Austauschen. Kooperieren. Vernetzen. – Der Fachtag Medienkompetenzrahmen NRW in der Stadtbücherei Ibbenbüren

DOI: https://doi.org/10.11588/ip.2019.1.58867

Gabriele FAHRENKROG, Dagmar SCHNITTKER

Austauschen. Kooperieren. Vernetzen. – Der Fachtag Medienkompetenzrahmen NRW in der Stadtbücherei Ibbenbüren

Zusammenfassung

Der Medienkompetenzrahmen NRW definiert verbindliche Grundlagen für die Medienkonzeptentwicklung für Schülerinnen und Schüler in Nordrhein Westfalen. Für die Umsetzung des Medienkompetenzrahmens sind Kooperationen mit Bibliotheken als Bildungspartner in den Kommunen vor Ort vorgesehen. Der von der Stadtbücherei Ibbenbüren veranstaltete Fachtag zum Medienkompetenzrahmen brachte Akteure aus Bildung, Politik und Bibliothek zusammen, die über Formen und Ausgestaltung von Kooperationen zur erfolgreichen Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW diskutierten.

Schlüsselwörter

Fachtag Medienkompetenzrahmen NRW, Bildungspartnerschaft, Stadtbücherei Ibbenbüren

Replace. Cooperate. Network. - The Fachtag Medienkompetenzrahmen NRW in the public library Ibbenbüren

Abstract

The NRW Media Competence Framework defines binding principles for the development of media concepts for pupils in North Rhine-Westphalia. For the implementation of the Media Competence Framework, cooperation with libraries as educational partners in local communities is planned. The Media Competence Framework Day organised by the Ibbenbüren Municipal Library brought together actors from education, politics and libraries to discuss the forms and design of cooperation for the successful implementation of the NRW Media Competence Framework

Keywords

Fachtag Medienkompetenzrahmen NRW, educational partnership, municipal library Ibbenbüren

Erklärung: Gabriele Fahrenkrog ist Redakteurin und Mitglied des Editorial Boards der Zeitschrift Informationspraxis.



1 Einleitung

Wie kann der befürchteten digitalen Spaltung, der Abkopplung eines Teils der Gesellschaft von der digitalen Entwicklung, entgegengewirkt werden? Und was können Bibliotheken durch Förderung der Medien- und Informationskompetenz in diesem Zusammenhang leisten? Diese Fragen treibt insbesondere Öffentliche Bibliotheken zunehmend um, die ihre Aufgabe im Rahmen des kommunalen Auftrags, Medien- und Informationskompetenz zu vermitteln, sehen.

Mit dem Medienkompetenzrahmen NRW werden verbindliche Grundlagen für die Medienkonzeptentwicklung in der Schule in NRW definiert. Der Medienkompetenzrahmen NRW wurde basierend auf den Empfehlungen der Kulturministerkonferenz (KMK)-Strategie „Kompetenzen in der digitalen Welt“1 entwickelt, die die erforderlichen Kompetenzen für das Lernen in der digitalen Welt beschreibt. Bis zum Ende des Schuljahres 2019/2020 sind Schulen in Nordrhein Westfalen (NRW) dazu verpflichtet, Medienkonzepte zu erarbeiten, die allen Schülerinnen und Schülern ermöglichen, die im Medienkompetenzrahmen definierten Kompetenzen zu erwerben.

Die Umsetzung des Medienkompetenzrahmens und damit die Erlangung des Medienpasses2 der Schülerinnen und Schüler im Land ist aber nur möglich, wenn die einzelnen Schulen mit den Organisationen und Institutionen ihrer Kommune kooperieren. Dazu gehören auch die Öffentlichen Bibliotheken, denen sich, wie es schon 2016 der Deutsche Städtetag konstatierte, die Weiterentwicklung von Kultureinrichtungen zu Kultur- und Bildungseinrichtungen eine wichtige Zukunftsaufgabe stellt und denen sich neue Aufgaben als Teil der öffentlichen Bildungsinfrastruktur stellen3.

