Besser dem Zufall vertrauen oder strategisch auswählen? Selektionsstrategien für archäologische Sammlungen
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Abstract
Archäologische Sammlungen und Archive leiden zunehmend unter Platznot und Ressourcenmangel. Funde in Depots sind oftmals selbst für WissenschaftlerInnen de facto und für die Öffentlichkeit ohnehin gänzlich unzugänglich; wenn sie nicht sogar in diesen auf Grund suboptimaler Lagerungsbedingungen vor sich hin verrosten, verschimmeln und verrotten. Der Auswertungsstand der in diesen Depots gelagerten archäologischen Quellen übersteigt selten einstellige Prozentsätze. Die meisten Archive sind voll, zahlreiche übervoll, manche müssen über Neuaufnahmestopps für Fundmaterial nachdenken. Resultat ist eine Selektion archäologischer Quellen durch das Zufallsprinzip. In diesem Beitrag wird argumentiert, dass es dringend nötig ist, bereits in der Feldforschung, dann in der Aufnahme und schließlich in der Revision von bestehenden Sammlungen radikale Selektionsstrategien zur Anwendung zu bringen. Nur durch diese wird es möglich sein, nicht nur den stetig fortschreitenden Neuanfall zusätzlichen Fundmaterials langfristig zu bewältigen, sondern auch tatsächlich eine nachhaltige Erhaltung wirklich wichtiger archäologischer Quellen sicherzustellen. Der durch radikale Selektion entstehende Überschuss an nicht erhaltenswerten Funden sollte hingegen kreativ zur Stärkung des öffentlichen Bewusstseins für die Wichtigkeit von Archäologie und zur Gewinnung zusätzlichen ökonomischen und sozialen Kapitals genutzt werden, das dann seinerseits zur weiteren Stärkung der Archäologie verwendet werden kann.