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Fragen der politischen Integration im mittelalterlichen Europa
Der vorliegende Band bietet zwanzig Beiträge, in denen das aktuelle Thema der »Politischen Integration« auf seine mittelalterliche Vorgeschichte hin untersucht wird. Das Zusammenbinden von Herrschaften, Ländern, Königreichen zu einem Ganzen, das mehr als nur die Summe der Einzelteile bildete, erfolgte selten nach einem strategisch konzipierten Plan, aber es läßt sich in den meisten der hier aufgeführten Beispiele gut nachzeichnen. Damit leistet dieser Sammelband einen Beitrag zu einer Verfassungsgeschichte Europas, deren Wurzeln sich weit ins Mittelalter zurückverfolgen lassen.

Die deutschsprachige Mediävistik im 20. Jahrhundert
Was hat die deutsche Mittelalterforschung im Laufe des 20. Jahrhunderts beschäftigt, und worin unterschied sie sich von der Mediävistik in anderen Ländern? Wie hat sie auf gesellschaftlichen Wandel und politische Umbrüche reagiert, sich den Herausforderungen oder Zumutungen des wechselnden Zeitgeistes geöffnet, gar selbst Anstöße für das allgemeine Bewußtsein gegeben? Wie haben sich ihre materiellen Rahmenbedingungen, ihre Arbeitsformen und ihre öffentliche Beachtung verändert? Zehn Autoren geben Antworten aus ganz verschiedenen Blickwinkeln.

Spätmittelalterliches Landesbewußtsein in Deutschland
Mit der Frage nach der Bedeutung und den Inhalten, aber auch der Tragfähigkeit des Begriffes »Landesbewußtsein« für die unterschiedlichen Formen regionaler Identität im spätmittelalterlichen Deutschland greift der Band die lebhafte Forschungsdiskussion zur regionalen Identitätsbildung im Spätmittelalter auf. Er verbindet in Kombination repräsentativer Fallstudien und vergleichender systematischer Analyse die Einzeluntersuchung ausgewählter Beispiele (Schwaben, Westfalen, Österreich, Niederlande, die Rheinlande, Schlesien sowie Flandern als aufschlußreichem Vergleichsbeispiel außerhalb des Reiches) mit übergreifenden Beiträgen zum spätmittelalterlichen Landesbegriff, zur Landesgeschichtsschreibung des deutschen und europäischen Humanismus und zum europäischen Vergleichshorizont der deutschen Länder.

Gesandschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa
Der diplomatische Verkehr, der die politischen Beziehungen zwischen den Mächten des mittelalterlichen Europa mit geprägt hat, ist von der historischen Forschung nicht in gleicher Weise beachtet worden wie andere Themen. Insbesondere fehlt es an vergleichenden Untersuchungen. Die Beiträge dieses Bandes versuchen dem Thema in doppelter Weise gerecht zu werden, indem sie zum einen nach den allgemeinen Rahmenbedingungen des Gesandten- und Botenwesens fragen, z.B. nach den beteiligten Personen, den äußeren Voraussetzungen und Örtlichkeiten der Verhandlungen, den Modalitäten der Kommunikation, insbesondere der Verhandlungssprache, den rechtlichen und zeremoniellen Formen. Zum anderen wird die spätmittelalterliche Praxis an unterschiedlichen Fallbeispielen vorgeführt, z.B. aus dem politischen Umfeld der europäischen Monarchien, der Eidgenossenschaft und der Hanse, der römischen Kurie, der Republik Venedig und von Byzanz.

