Ein kurzer Diskussionsbeitrag zur Bedeutung der Prunkgräber und ihrer Ausstattungen
Anmerkungen anhand der Befunde aus Zakrzów, Stráže, Cejkov und Ostrovany
Identifier (Artikel)
Abstract
Umfangreiche Beigaben und die Bestattung in großen Grabkammern kennzeichnen die jüngerkaiserzeitlichen Prunkgräber im Barbaricum. In den Kammern waren die Toten mit ihren Beigaben sichtbar aufgebahrt. Mit dieser Inszenierung wurde noch einmal die oder der Tote in ihrer Funktion für die bestattende Gemeinschaft memoriert. Die einzelnen Beigaben standen dabei stellvertretend für die öffentlichen Handlungen, bei denen die sie benutzt wurden. Die Anwesenden wussten, dass sie zwar den oder die Bestattete(n) beschreiben sollten, dass sie aber auf den oder die Nachfolger(in) übergangen waren.
In diesem Beitrag wird diskutiert, welche Bereiche so wichtig waren, dass sie durch Objekte noch einmal vergegenwärtigt wurden. Dadurch kann man Hinweise auf die Elemente und Strukturen der Herrschaft in den betreffenden Gesellschaften gewinnen. Man sollte sich aber bewusst machen, dass Lebensbereiche, die in der Archäologie fein säuberlich getrennt betrachtet werden (z. B. „Herrschaft“, „Religion“, „Kulturkontakte“), im „wirklichen Leben“ eng miteinander verwoben waren. Die Objekte, mit Hilfe derer die Handlungen rekonstruiert werden können, hatten daher mehrere, komplexere Bedeutungen. Die Konstruktion einer gemeinsamen Geschichte und die enge Verknüpfung der eigenen Familie in dieselbe spielte eine wichtige Rolle – nicht nur für die Legitimation der Herrschaft, sondern auch um einen ideologischen Überbau zu schaffen. Altfunde in den Prunkgräbern dienten der Erinnerung bestimmter erfolgreicher Handlungen der Gruppe, die schon in „mythologischer“ Vergangenheit lagen. In oralen Gesellschaften waren solche „objects of memory“ und vor allem die Verfügungsgewalt über diese von enormer Bedeutung. In diesem Kontext sind auch die figürlichen Darstellungen zu sehen. Sie zeigen keine alltäglichen Inhalte, sondern sind im religiösen oder mythologischen Bereich angesiedelt. Es sind „Schlüsselbilder“ oder Symbole, die beim Betrachter bestimmte Inhalte „triggerten“, ähnlich wie beispielsweise das Kreuz im christlichen Raum. Die Motive waren sicherlich auch identitätsstiftend. Ein Verwendungsmonopol für diese Bilder lag anscheinend in der Hand der gesellschaftlich führenden Gruppe. Sie demonstrierte durch das Zuschaustellen dieser Symbole ihre Nähe zu den dargestellten religiösen bzw. mythologischen Inhalten. Damit wird dann auch die Kontrolle von Kult ein wichtiges Herrschaftsinstrument („Sacral Leadership“), doch sind die archäologischen Hinweise in dieser Frage unsicher. In einigen Fällen hat man den Eindruck, die Toten seien in einer Art Ornat beigesetzt worden, in der weltliche (und kultische?) Führung ausgeübt wurde. Von großer Bedeutung war die Darstellung militärischer Erfolge, die in den Prunkgräbern nicht durch Waffen, sondern vielmehr durch massive Arm- und Halsringe gezeigt wurde.