Makuyuni, eine neue altpaläolithische Hominidenfundstelle in Tansania
Identifier (Artikel)
Identifier (Dateien)
Abstract
Im Laufe mehrerer Trans- und Regressionsphasen hat der pleistozäne Lake-Manyara (Nordtansania) eine Schichtenfolge abgelagert, die hier als Makuyuni-Formation eingeführt wird. Die Schichtenfolge wird ins Alt-Mittelpleistozän gestellt. Die Lokalität Makuyuni 4 (MK4) erbrachte neben einer reichen Säugetierfauna zahlreiche paläolithische Steinartefakte. Das Material gehört zu zwei Fundserien, von denen die eine aus Aufsammlungen (MK4-S) und die andere aus einer Sondierungsgrabung (MK4-SW1) stammt. MK4-S hat fossile Belege von acht Familien der Säugetiere geliefert. Es überwiegen Zähne und disartikulierte postkraniale Skelettelemente. Kleine Säugetiertaxa fehlen im Material fast gänzlich, auch großwüchsige Taxa sind
unterrepräsentiert. MK4 zeigt den Charakter einer attritionellen Fossilienakkumulation. Das erste in den Unteren Makuyuni-Beds geborgene Hominidenfossil (MH 1) ist das Fragment eines Parietale. Ein zweites
Hominidenfossil, ein linker oberen Eckzahn (MH 2) stammt von der Lokalität MK2. Beide Überreste werden der Gattung Homo zugeschrieben.
Als Rohmaterialien für die Artefaktinventare wurden Gangquarzite und Basalte verwendet. Formenkundlich wird der Komplex MK4-S als mittleres Acheuléen bestimmt. Die Faustkeile von MK4-S zeigen noch nicht die standardisierte Formgebung der Inventare aus den Masek Beds (Olduvai-Sequenz), sondern
ähneln den älteren Inventaren aus Olduvai Bed IV. Sie werden daher typologisch auf etwa 500 000/600000 Jahre datiert. Die Seltenheit von Kernen und Abschlägen zeigt, dass eine umfangreiche Grundformenproduktion vor Ort nicht stattgefunden hat. Das besondere Formenspektrum der Geräte, ihre Lage im Uferbereich eines Sees sowie deren Herkunft von entfernt liegenden Produktionsstätten weisen auf zeitlich zuvor geplante Aktivitäten hin.
Die Sondierungsgrabung MK4-SW1 erbrachte keine kennzeichnenden Acheuléen-Faustkeile. Es überwiegen kleine Quarzgeräte, deren Kleinheit auf die Qualität des Rohmaterials zurückzuführen ist. Das Formenspektrum von MK4-SW1 entspricht dem Oldowan der Olduvai-Sequenz. Es ist wahrscheinlich, dass mit MK4-S und MK4-SW1 zwei zeitlich unterschiedliche Komplexe vorliegen.