Spätlatènezeitliche Germanen in Süddeutschland
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Abstract
Ziel des Aufsatzes ist es, die schriftliche Überlieferung zum Thema Kelten und Germanen im ersten Jahrhundert v. Chr. mit den archäologischen Funden und Befunden abzugleichen und zu deuten – ein Thema, das seit Jahrzehnten in der Forschung umstritten ist. Bei der Überprüfung der schriftlichen Überlieferung ergibt sich, dass vor allem der Nachweis von Kelten in Süddeutschland mager ist. Sie sind durch die Boios-Inschrift von Manching (Lt D1) (Abb. 4) am sichersten nachgewiesen. Für die Germanen sind die zeitgenössischen Aussagen Caesars grundlegend. Keltische Ortsnamen haben nur in den westlichen und südlichen Randgebieten Süddeutschlands überlebt. Für die Einordnung der archäologischen Funde und Befunde ist deren absolute Datierung entscheidend. Sie wird aufgrund der Dendrochronologie und von römischen republikanischen Münzen vorgenommen. Die Untersuchung der kulturellen Entwicklung auf dieser Basis ergibt in Südbayern einen Bruch zwischen Lt D1 (Oppida-Kultur) und Lt D2 (Südostbayerische Gruppe) um 80 v.Chr., der in seiner Intensität in der ganzen Urgeschichte Bayerns seinesgleichen sucht (Abb. 21). Südbayern orientiert sich damals neu nach Norden (d. h. Mitteldeutschland), wo eine kulturelle Kontinuität feststellbar ist. Umgekehrt ist im schweizerischen Mittelland eine Kontinuität der Oppida-Kultur von Lt D1 zu Lt D2 fassbar. Die Oppida-Kultur ist in Süddeutschland mit Ausnahme der Randgebiete nur bis Lt D1 vorhanden. In Baden-Württemberg besteht während Lt D2 eine weitgehende Fundlücke. Der Kulturbruch und die Fundlücke in Süddeutschland werden mit einem Wechsel der Bevölkerung von den Kelten zu den Germanen gedeutet.