Bd. 94 (2023): Vorträge und Forschungen: Klangräume des Mittelalters
(vorerst nur Inhaltsverzeichnis)
Die Sinne haben in der jüngeren Mittelalterforschung Konjunktur. Immer häufiger werden sie zu Gegenstand kulturgeschichtlicher Studien, die noch kaum erforschte, hoch anregende Fragen aufwerfen: In welchem Maße und auf welche Weisen waren das Sehen und Hören, das Schmecken, Tasten und Riechen kulturell kodiert? Welche gesellschaftlichen Funktionen erfüllten Bilder, Geräusche, Gerüche? Im Fokus der dreizehn Aufsätze dieses Sammelbandes steht das weite Feld der mittelalterlichen Akustik. Die Autorinnen und Autoren erforschen zeitgenössische Haltungen zu Lärm und Schweigen; sie untersuchen den Einsatz von Geräuschen als Mittel der Repräsentation, der gesellschaftlichen Ordnung, der Anziehung und Abstoßung; und sie analysieren, wie im Mittelalter die Erzeugung und Wahrnehmung von Klängen besprochen, beschrieben, gemalt, gedeutet wurden. Die Beiträge liefern Einblicke in entfernte Räume – von Byzanz im Osten bis zur Iberischen Halbinsel im Westen, von Mitteleuropa bis in den Nahen Osten. Sie untersuchen Akustik aus der Perspektive unterschiedlicher historischer Teildisziplinen – der Geschichtswissenschaft und der Rechtsgeschichte, der Literaturwissenschaft, der Kunst- und der Musikgeschichte. Dadurch entsteht eine multidimensionale Bestandsaufnahme eines noch jungen Forschungsfeldes mit hohem Erkenntnispotential.