An 8th-Century Mayen Ware Pitcher Found in Ribe (Syddanmark / DK)
Identifier (Artikel)
Abstract
Bei Ausgrabungen auf dem Friedhof des frühmittelalterlichen Handelszentrums von Ribe wurde im Jahr 2015 eine vollständig erhaltene Kanne gefunden. Mittels typologischer Vergleiche wurde sie als Kleeblattkanne identifiziert, die wahrscheinlich in Mayen oder Umgebung im 8. Jahrhundert hergestellt wurde. Weitere Analysen des Inhalts der Kanne ergaben, dass sie als Urne für die Bestattung der eingeäscherten Überreste eines kleinen Kindes verwendet wurde, das vermutlich jünger als zwei Jahre war. Die Überreste wurden von Glasperlen sowie den Fragmenten eines Kamms und Kammfutterals begleitet. Die Radiokohlenstoffdatierung des Inhalts stützt die typologische Datierung der Artefakte und des Krugs in das 8. Jahrhundert. Überreste von Feuerbestattungen in Urnen werden durch andere Beispiele auf dem frühen Friedhof von Ribe belegt, obwohl Feuerbestattungen in Gruben und Leichenbestattungen in Form einfacher Erdgräber häufiger vorkommen. Diese Bestattungspraktiken weisen starke Ähnlichkeiten mit jenen auf, die entlang der ost- und nordfriesischen Küste dokumentiert sind. Die Kanne selbst ist in Skandinavien bislang einzigartig. Mayener Keramik ist im Nordseekontext im Vergleich zu späteren Keramikprodukten aus der Kölner Bucht, wie Badorfer und Pingsdorfer Ware, relativ selten. Sie zeigt jedoch eine deutliche Präsenz in frühen Emporia und gehört zu den frühesten Beispielen des Töpferhandels aus dieser Region. Die Handelsbeziehungen zwischen Ribe und der Kölner Bucht werden durch eine Reihe importierter Waren bestätigt, darunter Badorfer Töpferwaren, Glasgefäße und Quernsteine aus Niedermendiger Basalt. Zusammen mit der auf dem Friedhof geborgenen Kanne zeugen diese Funde von den Handelskontakten und dem kulturellen Austausch zwischen Ribe, Friesland und dem Mittelrhein im 8. Jahrhundert.