Kartierung, Beschreibung und Interpretation der „Pottsteine“ – Ein Projekt zur Archäologie der Gegenwart
Identifier (Artikel)
Abstract
Bei „Pottsteinen“ handelt es sich um farbig bemalte Steine, die seit dem Jahr 2020 von den Mitgliedern einer rund 25.000 Personen umfassenden Gruppe innerhalb des sozialen Netzwerks Facebook in den urbanen Räumen des Ruhrgebiets und darüber hinaus ausgelegt sowie online gepostet werden. Ziel dieser Aktivitäten ist das Transportieren positiver Botschaften. Im Rahmen einer universitären Lehrveranstaltung wurden diese Steine 2022 als rezente Bodenfunde klassifiziert und mit archäologischen Methoden kartiert. Als Ort der Untersuchung wurde das Gelände des UNESCO-Welterbes Zollverein in Essen, Nordrhein-Westfalen, ausgewählt. Dort lassen die sich von den Gruppenmitgliedern besonders stark frequentierten Areale anhand der räumlichen Verteilung der Stein nachvollziehen. Ergänzend wurden unter Zuhilfenahme von Methoden anderer Disziplinen Informationen aus dem Feed der fb-Gruppe ausgewertet, die Aufschluss über die Motivik der Steine, die Motivation der Gruppenmitglieder und der Gruppendynamiken geben. Das Projekt versteht sich insbesondere als Beitrag der Archäologie der Gegenwart zur Erforschung eines beispielhaft ausgewählten öffentlichen Raums, der von den Akteuren der Gruppe durch private Spuren in Form bewusst deponierter materieller Hinterlassenschaften fortlaufend mitgeprägt wird. Die Studie zeigt, ausgehend von einem archäologischen Ansatz, exemplarisch eine der zahlreichen, von unterschiedlichen Interessensgemeinschaften genutzten Nischen auf, die sich im Laufe weniger Jahre im ursprünglich von der öffentlichen Hand bereitgestellten und zentral geplanten Ökosystem Zollverein-Park herausgebildet haben. Neben den Potenzialen werden auch die Grenzen einer Studie dieses Formats deutlich, was ebenfalls als Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs verstanden werden sollte.