Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts – die Entlarvung eines »Kunstkrimis aus der deutschen Kaiserzeit«, der keiner war
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Abstract
Bauarbeiter entdeckten 1880 im verschütteten Steinkeller eines alten Hauses der Mainzer Innenstadt einen Schatz aus 25 reich verzierten, goldenen Schmuckstücken des 11. Jahrhunderts, den O. von Falke 1913 publiziert und der Kaiserin Gisela (1027-1043) zugeschrieben hat. Neuesten Thesen einer Darmstädter Sonderausstellung zufolge sollen die Juwelen aber nicht in Mainz, sondern wahrscheinlich auf einem Acker bei Wiesbaden gefunden worden und keine Bestandteile eines Schatzes gewesen sein. Drei Schmuckstücke mit Insigniencharakter seien sogar 1887 eigens gefälscht worden, um Kaiser Wilhelm II. dazu zu bewegen, das Ensemble für einen enorm überhöhten Preis anzukaufen. Alle Thesen werden im Aufsatz widerlegt. Demnach handelte es sich um einen Schatz kostbarster Juwelen, die mehrheitlich aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammten, in der Schatzkammer eines Steingebäudes im Gelände der karolingischen Mainzer Königspfalz gelegen und sich daher wohl in königlichem Besitz befunden hatten.