Lothar Zotz und die Archäologie im „Protektorat Böhmen-Mähren"
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Abstract
Ausgehend von der Biographie des deutschen Prähistorikers Lothar Zotz widmet sich dieser Beitrag der universitären und außeruniversitären archäologischen Forschung während der deutschen Besatzungszeit im „Protektorat Böhmen-Mähren“ 1939-1945. Zotz wurde 1939 zunächst im Rahmen einer Vertretungsprofessur an das Seminar für Urgeschichte der deutschen Universität in Prag berufen. Von dort aus manövrierte er sich durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen politischen Akteuren und Institutionen, zu denen das „Ahnenerbe“, das Reichserziehungsministerium (REM) und die Reinhard-Heydrich-Stiftung gehören, rasch an die Spitze der damaligen archäologischen Forschungslandschaft. Im Auftrag des „Ahnenerbes“ arbeitete er mit viel Eigeninitiative daran, die tschechische Archäologie unter seine und damit unter deutsche Kontrolle zu bringen. Um seine eigene Karriere voranzutreiben und an den Altsteinzeitforschungen des „Ahnenerbes“ in Mähren beteiligt zu werden, war Zotz bereit, sich in den Dienst der Politik zu stellen. Anhand seiner Biographie wird exemplarisch gezeigt, wie Politik und Archäologie in der Zeit des Nationalsozialismus in Böhmen-Mähren miteinander verflochten waren und wie der deutsche Einfluss auf die tschechische Forschung systematisch ausgebaut wurde.