Das Reich und Polen. Parallelen, Interaktionen und Formen der Akkulturation im hohen und späten Mittelalter
Was verbindet Deutsche und Polen seit dem Mittelalter? Wo liegen die Gemeinsamkeiten, wo die Unterschiede in der historischen Entwicklung Deutschlands und Polens vor der Neuzeit? Und wie ordnen sich die Wege beider Großreiche in den Zusammenhang der Entstehung Europas im Spätmittelalter ein? Ein Konsortium deutscher und polnischer Forscher geht diesen und weiteren Fragen nach. Ziel ist es, immer noch bestehende Wissensdefizite um die gewachsenen "Ostbindungen" des deutschen Reichs seit dem Hochmittelalter zu beseitigen. Behandelt werden Themen, die aussagekräftig sind für deutsche, polnische und europäische Belange: Adelskultur, Kirchenstruktur, Heiligenverehrung, ethnischer Pluralismus, dazu politische, religiöse, künstlerische und wissenschaftliche Kontakte über den nationalen Rahmen hinweg. Mit der Blickrichtung auf Interaktionen und kulturelle Austauschprozesse werden sachlich und methodisch neue Anstöße vermittelt. Es zeigt sich, daß deutsche Geschichte ohne Berücksichtigung der Kontakte mit den östlichen Nachbarn nicht zu verstehen ist. Der Reichtum der deutschpolnischen Beziehungsgeschichte des Mittelalters vermag so ein Fundament auch für die politische Reflexion der Gegenwart zu bilden.

Armut im Mittelalter
In Zusammenarbeit von Historikern mit Vertretern der Kunstgeschichte und der Literaturwissenschaft erörtern die Beiträge des vorliegenden Bandes die Bedingungen der Entstehung von Armut im Mittelalter, die »Kultur« der Armen, ihre Mentalitäten und Lebensformen und die Deutungen der Armut durch jene, die nicht arm waren.


Deutschland und der Westen Europas im Mittelalter
Die Frage nach den Beziehungen der Mitte Europas zu dessen westlichen Gebieten muß im Zeitalter der sich vergrößernden Europäischen Union in einem umfassenden Sinne neu gestellt werden. Das gelingt nicht durch die Addition von Spezialuntersuchungen zu Einzelproblemen, sondern nur durch eine breit angelegte Synthese verschiedener Ansätze im Zusammenwirken mehrerer Disziplinen. Alle Beiträge des Bandes gehen deshalb der Frage nach, unter welchen Umständen und auf welchen Wegen sich jener Akkulturationsprozeß vollzogen hat, der das mittelalterliche Europa hervorgebracht hat.

Ausgewählte Aufsätze von František Graus
František Graus (1921-1989) lehrte in Prag, Gießen und Basel Mittelalterliche Geschichte. Seine Forschungen umfaßten ein ungewöhnlich breites Spektrum von Themen der Sozial- und Kulturgeschichte, der Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte vom frühen bis zum späten Mittelalter. Besonderes Gewicht kommt in seinem Werk aus ebenso biographischen Gründen wie übergeordneten Interessen der Geschichte der Juden zu. In der deutschsprachigen Wissenschaftslandschaft hat er so bahnbrechend gewirkt, daß die Rezeption seiner Arbeiten immer wieder neu gerade in jenen Gebieten zu beobachten ist, die in diesem Band mit einigen Beispielen vertreten sind und die ihm selbst am Herzen lagen: Hagiographie Tradition Geschichtsschreibung; Verfassungsgeschichte; Juden und Randgruppen; Mentalität und Krise.
Zwischen Nicht-Adel und Adel
Der vorliegende Band befaßt sich mit sozialer Dynamik im späten Mittelalter, des näheren mit Adel in statu nascendi. Gefragt wird u. a. nach dem Werden von Oberund Führungsschichten auf dem Lande und in der Stadt, nach Wegen und Instrumentarien ihres Erfolgs, nach den Merkmalen sozialer Distanz nach unten und nach oben sowie nach der Kohärenz in der Gruppe und nach sonstigen Gesichtspunkten, die für den Aufstieg in den Adel respektive für den Niedergang aus der Oberschicht von Bedeutung sind. Die in diesem Band erstmals überregional thematisierte Grauzone zwischen Adel und Nicht-Adel verdient auch künftig die Aufmerksamkeit der Forschung.

