Eine karolingerzeitliche Thronlehne aus Mainz. Erneut zur Deutung der umstrittenen Steinplatte mit Rankenreliefs aus der Stadionerhofstraße
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Abstract
Das Fragment einer mit Rankenreliefs verzierten Kalksteinplatte, die 1911 in der Mainzer Stadionerhofstraße zutage gekommen war, galt bisher als Seitenlehne eines Thrones. Kürzlich wurde sie von E. Tóth als Überrest einer rechteckigen,
»pannonischen« Tischplatte des 2./3. Jahrhunderts gedeutet, für die eine Breitseite mit kleinem, halb- oder dreiviertelkreisförmigem Segment sowie eine grob behauene, rückwärtige Breitseite typisch waren. Von ihnen unterscheidet sich
die Mainzer Platte aber nicht nur durch die außergewöhnliche Größe ihres Segments, dessen Innenkante zudem als Einzige mit Reliefs verziert ist, sondern auch durch eine völlig glatte Kante, die als Standfl äche diente. Es kann sich daher nur um die viertelkreisförmig gekehlte Seitenlehne eines Thrones handeln, die durch ihre Form sowie die Spiralrankenreliefs auf ihren Oberkanten in die Karolingerzeit (Mitte bis 2. Hälfte des 8. Jhs.) datiert wird. Als Teil eines steinernen, also ortsfesten Herrscherthrones, der dem Aachener Kaiserthron in Form und Machart gleicht, ist sie ein archäologisches Indiz dafür, dass in Mainz eine Pfalz Karls des Großen gestanden haben dürfte.