Neues zum Mainzer Goldschatz des 11. Jahrhunderts (Teil 2)
Identifier (Artikel)
Abstract
Von einem Schatz aus 25 kostbaren, goldenen Juwelen des 11. bis frühen 12. Jahrhunderts, der 1880 von Kanalbauarbeitern in der Mainzer Innenstadt entdeckt worden war, ist damals nur die große, durchbrochene Adlerscheibenfibel (»Giselafibel«) veröffentlicht worden. Erst jetzt zeigt sich, dass der Mainzer Goldschmied J. Kirstein nicht nur sie, sondern sämtliche Schmuckstücke angekauft, aber den Umfang des Schatzes und seine Fundstelle bis 1912 verheimlicht hatte. Demnach lagen die Juwelen nicht im kleinen Tresor eines bürgerlichen Wohnhauses, sondern in einer großen, begehbaren Schatzkammer unter dem Steinkeller eines turmartigen Gebäudes mit fast 1 m dicken Mauern, das aus dem 11./12. Jahrhundert stammt und nur vom Adel errichtet worden sein kann.
Dieser Bau stand auf bevorzugtem, hochwasserfreiem Gelände der Innenstadt inmitten einer erstaunlichen Konzentration von wertvollsten, teils einzigartigen archäologischen Funden, die in Mittel- und Westeuropa einmalig ist. Da dazu auch das Fragment eines Königthrones aus dem späten 8. Jahrhundert gehört, dürfte diese Fundkonzentration kein belangloser Zufall, sondern historisch interpretierbar sein. Sie weist auf die Lage der Mainzer Königspfalz hin, von der die Schriftquellen des 11./12. Jahrhunderts lediglich die Existenz bezeugten.