Mit §10 des Kulturfördergesetz NRW ist vorgesehen, Bibliotheken dabei zu unterstützen, diesem Auftrag nachzukommen4.Ein Schwerpunkt liegt dabei auf Kooperationen im Sinne des Gemeinwohls, die als wichtiges Merkmal erachtet werden, um eine grundlegende Infrastruktur und ein bedarfsgerechtes Kulturangebot in allen Regionen zu erhalten bzw. zu schaffen.

Im Rahmen ihres kommunalen Auftrags, Medien- und Informationskompetenz zu vermitteln, können Öffentlichen Bibliotheken die Schulen ihres Einzugsgebietes dabei unterstützen, entsprechende Konzepte zum Medienkompetenzwerwerb zu erstellen und sich langfristig als Partner von Schulen etablieren5.

In den Jahren 2016 und 2017 wurden mit Landesmitteln, neben der Einrichtung eines Makerspace in der Stadtbücherei Ibbenbüren6, auch Angebote zum Medienpass NRW7 entwickelt. Die Stadt Ibbenbüren, als Schulträger der städtischen Schulen, hatte dieses Konzept, im Rahmen der Ausstattung der Schulen mit Technik und Medien, verbindlich vorgegeben.

Im Rahmen dieser Entwicklungen stellt der Fachtag „Medienkompetenzrahmen NRW” in der Stadtbücherei Ibbenbüren einen weiteren Baustein und ein Angebot für Schulen dar, sich über die Bibliothek als Kooperationspartner zu informieren oder bereits bestehende Kooperationen weiter auszugestalten.

Der Einladung zum „Fachtag Medienkompetenzrahmen - gemeinsam den digitalen Wandel an Schulen gestalten” am 3. Dezember 2018 folgten über 40 Teilnehmende aus den verschiedenen Bereichen darunter VertreterInnen aus Politik, Verwaltung, Schulen, Bildungspartnern und außerschulischen Kooperationspartnern. Ziel war es, den Austausch und die Vernetzung zwischen den Akteuren zu befördern und darüber hinaus weitere Kooperationsmöglichkeiten zwischen den Bildungspartnern Schule und Bibliothek auszuloten. Dafür bot der Fachtag den Teilnehmenden Impulsvorträge, in denen die Vortragenden ihre Rollen, Positionen und Aufgaben im Zusammenhang mit der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW beschrieben. Im Weiteren wurden dann mit allen Teilnehmenden gemeinsam in einem World Café die offenen Fragen rund um das Thema der Veranstaltung, Wünsche, Chancen und Hürden für den Umgang mit dem Medienkompetenzrahmen NRW formuliert. Die abschließende Podiumsdiskussion bot die Gelegenheit, die Ergebnisse des World Café aufzugreifen und die sich daraus ergebenden Fragen direkt an die Teilnehmenden auf dem Podium zu richten.

2 Der Medienkompetenzrahmen NRW

Um Heranwachsende an den Chancen des digitalen Wandels teilhaben zu lassen, müssen allen Kindern und Jugendlichen die erforderlichen Schlüsselqualifikationen bis zum Ende ihrer Schullaufbahn vermittelt werden. Mit dem Erwerb dieser Schlüsselqualifikationen, die einen kreativen, sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit Medien beinhaltet, sollen die Schülerinnen und Schüler zudem zu gesellschaftlicher Partizipation und zu einem selbstbestimmten Leben befähigt werden8.

Mit der im Dezember 2016 von der Kultusministerkonferenz (KMK) beschlossenen Strategie „Bildung in der digitalen Welt“9 haben sich alle Bundesländer auf einen gemeinsamen Kompetenzrahmen im Umgang mit Medien verständigt. Die Verpflichtung der Länder daraus ist, zu gewährleisten, dass alle Schülerinnen und Schüler ab der Einschulung oder dem Übertritt in die Sekundarstufe I im Schuljahr 2018/2019 bis zum Ende der Pflichtschulzeit, die in diesem Rahmen formulierten Kompetenzen erwerben können.

