herrschaftsausübung wechselseitig aufeinander bezogen blieben, spiegelte sich die Gewaltpraxis in Formen des Widerstands. Die Spezifik der Gewaltausübung gehört zu einer besonderen politischen Kultur, die sich von der modernen deutlich unterscheidet. Nicht um eine herrschaftstheoretische Definition von Gewalt geht es den dreizehn hier versammelten Beiträgen, sondern um die exemplarische Beschreibung von aussagekräftigen Einzelfällen und den internationalen wie interkulturellen Vergleich. Letzterem dienen Beispiele aus der Geschichte Europas und des arabisch-islamischen Raumes.

Vorträge und Forschungen: Das Konstanzer Konzil als europäisches Ereignis
Bd. 79 (2014)

Vorträge und Forschungen: Akkulturation im Mittelalter
Bd. 78 (2014)

Vorträge und Forschungen: Die Pfarrei im späten Mittelalter
Bd. 77 (2013)
Im späten Mittelalter war die Pfarrei für die meisten Menschen eine alltägliche Erfahrung. Die zahlreichen Pfarrkirchen in Stadt und Land fungierten nicht nur als Stätten von Gottesdienst und Seelsorge, sondern waren auch Schnittstellen zu vielen weltlichen Lebensbereichen. Die Beiträge dieses Bandes betrachten die Pfarrei deshalb aus ganz unterschiedlichen weltlichen wie kirchlichen Perspektiven und bieten viele neue Forschungsergebnisse zum Verhältnis von Kirche und Welt in den Jahrhunderten vor der Reformation.

Vorträge und Forschungen: Ausbildung und Verbreitung des Lehnwesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert
Bd. 76 (2013)
Ausbildung und Verbreitung des Lehnwesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert
Angesichts der scheinbar gesicherten Vorstellung eines bereits im 9. Jahrhundert von den Karolingern auf breiter Basis als Herrschaftsmittel eingesetzten Lehnswesens, das im 10. bis 13. Jahrhundert seine klassische Blütezeit erlebt habe, wirkte das 1994 erschienene Buch von Susan Reynolds »Fiefs and Vassals. The Medieval Evidence Reinterpreted« wie ein Schock. Ihrer Meinung nach hätten bisherige Historiker eine erst im 16. Jahrhundert durch juristische Systematisierung entstandene Vorstellung von einer engen Verknüpfung von Vasallität und Lehen auf die Verhältnisse des Früh- und Hochmittelalters übertragen. Das Buch von Susan Reynolds löste eine internationale Debatte um eine Neubewertung des Lehnswesens aus. Trotz zahlreicher Einwände im Detail blieb die Hauptthese bestehen und wurde auf mehreren Konferenzen diskutiert. Die Tagung »Ausbildung und Verbreitung des Lehnswesens im Reich und in Italien im 12. und 13. Jahrhundert« im April 2011 auf der Insel Reichenau setzte die Diskussion über eine Neubewertung des Lehnswesens fort und nahm dabei besonders das 12. und das 13. Jahrhundert in den Blick. Führende Mediävisten und Rechtshistoriker hinterfragen in dem vorliegenden Band gesicherte Handbuchmeinungen vom Lehnswesen im Umfeld des Papsttums, in Oberitalien und im Reich und machen neue Deutungen plausibel.

Vorträge und Forschungen: Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter
Bd. 75 (2011)
Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter
Öffentlichkeit ist nicht erst in der Moderne, sondern war bereits im europäischen Spätmittelalter ein Instrument der Informationsverbreitung in der Gesellschaft. Auch zeremonielle Inszenierungen an den Höfen waren Teil der politischen Kommunikation, mit der man sich über gegenseitige Ansprüche und Erwartungen austauschte und die eigenen Interessen zur Geltung brachte. Öffentlichkeit war konstitutiv für die Repräsentation politischen Handelns. Erst indem politische Akte, Verlautbarungen, Begegnungen und Entscheidungen öffentlich gemacht wurden, konnte es ihnen gelingen, den für ihre Umsetzung notwendigen Konsens, Zustimmung und Gefolgschaft zu finden. Politische Öffentlichkeit wurde damit zu einer entscheidenden Grundlage für die Stabilität und Geltung der gesellschaftlichen und herrschaftlichen Ordnung. Das Publikum bei Inszenierungen, die Adressaten der Akte politischen Handelns und Empfänger publizistischer und propagandistischer Veröffentlichungen waren häufig nicht identisch, sondern jeweils besondere „Teil-Öffentlichkeiten“ innerhalb der zeitgenössischen Gesellschaft. Die Beiträge des Bandes untersuchen die politische Öffentlichkeit des Spätmittelalters in verschiedenen disziplinären, medialen und funktionalen Kontexten und verdichten die vorgetragenen Forschungsergebnisse zu einer neuartigen Geschichte der politischen Kultur.

