»Zerrbilder« – zur Behandlung von Fremden auf spätrömischen Münzen
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Abstract
In der Spätantike, ab dem späten 3. Jahrhundert, tritt neben die gebräuchlichen triumphalen Chiffren der römischen Kunst, in denen auch ein unterlegener Gegner auftaucht, ein neues, leicht abgewandeltes Motiv: Eine hohe römische Autorität, meist Kaiser oder Gottheit, zerrt einen kleinen gefesselten Gefan genen an dessen Haarschopf hinter sich her. Mögliche motivische Vorbilder und die Notwendigkeit der Neugestaltung eines triumphalen Motivs sind jedoch unklar. Die Untersuchung zeigt, dass eindeutige motivische Vorbilder in der römischen Kunst fehlen. Ein Abgleich mit zeitgenössischen literarischen Quellen kann vielmehr wahrscheinlich machen, dass dieses neue Motiv ganz dezidiert für einen bestimmten Zweck in einem spezifischen historischen Kontext geschaffen wurde: Zur Verdeutlichung der römisch-kaiserlichen Kontrolle und Autorität in einer Zeit, in der immer stärker nichtrömische Elemente die Geschicke des Reichs zu beeinflussen beginnen.