Der an die KMK-Strategie angepasste Medienkompetenzrahmen NRW schafft nun verbindliche Grundlagen für die Medienkonzeptentwicklung in der Schule in NRW.

Der Kompetenzrahmen weist sechs Kompetenzbereiche aus:

  • Bedienen und Anwenden beschreibt die technische Fähigkeit, Medien sinnvoll einzusetzen und ist die Voraussetzung jeder aktiven und passiven Mediennutzung.

  • Informieren und Recherchieren umfasst die sinnvolle und zielgerichtete Auswahl von Quellen sowie die kritische Bewertung und Nutzung von Informationen.

  • Kommunizieren und Kooperieren heißt, Regeln für eine sichere und zielgerichtete Kommunikation zu beherrschen und Medien verantwortlich zur Zusammenarbeit zu nutzen.

  • Produzieren und Präsentieren bedeutet, mediale Gestaltungsmöglichkeiten zu kennen und diese kreativ bei der Planung und Realisierung eines Medienproduktes einzusetzen.

  • Analysieren und Reflektieren ist doppelt zu verstehen: Einerseits umfasst diese Kompetenz das Wissen um die Vielfalt der Medien andererseits die kritische Auseinandersetzung mit Medienangeboten und dem eigenen Medienverhalten. Ziel der Reflexion ist es, zu einer selbstbestimmten und selbstregulierten Mediennutzung zu gelangen.

  • Problemlösen und Modellieren verankert eine informatische Grundbildung als elementaren Bestandteil im Bildungssystem. Neben Strategien zur Problemlösung werden Grundfertigkeiten im Programmieren vermittelt sowie die Einflüsse von Algorithmen und die Auswirkung der Automatisierung von Prozessen in der digitalen Welt reflektiert.10

3 Die Stadtbücherei Ibbenbüren als Kooperationspartner der Schulen

Da die Stadt Ibbenbüren als Schulträger der städtischen Schulen dieses Konzept im Rahmen der Ausstattung mit Technik und Medien verbindlich vorgegeben hat, arbeitet die Stadtbücherei bereits seit 2016 an der Entwicklung von Medienpass-Angeboten für ihre Bildungsparerschulen11.

In den Jahren 2016 und 2017 wurden mit Landesmitteln neben der Einrichtung eines Makerspace in der Stadtbücherei Ibbenbüren auch Angebote zum Medienpass NRW entwickelt.

Abb. 1: Das neue Konzept mit vorhandenen und neu entwickelten Angeboten (hier für Grundschule). * = Angebote zum Medienpass NRW

Abb. 2: Neues Konzept der Stadtbücherei (hier für die Sekundarstufe) * = Angebote zum Medienpass NRW

Das bereits vorhandene Konzept der Stadtbücherei zur Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen „Bildungspartnerschaft Bibliothek und Schule“ wurde 2016 zum Thema „Medienpass NRW“ erweitert und angepasst. Das neue Konzept stellt die vorhandenen und neu entwickelten Angebote für die Schulen im Rahmen der Bildungspartnerschaft Bibliothek und Schule in Ibbenbüren dar und wurde 2017 als verbindliche Grundlage für die weitere Bibliotheksarbeit beschlossen.

Vorgestellt wurden die Angebote der Bücherei dann über LehrerInnenstammtische und über die „AG Medienentwicklung“ der Schulverwaltung auch den Schulen in Ibbenbüren.

