Gedanken zum Schlussband „Twann 21“ – 40 Jahre nach der Grabung und Auswertung (1974-81)
Identifier (Artikel)
Abstract
Rund 40 Jahre nach Abschluss der Grabung und Auswertung (1974-81) liegt seit Herbst 2018 der abschliessende Band 21 der Monografienreihe zu den neolithischen Ufersiedlungen von Twann aus der Hand des Projektleiters Werner E. Stöckli vor. Im ersten Teil, dem „Schlussbericht von 1981/82“ nehmen die Dendrochronologie und ihre Konsequenzen für die Erforschung des Neolithikums im Voralpenraum einen gebührenden Raum ein. So führten die absolute Datierung der Fundkomplexe und der um mehr als 1000 Jahre vorverlegte Beginn der Ufersiedlungen etwa zu der Erkenntnis, dass regionale Entwicklungen an Stelle von Einwanderungen neuer Bevölkerungen für den allmählichen Wandel im Keramikset verantwortlich waren. Leider bleibt aber Stöckli in zahlreichen Belangen beim Forschungsstand der 1980er Jahre stehen. Eine löbliche Ausnahme bildet die Neubestimmung der Silexherkunft durch Jehanne Affolter, die zusammen mit Aphanitklingen und einem Kupferdolch die Vernetzung Twanns vom Pariser Becken über die Alpen hinweg bis Mittelitalien aufzeigen. Leider zieht Stöckli aus den seitherigen Forschungserkenntnissen auch nicht die Konsequenz, althergebrachte Meinungen – wie etwa das „Kultur-Kästchen-Denken“ – in Frage zu stellen. Weil sich auch der zweite Teil des Bandes unter dem Titel „Kommentar 2017“ weitgehend rückwärts orientiert, stellt sich die Frage, welchen Sinn diese Publikation für Studenten oder Kolleginnen bringt, die sich auf den aktuellen Stand der Feuchtbodenforschung im 4. Jahrtausend v. Chr. bringen wollen. Dazu wäre es wertvoll gewesen, die seitherigen Fort- und Rückschritte der Neolithikums-Forschung, die oft mit naturwissenschaftlichen Untersuchungen kombiniert waren, aufzuzeigen. Zudem vermisst man ein nachhaltiges Überdenken dynamischer Prozesse – sowohl in der Zeit als auch im Raum. Eingebettet in derartige Überlegungen hätte „Twann 21“ ein wertvoller Abschlussband der Twanner Reihe werden können.