Schwaben und Italien im Hochmittelalter
Schwaben und Italien sind zwei aneinander angrenzende Gebiete, die durch das ganze Mittelalter hindurch im permanenten kulturellen, geistigen und wirtschaftlichen Austausch standen. Beide gehörten zum fränkischkarolingischen Großreich, in dessen Auflösungsprozeß sich jedoch im Verlauf des 10. Jahrhunderts im Regnum Italiae wie im Herzogtum Schwaben politische Strukturen und schließlich auch eigenständige Traditionen herausbildeten, die in die "Italienpolitik" der deutschen Könige einmündeten. Die gemeinsamen politischen Herrschaftsformen waren verbindende Elemente über die Sprachgrenzen hinweg, und erst allmählich haben die verschiedenartigen sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten einen Bewußtseinswandel hier wie dort herbeigeführt. Vor allem im Verlaufe des 11. und 12. Jahrhunderts vollzog sich der Wandel in der Sicht des "Anderen".

Formen und Funktionen öffentlicher Kommunikation im Mittelalter
Das Mittelalter hat eine Kultur der Inszenierung, der »Performance« entwickelt, die modernen Menschen fremd ist und die sie eher negativ bewerten. Es gilt aber zunächst zu verstehen, welche Leistung diese Kommunikation mittels Gesten, Gebärden und Ritualen erbrachte, die im Mittelalter weit vor dem verbalen Diskurs die öffentliche Kommunikation bestimmte. Es gab ein Arsenal von Zeichen für Uber- wie für Unterordnung oder auch für Gleichrangigkeit. Dergestalt rituelle Kommunikation bewirkte eine stete Selbstvergewisserung der Beteiligten über ihre Beziehungen; sie begründete aber auch die Verpflichtung, sich dem Gezeigten gemäß zu verhalten, und trug so nicht unwesentlich zur Stabilisierung der Ordnungen bei.

Entwicklung und Strukturen 1951 – 2001
Der fünfzigste Jahrestag der Entstehung des Konstanzer Arbeitskreises bot den Anlaß, die längst erwünschte Geschichte dieser Institution vorzulegen. Traute Endemann geht der Vorgeschichte und den Anfängen nach und zeigt konzeptionelle Ursprünge und personale Vernetzungen auf, die bis in die dreißiger Jahre zurückgehen. In weiteren Kapiteln schildert sie die Tagungen, Probleme um die Institutionalisierung und Selbstverständnis sowie Selbstdarstellung des »Konstanzer Kreises«, der sich um Theodor Mayer gebildet hatte. Sie stellt die inneren Strukturen des Konstanzer Arbeitskreises dar und beschreibt Entwicklung und Veränderungen, die er seit 1968 insbesondere unter dem Vorsitz Helmut Beumanns (1972 – 1988) erfuhr. Die besondere Note dieser Darstellung liegt in der Verbindung von Insiderwissen mit systematischer Quellenarbeit und ausgreifender Literaturkenntnis.

Die Mitglieder und ihr Werk. Eine bio-bibliographische Dokumentation.
Im Oktober 2001 feiert der »Konstanzer Arbeitskreis für mittelalterliche Geschichte« sein fünfzigjähriges Bestehen. Was als Institut für die Geschichte des BodenseeRaums begonnen hat, ist heute eine Institution der europäischen Mediävistik: Der Verein widmet sich zweimal im Jahr auf mehrtägigen, thematisch gefaßten Sitzungen der Erforschung des Mittelalters in der ganzen Breite seiner Aspekte. Die überarbeiteten Tagungsbeiträge erscheinen in der Schriftenreihe der "Vorträge und Forschungen", die im Jan Thorbecke Verlag erscheint und mittlerweile über fünfzig Bände umfaßt. In diesem Band werden die bisher fünfundfünfzig Mitglieder des Arbeitskreises mit biobibliographischen Einträgen vorgestellt. Aus den reichhaltigen bibliographischen Nachweisen eröffnen sich ganz neue Aspekte im individuellen wie auch kollektiven Werk namhafter Forscher.


Vorträge und Forschungen: Ausgewählte Aufsätze von Hans Patze
Der Band vereint 22 Aufsätze des bekannten Mediävisten, Landes- und Verfassungshistorikers Hans Patze (1919-1995). Das Themenspektrum reicht von übergreifenden, grundsätzlichen Beiträgen zur aktuellen Situation der Landesgeschichtsforschung bis hin zu Patzes wegweisenden Studien zur Reichsgeschichte, den großen Dynastien und den landesherrlichen Residenzen im Spätmittelalter. Neben der beeindruckenden thematischen Weite macht die Aufsatzsammlung die imponierende methodische Vielfalt deutlich, die den landesgeschichtlichen Ansatz Hans Patzes auszeichnete, und zeigt zugleich, welche entscheidenden Neuanstöße von den Arbeiten Patzes für die deutsche und internationale Mediävistik ausgingen.