Die Kooperationsverträge mit den Bildungspartnerschulen wurden um den Punkt „Medienkompetenzrahmen NRW” ergänzt und verlängert. Da sich in der Stadt Ibbenbüren die offenen Ganztagsschulen in kommunaler Trägerschaft befinden, bestehen hier ebenfalls Kooperationen mit der Bibliothek. Die in den Jahren 2017 und 2018 mit Fördermitteln des Landes NRW und der Fachstelle für öffentliche Bibliotheken in NRW entwickelten Angebote sind als Unterstützung der Umsetzung des Medienkompetenzrahmen NRW für Schulen konzipiert worden. Besonders erfolgreich hat sich hier die enge Zusammenarbeit mit dem Kompetenzteam des Kreises Steinfurt12 sowie der Stadtbibliothek Greven13 erwiesen. Für Schulen sind Medienboxen zu den Themen Robotik, Trickfilm, Buch 2.0, Geheimcodes oder Virtuelle Realität & 360°-Kamera mit einem speziellen Institutsausweis kostenlos ausleihbar. Die Angebote sind mit Material zum sofortigen Einsatz in den Schulen konzipiert. Neben Schrift-für-Schritt-Anleitungen stehen gedruckte Handbücher für Lehrerinnen und Lehrer als Open Educational Resource (OER) zur Nutzung unter einer Creative Commons-Lizenz (CC-BY-SA) zur Verfügung.

4 Der Fachtag Medienkompetenzrahmen NRW

Vor dem Hintergrund der aktuellen und zukünftigen Herausforderungen durch die Digitalisierung und des gesellschaftlichen Wandels ist die Notwendigkeit eines Bibliothekskonzeptes für die Stadtbücherei Ibbenbüren unter politischer Beteiligung deutlich geworden. In der Folge wurde im Dezember 2017 die Erstellung eines Bibliothekskonzeptes beschlossen. Im Konzept zur „Entwicklung einer Bibliotheksstrategie für die Stadtbücherei Ibbenbüren 2019-2024” war neben den Bausteinen Zukunfts- und Teamentwicklung, Stakeholderanalysen, Weiterentwicklung des Leitbildes, Erkundungstag in einer neuen innovativen Bibliothek, auch eine Tagung der Bildungspartner vorgesehen.

Die Veranstaltung sollte eine Informations-, Austausch- und Vernetzungsplattform für die Beteiligten vor Ort bilden, aber auch der Entwicklung von gemeinsamen Ideen auf kommunaler Ebene dienen. Eingeladen wurden EntscheidungsträgerInnen der Stadt, Schulverwaltungsämter, Jugendämter, politische VertreterInnen aus Ibbenbüren und dem Kreis Steinfurt, die Fachstelle für öffentliche Bibliotheken in NRW, Medienberatung, Regionales Bildungsnetzwerk des Kreises Steinfurt, Medienzentrum des Kreises Steinfurt, Medienberaterinnen, außerschulische KooperationspartnerInnen aus dem Kreis Steinfurt, Bibliotheken aus dem Münsterland, Schulleiterinnen Medienbeauftragte der Schulen und AnsprechpartnerInnen der Bildungspartnerschaft Bibliothek und Schule.

4.1 Die Vorträge

Eröffnet wurde der Fachtag von Dr. Marc Schrameyer, dem Bürgermeister der Stadt Ibbenbüren. Marc Schrameyer beschrieb die Notwendigkeit, das Thema Digitalisierung in Ibbenbüren voranzutreiben. Er würdigte die Arbeit der Bibliothek in diesem Zusammenhang, die mit ihren Angeboten dazu beiträgt, die Bürgerinnen und Bürger beim mit der Digitalisierung verbundenen Wandel zu unterstützen. Die Angebote und Services der Bibliothek im Rahmen der Medien- und Informationskompetenzförderung seien dabei ebenso notwendig wie gewinnbringend, so Schrameyer.

In ihrer anschließenden Eröffnungsrede zeigte Dagmar Schnittker, die Leiterin der Stadtbücherei, auf, wie die Angebote und Kooperationen im Zusammenhang mit dem Medienkompetenzrahmen NRW in der Bibliothek gestaltet sind und welche Chancen sie für Schulen bei der Umsetzung bieten.

