Kaiser, Mars oder Offizier? Eine Kölner Panzerstatue und die Gattung der Ehrenstatuen in den nördlichen Grenzprovinzen des Imperium Romanum
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Abstract
Ausgangspunkt ist der lebensgroße Torso einer Kölner Panzerstatue, die um 1570 in die Sammlung eines humanistisch geprägten Kölner Antiquars gelangt und im 19. Jahr hun dert an das städtische Museum überwiesen worden ist. Die aus Kalkstein von einer lokalen Werkstatt geschaffene, ungewöhnlich qualitätvolle Figur trajanischer Zeit wird seit ihrer Rezeption durch die Humanisten fast einhellig als Kaiserstatue gedeutet. In den nördlichen Grenzprovinzen des Imperiums lassen sich tatsächlich nicht wenige Kaiserbildnisse nachweisen, die aus Kalk- und Sandsteinen sowie Marmoren der Region von lokalen Bildhauern gearbeitet worden sind. Für die Kölner Skulptur verbietet sich jedoch eine solche Interpretation, da sie mit Beinschienen ausgestattet ist, während Kaiserdarstellungen in Rundplastik wie Relief durchgehend Stiefeltracht aufweisen.
Die Ausrüstung mit Beinschienen ist hingegen charakteristisch für Darstellungen des gerüsteten Mars. Von ihm sind in den nördlichen Grenzprovinzen ungewöhnlich zahlreiche Kleinbronzen sowie nicht wenige Standbilder aus Stein überliefert (Kat. 1-38). Gegen eine Deutung der Kölner Figur als Mars spricht jedoch der Schmuck ihres Panzers mit Reliefs von Victoria und Triton, wofür sich in der äußerst reichen bildlichen Überlieferung dieses wie anderer gods in uniform keine Parallelen finden. Hinzukommt die Haltung der linken Hand, die anders als bei Mars üblich nicht den Schild hält, sondern zum Schwert greift.
So stellt sich die Frage, ob die Figur als Ehrenstatue eines Amtsträgers / Offiziers fungiert hat? Diese wurden nicht nur in Rom und im Mittelmeerraum, sondern auch im Norden des Imperiums mit Statuen geehrt, wie durch mehrere Basisinschriften belegt ist. Außerdem lassen sich im Untersuchungsgebiet mehrere Bildnisse aus Bronze oder Stein, darunter Panzerstatuen, dieser Gattung zuweisen. Im Falle des Kölner Torsos wird man angesichts seiner Beinschienen zunächst an die Ehrenstatue eines Centurio denken, sind doch ocreae ausweislich zahlreicher Grabsteine eines der Kennzeichen dieser Offiziere. Mit einer solchen Interpretation der Figur sind jedoch der Muskelpanzer und vor allem die sogenannte Feldherrenbinde nicht vereinbar, die vielmehr insignia ritterlicher und senatorischer Offiziere sowie der Kaiser waren. Deren Kombination mit einem Beinschienenpaar erscheint auf Grabreliefs von primipilares, die, vom Kaiser in den Ritterstand erhoben, eine weitere Karriere im Heeres- und kaiserlichen Verwaltungsdienst absolvieren konnten. Der Fundort des Torsos im Lager oder im Lager-Vicus der classis Germanica auf der »Alteburg« in Köln-Marienburg sowie die seltene Darstellung eines Tritons auf seinem Panzer lassen vermuten, dass er als Ehrenstatue für einen praefectus classis fungierte, der aus dem Centurionat zu diesem hohen Posten der ritterlichen Laufbahn aufgestiegen war. Ein solcher cursus ist für mehrere Kommandeure verschiedener Flottenverbände überliefert. Als eine Bestätigung kann eine wiederverwendete Kölner Basis gelten, die bezeugt, dass um 169 n. Chr. dem P. Helvius Pertinax als praefectus classis Germanicae eine Ehrenstatue in Stein, wohl eine statua loricata, von den Agrippinenses gestiftet worden ist.