Penelopes »Schwestern« – zur Interpretation römischer Webstuhldarstellungen

  • Gisela Michel (Autor/in)

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Abstract

Der schriftlichen Überlieferung zufolge übernahmen die Römer während der Kaiserzeit den Zweibaumwebstuhl, weil er im Vergleich zum traditionellen Gewichtswebstuhl als fortschrittlicher galt. Inwieweit der Zweibaumwebstuhl den Gewichtswebstuhl tatsächlich verdrängte, ist in der Forschung trotzdem immer noch nicht hinreichend geklärt. Es gibt archäologische Hinweise darauf, dass die Entwicklung in den einzelnen Provinzen unterschiedlich bzw. anders verlief, als es die Schriftquellen nahelegen, und dass sich der Zweibaumwebstuhl eher neben dem Gewichtswebstuhl etablierte, anstatt diesen abzulösen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die römischen Bilddenkmäler das Verdrängen des Gewichtswebstuhles durch den Zweibaumwebstuhl dokumentieren. Stattdessen lässt sich das Motiv des Zweibaumwebstuhles als Topos für herausragende Fertigkeiten in der Webkunst interpretieren, denn er eignet sich besonders zur Herstellung anspruchsvoller Buntwirkereien, deren Beherrschung zu den weiblichen Tugenden zählte, ein Ideal, das bis in das Mittelalter hinein seine Gültigkeit bewahrte.

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Veröffentlicht
2020-09-01
Sprache
de
Beitragende/r oder Sponsor
RGZM