Eingeladen war auch Bundesbildungsministerin Anja Karliczek14, die ihren Wahlkreis in ihrer Geburtsstadt Ibbenbüren hat. Weil sie aus Termingründen verhindert war, sandte Anja Karliczek im Vorwege zunächst einen schriftlichen Gruß an die Bibliotheksleitung und die Teilnehmenden des Fachtages15 und anschließend eine Grußbotschaft per Video, die den Teilnehmenden zu Beginn der Veranstaltung vorgeführt wurde. In ihrem Gruß machte Anja Karliczek deutlich, welchen hohen Stellenwert sie selbst dem Thema Medienkompetenz in allen Bereichen der Bildung einräumt. Ziel sei es, dass alle Menschen die Chancen der Digitalisierung nutzen und den digitalen Wandel selbstbestimmt mitgestalten und verantwortungsvoll mit den Risiken umgehen können, so Karliczek.

Abb. 3: Video-Grußbotschaft von Bildungsministerin Anja Karliczek, Foto: Gabi Fahrenkrog, CC BY 4.0

Öffentliche Bibliotheken in Nordrhein-Westfalen sind bereits seit Langem in diversen Bereichen Partnerinnen für die Bildung im digitalen Wandel. Petra Büning von der Fachstelle Öffentliche Bibliotheken NRW16 präsentierte in ihrem Vortrag „Bibliotheken als Kooperationspartner im digitalen Wandel“ Beispiele für die praktische Umsetzung von Konzepten zur Medienkompetenzförderung, die Bibliotheken bereits erfolgreich in Zusammenarbeit mit Bildungspartnern umsetzen.

Petra Büning beschreibt die Funktionen Öffentlicher Bibliotheken in vier Bereichen:

  • Vermittlung von Wissen und Information,

  • Vermittlung von Kultur und Literatur,

  • Förderung von Lesen, Lernen und Gestalten

  • Bereitstellung eines „Digitalen Kompetenzzentrums“.

Bibliotheken als Kompetenzzentren würden im Bereich der Digitalisierung die drei Bereiche unterstützen und in diesen Zusammenhängen die Medien- und Informationskompetenz fördern.

Ein solches Angebot, so Büning, sollte z.B. Recherchemöglichkeiten bieten, die Nutzung der Onleihe ermöglichen, einen Makerspace beinhalten und das Ausprobieren und die Vermittlung neuer Techniken, wie z.B. Drohnen, Apps, Augmented Reality (AR) oder Virtual Reality (VR), 3D-Drucker, Scanner, Grafiktablets und, Robotik erlauben. Damit sei die Bibliothek ein „Haus der Ressourcen“, das Raum, Technik, Kompetenz und Bestand bietet, um Aufgaben und Funktionen in der digitalisierten Welt zu erfüllen.

Kathrin Gade von der Medienberatung NRW17 stellte anschließend den Medienkompetenzrahmen NRW vor. Sie berichtete von dessen Entwicklung und stellte die sechs Kompetenzbereiche mit insgesamt 24 Teilkompetenzen18 vor, die auf eine systematische Medienbildung abzielen. Die Kompetenzbereiche beziehen schulische wie außerschulische Lernorte ein und sollen die Grundlage bilden für die Weiterentwicklung von Lehr-Lern-Prozessen in allen Fächern.

Was mit digitalen Medien möglich ist und wo und wie Kooperationen zwischen Bibliothek und Schule beim Medienkompetenzrahmen NRW denkbar sind, das waren die Themen des Vortrags von Katja Möhring, Medienberaterin im Kreis Steinfurt19.

Medienberaterinnen und Medienberater helfen vor Ort und können auch für Bibliotheken Ansprechpartnerinnen sein bei Fragen rund um selbstgesteuertes Lernen.

