Siedlungshistorische und paläoethnologische Untersuchungen im Wadi Tidoua, Messak-Mellet, Zentralsahara. Behausungsstruktur, Artefaktverteilung und Geräteformen eines aterienzeitlichen Fundplatzes

  • Lutz Fiedler (Auteur)
  • Gabriele Lutz (Auteur)
  • Rüdiger Lutz (Auteur)
  • Horst Quehl (Auteur)

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Résumé

Im Südwesten Libyens befindet sich in den MessakBergen der Fundplatz A9922
im Wadi Tidoua, dessen Felswände mit zahlreichen steinzeitlichen Gravierungen versehen sind. Die Oberfläche des AterienFundgeländes
A9922 wurde in einem Ausschnitt von 25 x 15 m kartiert. Wir zählten dabei
13.367 Artefakte. Deren Verteilung hat die höchste Konzentration in der Südostecke unserer Fläche. Eine kreisförmige Steinsetzung von etwa 3 x 4 m befindet sich darin im Westen. Diese Struktur hat nach Osten hin einen Eingangsbereich. Bis auf wenige unzerbrochene Werkzeuge befinden sich keine Steine im Inneren. Man kann diesen Befund als Rest einer Behausung interpretieren. Die Steinwerkzeuge gehören einheitlich zum Aterien. Sie verteilen sich relativ gleichmäßig über den Fundplatz. Dennoch lassen
sich bestimmte Aktivitätszonen erkennen, vor allem ein Areal mit Schabern, großen Kratzern und messerähnlichen Werkzeugen im Osten. Das Spektrum des Artefaktinventars unterscheidet sich von solchen anderer Aterienfundstellen in den nahegelegenen Dünengebieten von Ubari und Murzuk. Auf unserem Platz gibt es mehr Kratzer, einfache Schaber, weniger Levalloisklingen und keine LaQuinaSchaber; dort gibt es mehr Levalloisklingen, gekerbte und eingeschnürte Klingen und Kratzer vom AurignacienTyp. Im Spektrum von A9922 erscheinen neben gewöhnlichen AterienFormen die KostenkiTechnik, Pointes fioliacees ä face plane  (JerzmanoviceSpitzen), Blattspitzen und Keilmesser. Es gibt einen Stein mit einer großen eingepickten Mulde sowie einen flachen Klopfstein mit einer eingeritzten Darstellung. Wir halten es deshalb für möglich, daß ein Teil der frühen Felsbilder auch von AterienMenschen geschaffen worden sein kann. Wir interpretieren die von uns zuvor (1986 und 1988) untersuchten, über 10m langen und WestOst orientierten Windschirme des Aterien als Sommerbehausungen für größere Menschengruppen. Die geschlossene Behausung von A9922 wurde dagegen von einer kleinen Gruppe errichtet, die in der kälteren Jahreszeit im Wadi Tidoua war. Die topographische Lage des Fundplatzes und die Zusammensetzung des Artefaktspektrums sprechen für  einen Jagdund Zerlegungsplatz. Wir denken, daß unterschiedliche Gerätespektren mit unterschiedlichen topographischen Situationen, soziokulturellen Anlässen und Versorgungssystemen zu tun haben.  Sie sind jeweils Ausdruck eines übergeordneten technokulturellen Repertoires.

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RGZM
Mots-clés
Paläolithikum, Atérien, Nordafrika, Libyen, Sahara, Steingeräte