Löhne und Gehälter in der deutschen Archäologie – Auswertung der DGUF-Umfrage „Evaluation Beruf Archäologie“ 10.6.-31.10. 2019 (EvaBA 2)

  • Frank Siegmund (Autor/in)
  • Michaela Schauer (Autor/in)
  • Diane Scherzler (Autor/in)

Identifier (Artikel)

Abstract

Mit der 2019 von der DGUF durchgeführten Umfrage „Evaluation Beruf Archäologie“ (EvaBA) wurde, basierend auf 624 verwertbaren Antworten, ein umfassendes Bild von der Situation der in Deutschland in der Archäologie Berufstätigen gewonnen (Siegmund, Scherzler & Schauer, 2020). Der vorliegende Auswertungsschritt zum Thema Löhne und Gehälter fußt auf 517 im Umfragezeitraum aktiv Berufstätigen (also ohne in Ausbildung Befindliche, Arbeitslose etc.) aus allen Branchen der Archäologie: Dienstleister und Laborarchäologie, Privatwirtschaft, staatl. Bodendenkmalpflege, Museumswesen, Universität & Forschung. Die Auswertung ermöglicht erstmals einen detaillierten und statistisch belastbaren Einblick in dieses wichtige Thema.1 Mit insgesamt 43 % der Berufstätigen ist der Anteil der befristeten Beschäftigungsverhältnisse in der Archäologie gesamthaft ungewöhnlich hoch (Abb. 2; 37). Während in der privatwirtschaftlichen Archäologie vorwiegend mit unbefristeten Anstellungen gearbeitet wird, sind befristete Arbeitsverhältnisse im Bereich Universität und Forschung mit einem Anteil von 73 % dominierend. Der mit insgesamt 55 % hohe Anteil befristeter Arbeitsverträge in der staatlichen Bodendenkmalpflege überrascht; er geht vor allem auf jene Bundesländer zurück, in denen keine Grabungsfirmen aktiv sein dürfen (Abb. 6). Nicht zuletzt sind – im Gegensatz zur Privatwirtschaft – viele der befristeten Arbeitsverträge bei der staatlichen Bodendenkmalpflege nicht oder nur sehr bedingt verlängerbar (Abb. 4-5). Für Archäologen mit wissenschaftlichem  Hochschulabschluss ist die Eingruppierung in die Entgeltgruppe 13 das Übliche. Es fällt allerdings auf, dass ein nennenswerter Anteil an Archäologen trotz wissenschaftlichem Hochschulabschluss nur im gehobenen Dienst (Entgeltgruppe 9-12) beschäftigt ist (Abb. 9), und dass ein nennenswerter Anteil an Archäologen trotz langjähriger Berufserfahrung in einer recht niedrigen Erfahrungsstufe eingruppiert ist (Abb. 11). In beiden Fällen liegt keine systematische Schlechterbehandlung von Frauen (bzw. Männern) vor. Die Zahlen von EvaBA bekräftigen, dass ein Fünftel der Volontäre (die hier jenseits der Kerngruppe der 517 vollends Berufstätigen ebenfalls kurz beleuchtet wurden) unterhalb der Empfehlungen des Deutschen Museumsbundes entlohnt werden. Bei den Freiberuflern und Selbständigen lässt sich ein sehr weites Einkommensspektrum beobachten (Abb. 29), das z. T. erschreckend niedrig ist und z. T. ein auskömmliches Niveau erreicht. Das Gehaltsniveau in der privatwirtschaftlichen Archäologie liegt auf allen Ebenen (Abb. 23) deutlich unter dem Gehaltsniveau im öffentlichen Dienst, aber auch deutlich unter dem Gehaltsniveau in der Baubranche, mit der sie ja vielfältig interagiert. Auf der Ebene Grabungshelfer und Facharbeiter werden in nennenswertem Anteil Löhne gezahlt, die auf der Ebene des Mindestlohns in Deutschland oder nur knapp darüber liegen und Entgelten vergleichbar sind, die außerhalb der Archäologie nur in gesellschaftlich stark kritisierten Niedriglohnbranchen gezahlt werden (z. B. Amazon, Systemgastronomie). Wissenschaftliche Grabungsleiter erreichen im Mittel nur 60 % des Gehalts ihrer Kollegen im öffentlichen Dienst, die eine ähnliche Qualifikation besitzen und eine ähnliche Arbeit verrichten.

Statistiken

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de
Schlagworte
Archäologie, Beruf, Beruf Archäologie, Gehalt, Lohn, Einkommen, Entgelt, Verdienst, Volontariat, Teilzeitbeschäftigung, Befristung, befristeter Arbeitsvertrag, Prekariat, Grabungsfirma, Firmenarchäologie, Denkmalpflege, EvaBA