Dafür, dass die Zusammenarbeit zwischen Medienberatung und Bibliothek sehr fruchtbar sein kann, ist die Stadtbücherei ein Beispiel: Der kontinuierliche Austausch über Neuanschaffungen und Entwicklungen ermöglicht eine bessere Zusammenarbeit im Dreieck Schule-Medienberatung-Bibliothek. Konkret wird also erst nach Rücksprache mit den MedienberaterInnen Material für die Teilkompetenz "Problemlösen und Modellieren" Robotik -Material angeschafft und mit Lehrerhandbüchern der Medienberater ergänzt. So sind auch die Medienkisten "Trickfilm" und "Buch 2.0" entstanden.

Katja Möhring verwies in ihrem Vortrag auch auf das Projekt „Bildungspartner NRW - Bibliothek und Schule“20, das unter anderem Tipps zu möglichen Kooperationen bietet und außerdem auf Möglichkeiten der Finanzierung von Projekten hinweist.

Eine intensive Partnerschaft und gewinnbringende Kooperation besteht im Zusammenhang mit dem Medienkompetenzrahmen NRW für die Stadtbücherei mit der Janusz-Korczak-Förderschule21 des Kreises Steinfurt mit zwei Standorten (Grundschule und SEK. I) in Ibbenbüren. Jürgen Bernroth, Schulleiter der Janusz-Korczak-Schule, machte in seinem Vortrag deutlich, welche Voraussetzungen geschaffen wurden, um den Medienkompetenzrahmen NRW in seiner Schule umsetzen zu können und berichtete von der konkreten Bildungspartnerschaft mit der Stadtbücherei. So haben zum Beispiel Schule und Bibliothek gemeinsam Ende 2018 den Wettbewerb „Bildungspartner. Konkret. 2019“ unter dem Motto „Hier ist Europa! Die europäische Idee vor Ort!“ gewonnen und werden zusammen in 2019 das Projekt zum Thema „Heimat fühlen – Heimat finden?! Heimat im Kreis Steinfurt“ umsetzen.

Im Zusammenhang mit der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens kommen die Klassen aller Schulstufen inzwischen in die Bibliothek, um die Module zur Erlangung von Medienkompetenz zu durchlaufen. Dafür wurden zwischen der Janusz-Korczak-Schule und der Stadtbücherei Ibbenbüren folgende Vereinbarungen getroffen:

Ziele

  • Entwicklung und Förderung der Lese- und Informationskompetenz,

  • Verstetigung, Intensivierung und Ausbau des wechselseitigen Kontaktes.


Konkrete Kooperationsformen

  • Im Bereich Medienkompetenzrahmen NRW werden neue Angebote entwickelt und in das Konzept der Schule aufgenommen.

  • Aufnahme des Kooperationspartners in das Medienkonzept der Schule

  • Gegenseitige Benennung als Kooperationspartner auf der Homepage.


Zeitlicher Rahmen

  • Die Laufzeit der Kooperation beträgt 5 Jahre und wird nach Ablauf ggf. verlängert.

4.2 World Café

Das Programm am Nachmittag startete mit einem World Café. Die Teilnehmenden waren dazu aufgefordert, gruppenweise an sechs Stationen über unterschiedliche Aspekte der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW zu diskutieren und ihre Antworten zu dokumentieren.

Die Fragen lauteten:

  • Welche Hürden gibt es für mich (meine Institution/meine Einrichtung) bei der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens?

  • Was klappt sehr gut bei der Umsetzung in meiner Institution/meiner Einrichtung?

  • Was wünsche ich mir von anderen Stellen, damit die Umsetzung des Medienkompetenzrahmen NRW in meiner Institution/meiner Einrichtung gelingen kann?

  • Welche Informationen brauche ich, um den Medienkompetenzrahmen NRW in meiner Institution/meiner Einrichtung einzuführen?

  • Welche Mittel sind notwendig (personell/finanziell/ Kooperationen), um den Medienkompetenzrahmen NRW umzusetzen?

