Ein Kriegerbrandgrab aus der mittleren Römischen Kaiserzeit aus Vlkov nad Lesy, Bez. Nymburk (Nimburg)
Identifier (Artikel)
Abstract
Das Brandgrab aus z Vlkov nad Lesy/Lišice (auch bekannt als Vlkov bei Městec Králové) ist der Fachöffentlichkeit schon seit 1919 bekannt, als es zum ersten Mal Jan Hellich publizierte. Die Fundumstände werden hier skizziert, wofür die im Elbegebietsmuseum in Poděbrady deponierten Archivquellen herangezogen werden. Hierbei handelt es sich vor allem um die im Archiv der archäologischen Abteilung aufbewahrten Notizen von J. Hellich. Der der Fundstelle Vlkov nad Lesy gewidmete Bestand (Inventarnummer H 13852) enthält hauptsächlich einen kurzen Brief, in dem der Lehrer J. Laštovka dem Apotheker J. Hellich von der Entdeckung des Brandgrabs berichtet. Aus seinem Text geht hervor, dass das Grab in der Sand- und Kiesgrube in dem als „Vyšehrad“ bezeichneten Areal gefunden wurde. Die Bedeutung dieses Grabkomplexes besteht darin, dass die Feuerbestattung in den Bronzekessel vom Westlandtyp NE 3, Hauken 1 gelegen wurde. Neben dieser Urne besteht die Grabausstattung aus zwei eisernen Stuhlsporen der Gruppe Roman IIa, einem deformierten Schwert mit Schwertscheidenbeschlagfragmenten und weiteren zierliche Gegenständen, wie z. B. dem Beschlag des Holzkästchens oder vielleicht einem Bestandteil der Garnitur zum Aufhängen eines Trinkhorns sowie einem bogenförmigen Schwertscheidenbeschlag. Die Grabausstattung aus Vlkov kann man aufgrund der vertretenen Beigaben in die Zeitspanne von der Stufe B2 bis in die Phase C1a einreihen. Die relativ älteren Elemente sind mit Sicherheit das Schwert, die Sporen und der Beschlag mit der Aufhängeöse, zu den relativ jüngeren Beigaben gehört hingegen der Kessel. Das Grab schließt mit seinem Charakter an die Tradition der Bestattungen in Metallgefäßen aus der frühen römischen Kaiserzeit an. Dieses Merkmal kann man als eines der typischen Statusmerkmale der barbarischen Elite werten. Die Fundumstände und das Fehlen einer Ausgrabung auf dieser Fundstelle machen es unmöglich die Frage zu beantworten, ob sich hier weitere Gräber aus der römischen Kaiserzeit befanden, die ebenfalls mit Bewaffnung und Artefakten mit hohem Statuswert ausgestattet gewesen sein könnten. Was die weitere Umgebung der Fundstelle betrifft, kann man konstatieren, dass aus der untersuchten Region anthropogene Aktivitäten von der frühen bis die späte römische Kaiserzeit bekannt sind. Der Problem der ganzen Region, die sich heute an der Grenze Ost- und Mittelböhmens befindet, ist jedoch der Mangel an Befunden, die während regulärer archäologischer Ausgrabungen dokumentiert wurden. Es überwiegen hier nämlich entweder Funde aus dem Anfang und der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts, vor allem zufällig gefundene Grabkomplexe (Nepolisy, Lovčice, Žiželice), oder durch Metalldetektorprospektionen in neuerer Zeit gefundene Artefakte. Auch trotz dieser Komplikationen kann man sagen, dass namentlich das in die Zeitspanne von der Phase B2b bis die Stufe B2/C1 datierte Brandgrab aus Nepolisy, dessen Leichenbrand in einen späten fassförmigen Eimer vom Typ E 41 gelegt wurde, und das in die Stufe C3 eingereihte Körpergrab aus Lovčice die für die reichere Bestattungen der römischen Kaiserzeit typischen Merkmale aufweisen. Ob also diese Region im Zidlina-Flussgebiet im Rahmen des ost- und mittelböhmischen Elbegebiets ein bedeutsames Siedlungsgebiet der älteren bis späten römischen Kaiserzeit darstellte, müssen erst neue Ausgrabungen und auch neue Veröffentlichungen der mit Hilfe von Metalldetektoren gefundenen Gegenstände beantworten.