25 Jahre Archäologie von Krieg und Terror: Beobachtungen und Erfahrungen aus der Praxis in Brandenburg
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Abstract
Seit 1991 gibt es in Brandenburg eines der modernsten Denkmalschutzgesetze in Deutschland, es kennt u. a. keinen Altersvorbehalt für archäologische Denkmale. Zudem findet sich hier, d. h. in der Region um die ehemalige Reichshauptstadt, eine erhebliche Dichte an Orten und materiellen Zeugen von Krieg und Terror aus zwei Weltkriegen und zwei Diktaturen. Daher ist „Archäologie der Zeitgeschichte“ für die archäologische Denkmalpflege in Brandenburg keine akademische Spielerei, sondern eine konkrete und drängende Pflichtaufgabe: Die Denkmale sind da, und ihre Zahl nimmt ab. So befasst sich das Denkmalamt mit einer zunehmend breiter werdenden Palette an Bodendenkmalen des 20. Jahrhunderts. Auffallend ist dabei, dass die Reaktion der Öffentlichkeit eine ganz andere ist als bei „normaler“ Archäologie – Aspekte von Verbrechen und Leiden, Opfern und Gedenken sind zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang wächst der Archäologie eine neue Rolle zu: Sie kann als beweissichernde Instanz gegen Tendenzen der Relativierung und Leugnung von NS-Verbrechen eine Wirkung im aktuellen gesellschaftlichen Diskurs entfalten. Praxisbeispiele zeigen die Entwicklung unserer Tätigkeit als einen Lernprozess in mehreren gut abgrenzbaren Phasen.