Bibliothek im reduzierten Basisbetrieb - jetzt das Mögliche möglich machen

DOI: https://doi.org/10.11588/ip.2020.1.73136

Erich GREVELDING, Barbara KNORN

Bibliothek im reduzierten Basisbetrieb - jetzt das Mögliche möglich machen

Zusammenfassung

Erfahrungsbericht der Universitätsbibliothek Bielefeld zum Thema Corona-Virus.

Schlüsselwörter

COVID-19

Library in reduced basic mode - making the possible possible now

Abstract

Report of the Bielefeld University Library on the subject of corona virus.

Keywords

COVID-19


Veröffentlichung: 24.06.2020 in Informationspraxis Bd. 6, Nr. 1 (2020)


Abstand halten und Hygieneregeln einhalten - das sind Gebote der Stunde, um die Ausbreitung von COVID-19 eindämmen oder zumindest verlangsamen zu können. Seit dem 20. März befindet sich die Universitätsbibliothek Bielefeld in einem reduzierten Basisbetrieb.

Die Bibliothek setzt die Verordnung des Landes NRW zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 (Coronaschutzverordnung – CoronaSchVO) vom 16. April 2020 sowie die Organisationsverfügungen der Hochschule: https://uni-bielefeld.de/themen/coronavirus/reduzierter-basisbetrieb/2020-04-29_organisationsverfugung_COVID19_30.04_mit-Anhang.pdf um.

Die Universitätsbibliothek hat in den vergangenen Jahren einen Ihrer Schwerpunkte auf die Entwicklung der digitalen Informationsversorgung gelegt, die in dieser Krise besonders gefragt ist. Das digitale Angebot der Bibliothek steht ohne Einschränkungen zur Verfügung. Es konnte sogar in den letzten Wochen durch zusätzliche Inhalte erweitert werden, die Anbieter wegen der Corona-Krise vorübergehend kostenlos zur Verfügung stellen.

Ein umfangreiches E-Book-Angebot von mehr als 400.000 Bänden namhafter Wissenschaftsverlage steht zur Verfügung. Durch die DEAL-Verträge stehen ca. 4.500 Zeitschriften online zur Verfügung - allein von den Verlagen Springer und Wiley. Ausweitung digitaler Angebote im Zuge der Corona-Krise: Neben den von der Universitätsbibliothek lizenzierten elektronischen Zeitschriften, Büchern und Datenbanken stellen derzeit einige Verlage bzw. Anbieter aus Anlass der Corona-Krise vorübergehend kostenlos Inhalte zur Verfügung oder erweitern die Nutzungsbedingungen der lizenzierten Angebote. Die Open Access-Angebote (Artikel und Monografien) sind in der Suchmaschine BASE gebündelt und stehen allen Interessierten zur Verfügung. Diese digitalen Angebote haben keine Zugangsbeschränkung. Digitalisierungsvorschlag für Werke aus dem Bestand der UB Bielefeld: Der Service umfasst urheberrechtsfreie Literatur und vergriffene Werke, die vor 1966 in Deutschland erschienen sind. Scan-Services der Bibliothek: Scan-Service für digitale Semesterapparate: Die ausgewählten Dokumente werden von der Bibliothek gescannt und zum Download für die Lehrenden bereitgestellt. Anschließend können die Dokumente in ein Lernmanagementsystem (BIS-Lernräume) hochgeladen werden. Dabei sind die urheberrechtlichen Bestimmungen einzuhalten. Wir digitalisieren im Rahmen des geltenden Urheberrechts Aufsätze aus Zeitschriften und Ausschnitte aus Büchern aus dem Bestand der Bibliothek. E-First-Strategie bei den Anschaffungswünschen für alle Disziplinen: Ist der gewünschte Titel elektronisch verfügbar, außerhalb von Paketkäufen zu erwerben, zu finanzieren und entspricht er den bereits festgelegten Lizenzbedingungen der Bibliothek, dann wird das Buch elektronisch gekauft.

Forschende, Lehrende und Studierende der Universität sind auf digitale und gedruckte Literatur aus der Bibliothek angewiesen. Die Universitätsbibliothek ist eine Freihandbibliothek mit einem gedruckten Medienbestand von 2,3 Millionen Bänden und der Anspruch, auch diese Bestände zugänglich zu machen, konnte durch den reduzierten Basisbetrieb erreicht werden. Die in Fachbibliotheken gegliederte Bibliothek ist im Universitätshauptgebäude und im benachbarten, 2014 fertiggestellten Gebäude X verortet. Die Fachbibliotheken befinden sich in unmittelbarer räumlicher Nähe zu den Fakultäten.

Für ca. vier Wochen hatte die Universitätsbibliothek Bielefeld ein Alleinstellungsmerkmal in NRW, da eine Komplettschließung des Bibliotheksbereichs – wie in anderen Häusern – für die Universitätsbibliothek Bielefeld nicht erforderlich war. Mit den Vertreter*innen für Arbeitssicherheit wurden organisatorische und technische Maßnahmen getroffen und auch wegen der Weitläufigkeit der Bibliotheksfläche konnte ein Großteil der Services auf einen zielgruppenorientierten Basisbetrieb angepasst werden.

