Maes Howe (Orkney, Mainland) – Rekonstruktion der Planung einer jungsteinzeitlichen Grabanlage
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Abstract
Auf der Insel Orkney nördlich von Schottland liegt ein neolithisches Megalithgrab (um 3000 v.Chr.), das im Folgenden in Bezug auf das maßlich-geometrische Konzept seiner Planung untersucht werden soll. Dass Bauwerke geplant worden sind und dass diese Planung in ihrer Art seit mehr als sechs Jahrtausenden besteht, ist neu für die Wissenschaft. „Planen“ heißt „eben machen“: Aufschneiden eines dreidimensionalen Baukörpers in drei Ebenen. Es entstehen zweidimensionale, „plane“ Rechtwinkel-Flächen, in denen die mathematischen Werkzeuge – Quadrate (Q) und pythagoreische Dreiecke (pD) – angesetzt werden können. Bisher hat die baugeschichtliche Forschung nur einen qualitativen Zugang gesucht, der aber die Bestimmtheit von Bemaßung in der physischen Welt des Bauens nicht trifft. Rechtwinkligkeit an einer oder beiden Seiten einer linearen Kante anzulegen ist die einfachste Lösung: Sie verlangt keine Definition eines schrägen Winkels, sondern wird über zwei gleich lange, in gleichem Abstand gehaltene Messstöcke als Hypothenusen angelegt. Neu ist hier die Vorstellung der „Standardsätze“ (StS) A1 und A2 (Quadrate und pythagoräische Dreiecke; Nr. 1) sowie B1 und B2 (nur pythagoräische Dreiecke; Nr. 2 u. Nr. 6) und zudem auch deren Umkehrung (Abb. 3b) – die durch die gesamte Baugeschichte nachgewiesen werden können. Die Darstellung hier setzt auf eine schrittweise Verstehbarkeit und lässt die Frage nach der ersten Festlegung der damaligen Planung offen. Abb. 4 zeigt den Plan der Anlage von Maes Howe mit einer Länge von 132 Hand und dem Standardsatz A2. Wichtig ist die Feststellung einer orientalisch-römischen 3-Hand-Teilung des 12-Zoll-Fußes statt einer griechischen Teilung des 16-Zoll-Fußes in 4 Hand (h). Mit dem obligaten Doppelquadrat (Abb. 8) ist gezeigt, dass die mittlere Kammer des Grabes zur anfänglichen Planung dazugehört. Die Gesamtmaße betragen 52 Fuß (156 Hand) auf 28 Fuß (84 Hand). Der systemische Aufbau des Grabes erfolgte auch in der Breite (Abb. 11). Die südliche Nebenkammer hat als größte Kammer mit pD 1-14, d.i. 1(13:84:85)1 eine Sonderstellung inne (Abb. 21); sie steht wahrscheinlich am Anfang der Planung.