  • Welche Kooperationen sind möglich oder haben sich bewährt, um den Medienkompetenzrahmen in meiner Institution/meiner Einrichtung erfolgreich umzusetzen?

Abb. 4: Ergebnisse des World Cafès, Fotos: Gabi Fahrenkrog, CC BY 4.0

Zu den Hürden bei der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW gehören nach Einschätzung der Teilnehmenden des Fachtages sowohl das Fehlen benötigter Hardware, nicht vorhandenes oder instabiles WLAN an den Schulen und mangelnde Offenheit gegenüber dem Thema Medienkompetenz.

Als Erfolg wird die Angebotsvielfalt, z.B. die Medienkisten der Stadtbücherei gewertet. Aber auch die gute Haushaltslage der Stadt Ibbenbüren hilft dabei, Projekte zu finanzieren und umzusetzen.

Mehr Zeit, Personal, Information und Mut, um die Herausforderungen anzugehen, die sich mit der Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW ergeben, wünschten sich die Teilnehmenden. Ein weiterer von den Teilnehmenden geäußerter Wunsch war die Verbesserung des Austausches von Informationen. Es fehlten konkrete AnsprechpartnerInnen für ihre Anliegen und Fragen, auch für Beratung und Unterstützung beim Aufbau von Netzwerken für den Austausch untereinander, befanden einige der Akteure.

Um Anregungen für die eigene Arbeit zu erhalten, wurde zudem eine Übersicht von Beispielen/Best Practices anderer Institutionen als hilfreich erachtet.

Wie durch Kooperationen und die Bildung von Netzwerken Synergien genutzt werden können, war eine weitere Frage in diesem Zusammenhang.

Wie aber Kooperationen bilden und welche? Vorgeschlagen wurden zum Beispiel Bildungspartnerschaften mit Bibliotheken, die sich auf die Bedarfe und Anforderungen einstellen, die von Lehrenden formuliert wurden. Darüber wurde in den Gruppen eine vielfältige Reihe möglicher und erwünschter Kooperationen genannt, die deutlich über die üblichen Anregungen hinausgehend. Genannt wurden Institutionen, die man nicht direkt mit dem Thema „Bildung“ und/oder Medienkompetenzvermittlung in Zusammenhang bringen würde wie z.B. die Polizei oder Schulbuchverlage.

Benötigt werden, so die Meinung der Teilnehmenden, ein Ausbau der Medienvielfalt in der Bücherei, MedienpädagogInnen in Bibliothek und Schule, die Lehrende beim Auftrag, Medienkompetenz zu vermitteln, unterstützen, sowie IT-Fachkräfte für die Anschaffung und die fachgerechte Implementierung und Betreuung der Technik.

Abb. 5: Dr. Marc Schrameyer, Petra Büning, Dagmar Schnittker, Julia Bergmann, Foto: Stadtbücherei Ibbenbüren, CC BY 4.0

4.3 Abschlussdiskussion

Auf dem Podium diskutierten abschließend Dr. Marc Schrameyer, Kathrin Gade, Petra Büning und Gabi Fahrenkrog darüber, was die in der Politik verantwortlichen Personen tun können, um die Bedingungen für die Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW zu verbessern, um Bildungspartnerschaften zwischen Bibliothek und Schule zu befördern und um die benötigten Ressourcen zur Verfügung zu stellen. Dazu ging zu Beginn gleich die Frage an Bürgermeister Dr. Marc Schrameyer, ob die gute Haushaltslage der Stadt Ibbenbüren Möglichkeiten eröffne, um Personalstellen für die medienpädagogische Unterstützung in Bibliothek und Schule zu schaffen.