Vorträge und Forschungen: Böhmen und seine Nachbarn in der Přemyslidenzeit
Bd. 74 (2011)
Böhmen und seine Nachbarn in der Přemyslidenzeit
Die gesammelten Aufsätze zum Thema Böhmen und seine Nachbarn in der Přemyslidenzeit versuchen zu klären, wie es in Böhmen unter der rund vier Jahrhunderte umfassenden Herrschaft der Přemysliden-Dynastie (ca. 900 bis 1305) zu einer Reichsbildung kam, die einerseits die Grundlagen zu einer selbständigen Staatsbildung schuf und die sich andererseits in einem engen Interdependenzverhältnis zu den benachbarten Nationen vollzog. Die Felder, auf denen dies untersucht wird, sind die politischrechtlich-soziale Verfaßtheit des Landes, die Rolle der Kirche und der Kultbeziehungen, die Orientierung des Adels, die von Hegemoniebestrebungen der Přemyslidenfürsten gegenüber den polnischen und ungarischen Nachbarn geprägten »Außenbeziehungen« sowie das Verhältnis Böhmens und seiner Herrscher zu Kaiser und Reich. Darüber hinaus galt es, den wissenschaftspolitischen Versuch zu wagen, eine Diskursfähigkeit, wenn möglich eine Verständigung herzustellen zwischen Gelehrten, deren Weltbild und historiographische Tradition sich in den letzten beiden Jahrhunderten zunächst unter nationalstaatlicher, seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs eher unter westlich-‚bürgerlicher’ resp. östlich-marxistischer Prämisse in sehr unterschiedlicher Richtung entwickelt hatten und die unter dem Signum eines vereinten Europa zu einer Neuorientierung zu kommen suchen.

Vorträge und Forschungen: Beiträge zur Kulturgeschichte der Gelehrten im späten Mittelalter
Bd. 73 (2010)
Beiträge zur Kulturgeschichte der Gelehrten im späten Mittelalter
Gelehrte zeichnen sich nicht nur durch das Wissen aus, über das sie verfügen, sondern ebenso durch besondere Arten zu denken, zu argumentieren und zu leben. Sie prägen einen eigenen Habitus aus, der ihnen in ihrer Umwelt gleichermaßen Respekt verschafft und Anlass zu Kritik bietet. Auch wenn es bereits in den Jahrhunderten zuvor durchaus gelehrte Einzelpersonen gab, erlangt der kulturelle Typus des Gelehrten mit dem Aufschwung der wissenschaftlichen Schulen während des 12. Jahrhunderts eine Bedeutung, die er vormals zuletzt in der Antike gehabt hatte. Der Konstanzer Arbeitskreis versammelte während einer seiner Tagungen die einschlägigen Experten der spätmittelalterlichen Gelehrtenkultur und legt nun einen Band vor, der die lebensweltliche Bedeutung des "höheren" Wissens dokumentiert. Die Beiträge behandeln das literarische und ikonographische Bild von Gelehrten, ihr Familienleben, ihren Bücherbesitz und ihre Patronage-Strategien. Die Lebensentwürfe christlicher werden mit denen jüdischer und muslimischer Gelehrter verglichen.

Vorträge und Forschungen: Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters
Bd. 71 (2009)
Die Familie in der Gesellschaft des Mittelalters
In den vergangenen Jahren wurde intensiv über die Rolle der Familie in der heutigen Gesellschaft gestritten, so daß es schon aus diesem Grund gerechtfertigt erscheint, nach den Erscheinungsformen der Familie im Mittelalter zu fragen. Die Thematik ist auch deshalb als Desiderat anzusehen, weil sie in der deutschen Mediävistik bislang nicht allzu intensiv behandelt wurde. Bereits im Titel des Bandes wird das Konzept erkennbar, den Fokus auf die (Kern-)Familie zu richten, obwohl die mittelalterlichen Quellen für dieses Sozialgebilde keinen spezifischen Begriff kennen. Das aus dem Französischen stammende Lehnwort »Familie« wird bekanntlich erst seit dem 18. Jahrhundert im heutigen Sinn gebraucht. Gemäß der für die Konzeption des Tagungsbandes maßgebenden These gab es die Kernfamilie mit ihrem besonderen Bezugssystem zwischen Eltern und Kindern als anthropologische Konstante bereits im Mittelalter, doch war sie so eingebettet in größere Zusammenhänge, wie Haushalt mit Gesinde, Hofgesellschaft oder Verwandtschaftsverbände, daß sich kein eigener Begriff entwickeln konnte. Selbstverständlich wird damit nicht für eine unbefangene Übertragung der heutigen Vorstellungen von Familie auf das Mittelalter plädiert, doch wird das emotionale Beziehungssystem zwischen Familienangehörigen als eine Konstante betrachtet, die sich deutlich von den Bindungen an Mägde, Knechte, Hofleute oder entfernte Verwandte unterschied. Erst mit der zunehmenden Herauslösung der Kernfamilie aus diesen größeren Sozialverbänden in der Neuzeit ergab sich die Notwendigkeit für eine eigene Begrifflichkeit.
Der Band vereinigt interdisziplinäre Beiträge zur Darstellung der Familie in Kunst und Literatur, zur Analyse der Familien im Adel, im Bürgertum und in der bäuerlichen Gesellschaft. Weiterhin wird die Übertragung familiärer Vorstellungen auf andere personale Beziehungsnetze untersucht. Zum Vergleich der westeuropäischen Familienstrukturen mit solchen außerhalb des Okzidents dient ein Blick auf die Rjurikiden. Ein Beitrag zum Stand der historischen Familienforschung fünfundzwanzig Jahre nach dem Erscheinen von Jack Goodys wegweisendem Buch »Entwicklung von Ehe und Familie in Europa« und die bis in das Frühmittelalter ausgreifende Zusammenfassung runden den Band ab.

