New Evidence on the Late Viking-Age Burial Rituals in the Volga-Oka Region: Excavations at Shekshovo / RU
Identifier (Artikel)
Abstract
Neue Erkenntnisse zu den spätwikingerzeitlichen Bestattungsrituale im Wolga-Oka-Gebiet: Ausgrabungen in Šekšovo / RU
Die Bestattungssitten in der Rus’ des 10. bis 12. Jahrhunderts werden traditionell mit Grabhügeln bzw. mit Hügelgräberfeldern in Zusammenhang gebracht, doch lässt sich diese Vorstellung vor allem auf die Grabungsberichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts zurückführen. In diesem Beitrag werden neue Erkenntnisse zu den spätwikingerzeitlichen Bestattungsritualen im Wolga-Oka-Gebiet vorgelegt. Diese Daten wurden durch jüngste Feldforschungen in einem der Gräberfelder des Gebiets – Gräberfeld Šekšovo – gewonnen, das bereits im Jahr 1852 ausgegraben worden war und als vollständig zerstört galt. Dank der geophysikalischen Untersuchungen im Rahmen der jüngsten Grabungskampagnen konnten auch Brandschüttungsgräber auf der Erdoberfläche mit verstreuten kalzinierten Knochen identifiziert sowie die Struktur des Gräberfeldes rekonstruiert werden. Im Lichte der jüngsten Ausgrabungen erweist sich das Gräberfeld nicht wie früher angenommen als reines Hügelgräberfeld, sondern als ein komplexes Ensemble aus Brandschüttungs- und Brandgrubengräbern sowie Grabhügeln. Die Vielfalt der Bestattungsrituale spiegelt einerseits die Instabilität und Variabilität kultureller Normen (besonders in der zweiten Hälfte des 10. und 11. Jahrhunderts) sowie andererseits den allgemeinen Wandel der Kultur der Rus’ im 11. Jahrhundert wider, die sich durch eine Abkehr von der Feuer- zur Körperbestattung und einen Rückgang in der Zahl der Grabbeigaben auszeichnet.