Nur glänzendes Blech oder echter Schutz? Die ältesten italischen Panzerscheiben (Mozzano, Cittaducale, Capena) und die Frage der Kampfesweise in Zentralitalien
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Résumé
Nachdem in der Forschung erkannt und akzeptiert werden musste, dass es sich bei mehr als der Hälfte von den meist aus unsicheren Fundzusammenhängen stammenden sogenannten italischen Panzerscheiben
(dischi-corazza) in Wirklichkeit um metallene Schmuckscheiben der italischen Frauentracht (dischi di ornamento femminile) handelt, erschien es notwendig, die den Oberkörper des Kriegers bedeckenden ältesten Panzerscheiben einer erweiterten typologischen Ansprache sowie einer aktualisierten chronologischen
Einordnung zu unterziehen, die auch erneut die Herkunft und die Bedeutung der merkwürdigen seitlichen Aussparungen an den Exemplaren der älteren Generation diskutiert.
In diesem Beitrag werden zudem erstmals die bislang unbekannten Panzerscheiben aus der Antikensammlung des Archäologischen Museums in Frankfurt a. M. vorgelegt, die an der Friedrich-Schiller-Universität Jena archäometrisch untersucht wurden, wobei mit der an der IFW Jena durchgeführten berührungslosen optischen Profilmessung und erstellten Oberflächentopographie eine neue Methode angewandt werden konnte, um antike Bearbeitungsspuren unter Patinaschichten zu erkennen.
Der zweite Teil der Studie beschäftigt sich mit der Rekonstruktion der Kampfesweise in Zentralitalien in archaischer Zeit (7.-5. Jh. v. Chr.), ausgehend von den vielen waffenführenden Bestattungen aus der Nekropole von Bazzano bei L’Aquila und aus dem benachbarten Gräberfeld von Fossa. Die Einbeziehung antiker
Überlieferungen und ikonographischer Quellen zeigt, dass archäologische Befunde allein nicht ausreichen, ein differenziertes Bild der Bewaffnung und der Kriegsführung zu erhalten, da unbekannte ideologische, religiöse und symbolische Kriterien die Auswahl der Waffenbeigabe beeinflussten.