Vorträge und Forschungen: Von der Spätantike zum frühen Mittelalter: Kontinuitäten und Brüche, Konzeptionen und Befunde
Bd. 70 (2009)
Von der Spätantike zum frühen Mittelalter: Kontinuitäten und Brüche, Konzeptionen und Befunde
Von der Spätantike zum frühen Mittelalter – das Thema des Bandes betrifft ein klassisches »Problem historischer Periodenbildung«, zumal sich damit der Übergang von der antik-mediterranen zur westeuropäisch-nordalpinen Zivilisation verbindet. Diskutiert wurde es schon oft und mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen, nicht zuletzt aufgrund bestimmter ideologischer oder nationalistischer Prädispositionen oder ganz spezifischer Fokussierung. Es geht bei diesem Themenkreis also nicht zuletzt auch um das Problem der Theoriebildung und -kritik. Ziel der Frühjahrstagung 2007 war es, eine Bilanz der gerade in jüngster Zeit wiederbelebten Forschung über diesen vielschichtigen Transformationsprozess zu bieten – aus historischer, rechtshistorischer, sprachwissenschaftlicher und archäologischer Perspektive.

Vorträge und Forschungen: Heinrich IV.
Bd. 69 (2009)
Heinrich IV.
Die Urteile der Zeitgenossen über Kaiser Heinrich IV. unterscheiden sich signifikant von denen der modernen Forschung. In diesem Band wird der Versuch unternommen, den Gründen für diese Diskrepanz auf die Spur zu kommen. Ergebnis ist eine systematische Bewertung der Argumente, die zeitgenössische Anhänger wie Gegner Heinrichs für oder gegen ihn vorbrachten. Unabhängig von der Richtigkeit der Argumente ergibt sich so ein Zugang zum Verständnis des politischen Klimas der Zeit. Fundamentale Konflikte und Krisen der Herrschaft Heinrichs IV. lassen sich so in neuer Weise deuten.

Vorträge und Forschungen: Historische Landschaft - Kunstlandschaft? Der Oberrhein im späten Mittelalter
Bd. 68 (2008)
Historische Landschaft - Kunstlandschaft?
Der Oberrhein im späten Mittelalter
"Historische Landschaft" und "Kunstlandschaft" sind wissenschaftsgeschichtlich betrachtet höchst problematische Begriffe, da sie in einer Zeit entstanden, in der die Forschung von Konstanten ausging, welche die Bewohner bestimmter Regionen innerhalb großer Zeiträume geprägt haben sollen. Angeblich waren diese Konstanten durch die natürliche Beschaffenheit der Umwelt ebenso vorbestimmt wie durch den genetisch bedingten "Volkscharakter" der Bevölkerung innerhalb festumrissener Landstriche, was zu spezifischen Verhaltens- und Ausdrucksweisen geführt haben soll. Im Gegensatz dazu wird in den hier vorgelegten Beiträgen am Beispiel des geschichtlich wie kulturell facettenreichen Oberrheinraums dargelegt, daß die Vorgaben, anhand derer sich eine "Historische Landschaft" beziehungsweise eine "Kunstlandschaft" ausweisen läßt, nichts anderes als zeitbedingte Auswirkungen gut funktionierender Netzwerke darstellen, die sich nicht nur in sämtlichen Bereichen der Geschichte, sondern auch in der Kunstgeschichte nachweisen lassen. Hinzu kommt die Ausstrahlung regionaler Zentren, die sich in den davon berührten Gegenden in vielfältigen Lebensbereichen manifestiert. Beides führt zur Herausbildung von Merkmalen, die man als regionaltypisch innerhalb bestimmter Epochen und räumlich begrenzter Strukturen, keineswegs aber als konstante "Wesenheiten" für die Dauer langer Zeitabläufe betrachten darf.