Dies sei letztlich eine politische Entscheidung, so Schrameyer. Trägt die Stadtbücherei diese Forderung dem Rat der Stadt vor, könne sie mit der Unterstützung durch den Bürgermeister rechnen. Dr. Marc Schrameyer appellierte aber mit Nachdruck an die Runde, nicht auf die Reaktion und Unterstützung durch die Politik zu warten. Da die Mühlen der Politik und Verwaltung langsam mahlen, die Erfordernisse des digitalen Wandels aber schnelles Handeln erfordere, sollten die Akteure auf Kooperationen setzen und durch die Nutzung von Synergien zu schnelleren Ergebnissen kommen. Der Wunsch nach mehr Unterstützung in Form von Informationen zur Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW und konkreter Beispiele als „Ideenbörse” wird durch die neue Internetpräsenz https://medienkompetenzrahmen.nrw.de/ erfüllt, so die Hoffnung vieler Lehrerinnen und Lehrer. Um die Grundschulen bei der Erstellung des Medienkonzeptes zu unterstützen, ist bereits eine „AG Grundschule & Medienkompetenzrahmen NRW” gegründet worden, die ab Februar in der Stadtbücherei Ibbenbüren tagt und als Austausch- und Informationsplattform fungieren soll.

Aufgabe der Schulen ist es, auf der Grundlage des Medienkompetenzrahmens NRW ihre schulinternen Lehrpläne in den Unterrichtsfächern weiterzuentwickeln und die Teilkompetenzen in den Lehrplänen abzubilden. Dass die Einführung und Umsetzung des Medienkompetenzrahmens NRW an Schulen nur gelingen kann, wenn Schulleitung und Kollegium die Bedingungen dafür gemeinsam schaffen, darauf wies Jürgen Bernroth noch einmal hin.

Das Digitalisierungskonzept an der Janusz-Korczak-Schule umfasst 15 Teilbereiche. Ohne Kooperationen mit kommunalen Partnern wird die Umsetzung nicht funktionieren, so Bernroth.

Abb. 6: Abschlussdiskussion, v.l.n.r. Dr. Marc Schrameyer, Jürgen Bernroth, Kathrin Gade, Petra Büning, Gabi Fahrenkrog, Foto: Stadtbücherei Ibbenbüren, CC BY 4.0

Zur Erreichung des gemeinsamen Ziels, Kindern und Jugendlichen die erforderlichen Schlüsselqualifikationen für den digitalen Wandel an die Hand zu geben, sollten mehr und tragfähigere Kooperationen geschlossen werden. Überhaupt bestand große Einigkeit darüber, dass der Austausch und die Vernetzung innerhalb der Kommune weiter ausgebaut werden soll. Mit dem von der Stadtbücherei Ibbenbüren initiierten Fachtag zum Medienkompetenrahmen NRW wurde ein Anfang gemacht. Die Herausforderung wird jetzt sein, die Kommunikation zwischen den Bildungsakteuren vor Ort weiter zu fordern und zu fördern und dafür Zeit, geeignete Orte und Räume, sowohl physisch als auch virtuell, zu schaffen.

AutorInnen

Gabriele Fahrenkrog, Bibliothekarin MA (LIS), Agentur J&K – Jöran und Konsorten, Schmilinskystraße 45, 20099 Hamburg
E-Mail: gf@joeran.de, Website: www.joeran.de

Dagmar Schnittker, Dipl. Verw.Wirtin und Bibliotheksleiterin, Stadtbücherei Ibbenbüren, Oststraße 28, 49477 Ibbenbüren, Tel. 05451 931754
E-Mail: stadtbuecherei@ibbenbueren.de, Website: www.stadtbuecherei-ibbenbueren.de


7 In 2016 wurde er noch Medienpass NRW genannt. Dann wurde er weiter in "Medienkompetenzrahmen NRW" entwickelt.

8 Vgl.: Broschüre Medienkompetenzrahmen NRW der Medienberatung NRW, Münster/Düsseldorf, 2. Auflage 2018, S. 4. URL: https://www.medienpass.nrw.de/sites/default/files/media/LVR_ZMB_MKR_Broschuere_Final_1.pdf