Raumerfassung und Raumbewußtsein im späteren Mittelalter
Geschichte und Geographie sind wirkende Kräfte im europäischen Mittelalter. Wie sie ineinandergreifen, ist ein vieldiskutiertes Thema der Forschung. Im vorliegenden Band untersuchen Fachleute die vielfältigen Formen solcher Verflechtung am Beispiel der wichtigsten historischen Phänomene, der abendländischen Kirche, der großen Monarchie und der Stadt. Auch wird dargelegt, wie christliches Heilswissen und wiederentdeckte antike Wissenschaft mittelalterlicher Geographie gegenüber getreten sind.

Deutscher Königshof, Hoftag und Reichstag im späteren Mittelalter
Vom deutschen Königshof, Hoftag und Reichstag des späteren Mittelalters wird heute in ganz neuer Form gesprochen. Im vorliegenden Band legen Fachkenner dar, wie das Zentrum der älteren deutschen politischen Geschichte und Verfassungsgeschichte – der Herrscherhof – beschaffen war, wie er wirkte und wie sich am Ende des Mittelalters ein zweites Zentrum – der Reichstag – konkurrierend entfaltet hat. Damit wird auch dem europäischen Vergleich ein neues Stoffgebiet erschlossen.

Juden und Christen zur Zeit der Kreuzzüge
Das Gedenken an die Verfolgungen zur Zeit des Ersten Kreuzzuges vor 900 Jahren gab Anlaß, die Relevanz der Geschichte der Juden nicht nur für die deutsche, sondern auch für die europäische und insgesamt christliche Geschichte in den Blick der Forschung zu rücken. Zu diesem Zweck bot die Frühjahrstagung des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte e.V. erstmals führenden internationalen Experten ein Forum, die vielfältigen Implikationen und Folgeerscheinungen der Kreuzzüge im Hinblick auf das Beziehungsgeflecht von Juden und Christen auf der Grundlage der christlichen und hebräischen Quellen zu diskutieren. Der Band demonstriert, daß Bemühungen um die Rekonstruktion europäischer Geschichte im Mittelalter ohne Einbeziehung der Juden nicht nur in wesentlichen Bereichen unvollständig bleiben, sondern darüber hinaus wichtige Zusammenhänge verfehlen.

Im vorliegenden Band stellen sich Vertreter der Kunstgeschichte und der mittelalterlichen Geschichte der Aufgabe, Spezifika ottonischer Herrschaftsausübung herauszuarbeiten. Die gemeinsame Arbeit steht unter dem Leitbegriff der Herrschaftsrepräsentation. Öffentliche repräsentative Auftritte der Herrscher und des Herrschaftsverbandes werden diskutiert mit dem Ziel, ihren Beitrag zum Funktionieren mittelalterlicher Ordnung neu zu ermessen. Überlieferungsbasis dieser Bemühungen sind sowohl Texte wie auch Bilder und Bauten. Aufgeworfen werden damit auch methodische Grundfragen nicht nur der mittelalterlichen Geschichte, so insbesondere das Problem des Verhältnisses von Text und Bild zum geschichtlichen Geschehen.

Toleranz im Mittelalter
Der Band enthält 14 Abhandlungen, von denen die meisten während der Herbsttagung 1994 des Konstanzer Arbeitskreises für mittelalterliche Geschichte auf der Insel Reichenau vorgetragen und diskutiert wurden, nun aber in überarbeiteter und erweiteter, mit wissenschaftlichem Apparat versehener Fassung vorliegen. Es geht um die intellektuellen und rechtlichen Möglichkeiten von Toleranz im Mittelalter. Dabei ist der Begriff bewußt weit gefaßt und meint das verträgliche Zusammenleben von Menschen nicht nur verschiedener Religion und Konfession, sondern auch verschiedenen Volkstums, allgemein also die Akzeptanz des Fremden. So kommen die Kreuzfahrerstaaten ins Blickfeld und das normannische Königreich Sizilien, werden die Autonomierechte deutscher Kolonisten in Ost- und Südosteuropa ins Visier genommen, geht es um die Union zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche und um den Frieden im hussitischen Böhmen; selbst das Zeitalter des Investiturstreites wird nach toleranten Regungen untersucht. Daß die Lage des Judentums nicht nur in dem vorgesehenen Beitrag, sondern von mehreren Referenten en passant angesprochen wurde, mag durch eine besondere Sensibilisierung für dieses Thema verursacht worden sein. Drei Studien befassen sich grundsätzlich mit dem Begriff Toleranz.

