Die Himmelsscheibe von Nebra: Zum Stand der Deutung und Datierung eines schillernden Ritualgeräts

  • Paul Gleirscher (Autor/in)

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Abstract

Der Beitrag widmet sich der Diskussion um die Deutung und Datierung der Himmelsscheibe von Nebra. Sie wurde 1999 am Mittelberg bei Nebra von Raubgräbern gefunden, so dass eine Reihe von Fragen offenbleibt. Ein mehrteiliger Hortfund ist nicht abzusichern. Beim Bild der Himmelsscheibe handelt es sich um ein Piktogramm bzw. eine Chiffre, keinesfalls um ein astronomisches Messinstrument oder einen komplexen Kalender. Die Himmelsscheibe von Nebra zeigt zunächst (Phase I) einen Nachthimmel mit Vollund Sichelmond und Sternen, darunter den Plejaden, gängige Symbole für Aussaat und Ernte. In zwei chronologisch austauschbaren Schritten (Phasen II und III) wurden nacheinander drei „Bögen“ ergänzt, von denen die beiden seitlichen hier als Marker für den Lauf des Mondes und nicht der Sonne, jener am unteren Bildrand als Blatt einer „Großen Knopfsichel“ und nicht als Sonnenbarke interpretiert werden. Dadurch wurde die Mond- bzw. Erntesymbolik verstärkt. Trifft das zu, ergibt sich daraus ein Datierungsansatz für Phase II oder III in die Spätbronzezeit. Die beiden weiteren Umarbeitungen betreffen nicht mehr die Symbolik der Scheibe. Sie wurde zunächst ohne Rücksicht auf das Bild rundum gelocht (Phase IV). Schließlich wurde im Zuge der rituellen Deponierung ein Bogenelement entfernt oder ging verloren (Phase V). Die Himmelsscheibe von Nebra kann bis in die (frühe) Eisenzeit in Gebrauch gewesen sein.

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Veröffentlicht
2022-06-09
Sprache
de
Schlagworte
Archäologie, Himmelsscheibe, Nebra, Bildabfolge, Deutungsfragen, Datierungsfragen, Bronzezeit, Eisenzeit