Latènezeitliche Schwerter mit Stempelmarken
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Abstract
Ab der mittleren bis in die späte Latènezeit tauchen in Mitteleuropa Einstempelungen in den Klingen von Kurz- und Langschwertern auf. Die meisten Exemplare gehören der Stufe Lt C2 an, während der dieses Phänomen auch die größte geographische Verbreitung findet. Zwar stammen sehr viele Exemplare aus dem Neuenburger See und den umgebenden Gewässern, dennoch muss von einem gesamteuropäischen Phänomen gesprochen werden – markierte Schwertklingen finden sich in einem großen Gebiet, das unter anderem den Westen Frankreichs, Wales, Polen und Ungarn einschließt.
Die maximal daumennagelgroßen Markierungen befinden sich meist nur wenige Zentimeter unterhalb des Heftes und zeigen zoomorphe, anthropomorphe oder astrale Motive. In seltenen Fällen sind die Bilder mit Edel- oder Buntmetallen eingelegt. Meist tauchen die Marken einzeln auf, gelegentlich jedoch wurden mehrere gleiche oder unterschiedliche Motive in eine Schwertklinge eingestempelt. Dabei herrscht die Platzierung auf der linken Klingenhälfte, das Schwert mit dem Griff nach oben betrachtet, vor.
Aspekte wie Platzierung und Ausrichtung der Marken sowie der eingeschränkte Motivschatz lassen eine gewisse Reglementierung bei der Anbringung und Auswahl der Motive erkennen. In der Behandlung und Niederlegung in Gräbern oder Gewässern scheinen sie sich jedoch nicht von ungestempelten Schwertern zu unterscheiden. Der diachrone Vergleich mit ähnlichen Einstempelungen in Waffen und anderen Metallobjekten lässt eine Interpretation der Marken als apotropäische und siegbringende Symbole möglich erscheinen.
In der hier zusammengefassten Magisterarbeit konnten erstmals 155 gestempelte Schwertklingen gemeinsam vorgelegt werden. Zusätzlich wurden Experimente durchgeführt, die Aufschluss über die wahrscheinliche
Stempeltemperatur sowie über die Abnutzung der Schwertstempel gaben.