Editorial DOI: http://dx.doi.org/10.11588/ip.2015.1.18489/


Editorial - Willkommen zur ersten Ausgabe der Informationspraxis


Ein Open-Access-Journal aus der und für die Community. Mit diesem Anspruch wurden die Planungen begonnen, und dieser Ansatz hat uns nun an den Anfang gebracht: Die ersten Artikel der Informationspraxis sind erschienen. Wir schreiben bewusst, dass wir nun am Anfang sind, denn Informationspraxis ist nicht fertig, wir sind noch lange nicht am Ziel. Schon die ersten Einreichungen und Rückmeldungen zeigten uns, dass wir viele Entscheidungen revidieren und Abläufe anders gestalten müssen.


Wollen wir von den Schwierigkeiten berichten? Dann müssen wir über die Mühen der Dokumentenkonvertierung schreiben. Über die lange und ermüdende Suche nach einem Werkzeug, das aus einem Word- oder OpenOffice-Dokument ein HTML- und PDF-Dokument von hoher Qualität und in einheitlichem Layout machen kann, das auch verschiedene Bearbeitungsschritte in unterschiedlichen Systemen (Word, OpenOffice) übersteht, ohne die Autorinnen und Autoren mit ungewöhnlichen Tools und komplizierten Formularen zu belasten. Und dies reproduzierbar. Klingt einfach? Wir freuen uns auf Ihren Informationspraxis-Beitrag, aus dem wir lernen können, wie man es besser macht.


Wir müssen auch berichten über die Schwierigkeit, sowohl transparente, als auch zeitgemäße und dennoch der Community zumutbare Begutachtungsabläufe zu gestalten. Wahrscheinlich sind wir auch hier noch nicht zu der Weisheit letztem Schluss gelangt, doch können wir sagen, dass jede Veröffentlichung in Informationspraxis zumindest die Begutachtung einer fachlich geeigneten ReviewerIn durchlaufen hat. Wir könnten auch über erste Herausforderungen bei der Kommunikation zwischen Redaktion, Reviewerin/Reviewer und Autorin/Autor berichten, die beinahe dazu geführt haben, dass ein interessanter Beitrag wieder zurückgezogen worden wäre. Diese Erfahrungen kennen vermutlich alle, die sich in irgendeiner Form mit wissenschaftlicher Publikation befassen. Doch damit nicht genug: wir wagen es zudem, mit dem Open Peer Review eine Alternative zu herkömmlichen qualitätssichernden Verfahren auszuprobieren. Wir vertrauen dabei auch auf die Experimentierfreude unserer Community und auf eine etablierte Kultur der konstruktiven Kritik.


So können wir auch von positiven Erfahrungen berichten: Wenn es gilt, technische Fragen zu lösen, springt spontan jemand ein und nimmt sich des Problems an. Die Kolleginnen und Kollegen der UB Heidelberg haben sich bereit erklärt, die Informationspraxis auf ihrem Open Journal Systems zu hosten. Mit Ulf Witt aus Hamburg hat sich ein Grafik-Designer gefunden, der das Corporate Design für Informationspraxis entworfen hat und weiterentwickeln wird. Weiterhin ist die Liste der potentiellen Reviewerinnen und Reviewer mittlerweile beeindruckend lang und auch jene der Autorinnen und Autoren wächst.


Viel ist also geschehen nach dem ermunternden Treffen beim Bremer Bibliothekartag.
Doch wir wollen Sie nun nicht länger von der Lektüre unserer ersten Artikel fernhalten. Denn schon zu Beginn haben wir einiges zu bieten:


  • Das Wildauer RFID-Symposium besucht hat Ute Engelkenmeier. Sie berichtet über Themen wie zukunftsorientierte Managementlösungen, Neues im E-Learning oder webbasiertes Data-Warehouse von der Tagung, die von der Hochschulbibliothek gemeinsam mit der Forschungsgruppe Sichere Objektidentität gestaltet wurde

  • Rudolf Mumenthaler und Karsten Schuldt haben Möglichkeiten und Grenzen der Bibliothekspolitik in der Schweiz untersucht, wobei sie die Ergebnisse eines Seminars mit Studierenden an der HTW Chur verarbeitet haben.

  • Der Beitrag von Susanne Baudisch, Elke Dittmer und Thomas Kahlisch untersucht die Barrierefreiheit in Digitalen Bibliotheken. Angesichts der Relevanz des Themas und der Qualität des Textes hat sich die Redaktion entschlossen, den Beitrag ungekürzt zu publizieren. Schon mit dem zweiten Artikel wurde also der formale Rahmen, den wir zu setzen versucht haben, gesprengt. Dabei zeigt sich auch der Vorteil des rein elektronischen Formats der Zeitschrift: Strikte Vorgaben bezüglich der Länge von Beiträgen sind nicht nötig. Und es bietet sich dadurch eine Plattform auch für Beiträge, die für eine Monographie zu kurz und für einen Artikel in einer Print-Zeitschrift zu lang sind.

  • Im Format eines Werkstattberichts erläutert Markus Trapp die Entstehung und Umsetzung der App 'Weltbrand 1914' der SUB Hamburg, mit deren Hilfe auf Tablets digitalisierte Zeitungsseiten und Fotos recherchiert und genutzt werden können.

  • Bernhard Mittermeier widmet sich dem Thema Double Dipping im Open Access. Dabei hat er 30 nationale und internationale Verlage um Auskunft zu spezifischen Fragen bezüglich ihrer Preispolitik gebeten, und erhielt ernüchternde Resultate: Die Spannbreite reicht von sehr allgemeinen, unüberprüfbaren Aussagen über teilweises Double Dipping bis zu völligem Double Dipping. In keinem Fall bedeutete die Existenz einer 'No Double Dipping'-Politk, dass tatsächlich auch kein Double Dipping stattfindet.


Die Beiträge geben eine erste Vorstellung darüber, was wir auch künftig in der Informationspraxis präsentieren wollen: neben sorgfältig recherchierten Fachbeiträgen mit wissenschaftlichem Anspruch auch Kurzbeiträge, Tagungs- und Werkstattberichte aus der Praxis, um die fachliche Diskussion zu dokumentieren und anzuregen. Doch dies ist nur ein Start! Ob Sie im Museum, in der Bibliothek, im Archiv oder an einem ganz anderen Ort arbeiten: Schreiben Sie, reichen Sie ein und bereichern Sie die deutschsprachige Fachöffentlichkeit um Ihre Erfahrungen, Methoden oder Werkzeuge aus der Informationspraxis! Dieser Aufruf geht auch an die Dozierenden und Studierenden im Bereich der Informationswissenschaften: Sorgen Sie dafür, dass Ihre Erkenntnisse nicht in einer Schublade verschwinden, sondern mit der Community geteilt werden.


Dörte Böhner, Gabriele Fahrenkrog, Christian Hauschke, Lambert Heller, Rudolf Mumenthaler
INFORMATIONSPRAXIS Redaktion