Matrilokalität in der Bandkeramik? Ein ethnologisches Modell und seine Implikationen
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Abstract
Ausgangspunkt des Artikels ist ein ethnologisches Modell von W.T. Divale, das die (1) Migration von Bevölkerungen mit geringer sozialer Komplexität in ein bereits besiedeltes Gebiet mit (2) interkulturellen Kriegen und (3) Matrilokalität bei der einwandernden Gruppe verbindet. Dieses Modell wird vorgestellt, mit den archäologischen Befunden aus ältestbandkeramischem Kontext verglichen und diskutiert. Daraus können Hypothesen sowohl zum Ausbreitungsprozess der Ältesten Bandkeramik als auch zu deren Residenzform und zur Interaktion mit der mesolithischen Bevölkerung abgeleitet werden. Obwohl die Befunde teilweise spärlich sind, so sind sie doch kohärent und bestätigen sich gegenseitig: Eine Migration, verbunden mit kriegerischen Auseinandersetzungen und matrilokaler Residenz ist nicht plausibel zu machen. Für die Älteste Bandkeramik ist daher von Patrilokalität auszugehen , wie sie auch die Verbreitung keramischer Stilmerkmale implizit andeutet. Kontakte zwischen den Bevölkerungen der beiden Wirtschaftsformen verliefen wahrscheinlich überwiegend friedlich und hatten eine schrittweise Akkulturation der mesolithischen Gruppen zur Folge.