Geblüt – Herrschaft – Geschlechterbewußtsein. Grundfragen zum Verständnis des Adels im Mittelalter
Der leitende Aspekt der »Grundfragen« ist die wechselseitige Bezogenheit von Adel und Königtum: königliches Geblüt als Leitstern adeligen Geblütsdenkens, königliche Herrschaft als Vorbild adeliger Herrschaft, das Königtum als »höchste Verwirklichung des Geblüts«, »höchste Herrschaft« und »die früheste Gestaltwerdung adligen Geschlechts«. Durch diese Orientierung am Königtum sieht Schmid die Geschichte des Adels in Bewegung gehalten. Die Untersuchungen über das Verhältnis der stirps regia zum Adel sind daher von zentraler Bedeutung. Schmid zeigt, daß die je unterschiedlichen Lösungen des Problems, wie das Königtum den Adel gleichzeitig an sich zieht und auf Distanz hält, die Epochen des Königtums wie des Adels gliedern. Geblüt, Herrschaft und Geschlechterbewußtsein – diese Leitbegriffe gliedern die Arbeit – bezeichnen keine statischen Elemente. Schmid kommt es darauf an, die Bewegungen herauszuarbeiten, die die Geschichte des Adels ausmachen und die sich sowohl in unterschiedlichen Stufen der Ausprägung dieser drei Elemente selbst wie auch ihres Verhältnisses zueinander manifestieren. Schmid zielt nicht eigentlich auf eine Geschichte des Adels, sondern auf Einsichten in die Geschichtlichkeit von Adel.

Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter
Was ist Frieden? Wie entsteht er? Wer errichtet ihn und sorgt für seinen Fortbestand? Mit welchen Mitteln? Die Fragen sind so alt wie die menschliche Geschichte, deren Friedlosigkeit das Dasein durchsetzt wie der Sauerteig das Brot. Sich ihnen zuzuwenden, bedarf keiner speziellen Begründung. Sie sollten im vorliegenden Band in grundsätzlicher und exemplarischer Weise angegangen werden, keineswegs nur rechts- und verfassungsgeschichtlich, aber auch nicht ausschließlich ideengeschichtlich. Angestrebt war ferner der überregionale, europäische Vergleich, der sich indessen nur auf Fallbeispiele beschränken konnte, deren jedes für ein ganzes Bündel verwandter Fragestellungen herhalten mußte. Zu achten war außerdem auf die Wechselwirkung zwischen den ideelltheoretischen und den praktisch-institutionellen Seiten des Friedens.

Politik und Heiligenverehrung im Hochmittelalter
Der Band vereint die Ergebnisse zweier Reichenau Tagungen der Jahre 1990 und 1991, auf denen Fachleute aus Deutschland, England, Italien, Polen und Ungarn Phänomene der politischen Heiligenverehrung vorrangig aus der Sichtweise von Geschichte, Recht und Theologie erörterten. Im Vordergrund des Interesses steht dabei die Untersuchung und Bestimmung der Funktion von Heiligenkulten im politischen Denken und Handeln sowie des Anteils und der Formen ihrer Inanspruchnahme im Rahmen politischer Zielsetzungen und bewußtseinsbildender Prozesse. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich von Südwesteuropa bis in den byzantinisch-ostkirchlichen Raum. Die Fragestellung erfaßt die Relationen von Politik und Kult sowohl in den großen monarchischen Herrschaftsverbänden als auch in der kommunalen Welt Italiens und in den Territorien des mittelalterlichen Reiches.