Statt der üblichen fünf Eingänge sind aktuell nur drei Bibliothekseingänge geöffnet; sie ermöglichen den Zugang zu allen Teilbereichen der Bibliothek. Die Öffnungszeiten wurden auf 10-16 Uhr reduziert, an Wochenenden und an Feiertagen bleibt die Bibliothek geschlossen. Zutritt zur Bibliothek erhalten nur Wissenschaftler*innen, Studierende und Mitarbeiter*innen der Universität. Wer die Bibliothek betreten möchte, muss sich mit der UniCard ausweisen. Der Aufenthalt in der Bibliothek ist nur zum Heraussuchen von Medien aus den Bücherregalen, zum Entleihen und zur Rückgabe der Medien, zum Anfertigen von Kopien, Scans und Ausdrucken an den Multifunktionsgeräten sowie für Kurzrecherchen an den öffentlichen PC-Arbeitsplätzen gestattet. Alle Lesesaalarbeitsplätze und die Diskussionsräume sind für die Benutzung gesperrt. Bücherausleihen und -rückgaben sollen vorrangig an den Selbstverbuchern durchgeführt werden, für Sonderlausleihen von präsenter Literatur können sich die Nutzer*innen an das Bibliothekspersonal an drei Ausleihterminals wenden. Bei den Einlasskontrollen achtet das Bibliothekspersonal auf die Einhaltung des nötigen Sicherheitsabstands. Die Mitarbeiter*innen an den Ausleihterminals sind durch Glasscheiben geschützt. Die persönliche Beratung findet ausschließlich telefonisch, im Live-Chat oder per E-Mail statt. Dieses Maßnahmenpaket soll die gebotene Balance zwischen Corona-Vorsorge und Informationsauftrag halten. Alle Maßnahmen wurden auch mit dem Krisenstab der Hochschule rückgekoppelt.

Ausleihe von präsenter Literatur: Da eine Lesesaalnutzung bis auf Weiteres während der Corona-Pandemie nicht zulässig ist, sind die Ausleihmöglichkeiten von im Normalbetrieb nicht ausleihbarer (präsenter) Literatur erweitert und der aktuellen Situation angepasst: Wissenschaftler*innen, Lehrende und Beschäftigte der Universität können präsente Literatur mit Ausnahme von Zeitschriften und Loseblattsammlungen ausleihen. Die Leihfrist beträgt standardmäßig zwei Wochen mit bis zu 8maliger Verlängerung, sofern die Medien nicht anderweitig vorgemerkt werden.

Aktuell erarbeitet die Bibliothek neue digitale Schulungsformate. Das Kompetenzzentrum Forschungsdaten unterstützt Forschende auch in der Corona-Krise beim Management ihrer Forschungsdaten. Die Publikationsdienste der Bibliothek leisten einen wichtigen Beitrag für Wissenschaftler*innen bei der Veröffentlichung ihrer Open-Access-Publikationen.

Viele Bibliotheksmitarbeiter*innen erbringen diese Arbeit vor Ort in den Abteilungen der Bibliothek, viele auf gesicherten Kommunikationswegen im Home Office. Es wurden alternierende Teams gebildet, damit zum einen die Funktionsfähigkeit im reduzierten Basisbetrieb möglich ist, aber auch der Schutz für die Mitarbeitenden gewährleistet ist. Für die Arbeitsplätze der Beschäftigten gilt bei einer normalen Bürogröße von bis zu 20 qm, dass hier nur eine Person im Büro arbeitet. Die zahlreichen Video- und Telefonkonferenzen waren am Anfang eine große Herausforderung – inzwischen sind sie schon fast Normalität. Die technische Infrastruktur, um Homeoffice zu ermöglichen, war schon vor Corona so, dass heimische PCs die Anforderungen schon in den allermeisten Fällen erfüllen. Inzwischen sind die neu bestellten dienstlichen Geräte weitestgehend eingetroffen und das Homeoffice-Equipment verbessert.

Mit Abstand gut informieren - bisher hat das in der Universitätsbibliothek Bielefeld gut funktioniert und wir hoffen, dass dies unter Wahrung aller Vorsichtsmaßnahmen auch weiterhin so funktionieren wird. Für das Konzept, das von der Hochschulleitung vollumfänglich mitgetragen wird, hat die Bibliothek bereits viele positive Rückmeldungen von Wissenschaftler*innen und Studierenden erhalten.

Abb. 1: Universitätshauptgebäude und Gebäude X – gähnende Leere auf den Parkdecks an der Universitätsstraße (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 2: Auch an den Fahrradständern ist noch sehr viel Platz (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 3: Die Fußgängerbrücke zwischen Uni und Stadtbahn ist menschenleer (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 4: Spender für Desinfektionsmittel findet man nicht nur im Universitätshaupteingang, sondern auch in den Waschräumen der Bibliothek (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 5: Die riesige Unihalle ist wie ausgestorben (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 6: Das Sommersemester 2020 startet als reines Online-Semester - die Hörsaaltüren bleiben geschlossen (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 7: Die Universitätsbibliothek befindet sich im reduzierten Basisbetrieb - die Lesesaalarbeitsplätze sind für die Benutzung gesperrt (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 8: Die Mensa hat schon seit Wochen zu (Foto: Erich Grevelding)

Abb. 9: Der Sportplatz für die Sportwissenschaftler*innen ist geschlossen (Foto: Erich Grevelding)


AutorInnen

  • Erich Grevelding, erich.grevelding@uni-bielefeld.de

    Universitätsbibliothek Bielefeld, Universitätsstr. 25, D-33615 Bielefeld

https://www.ub.uni-bielefeld.de/ub/