Eine kaiserliche Insignie? Der Juwelenkragen aus dem sog. Schatzfund von Assiût

  • Yvonne Stolz (Autor/in)

Abstract

Der einzige erhaltene spätantike Juwelenkragen mit Pendilien, der so genannte Berliner Juwelenkragen (Taf. 1 -2, 2), wurde 1909 als Bestandteil des so genannten Schatzes von Assiût im Antikenhandel von Kairo
erworben. Technik und Motive seiner Durchbruchsarbeiten sowie seine Fassungen datieren ihn in die zweite Hälfte des 6. oder in die erste Hälfte des 7. Jahrhunderts. Diese Datierung bestätigen ein Armreifpaar und eine Halskette aus demselben Schatz, die mit dem Kragen zusammen als Set entstanden sein dürften (Taf. 2, 3- 3,1). Nachdem Juwelenkragen mit Pendilien vom 4. bis in das frühe 5. Jahrhundert für Privatpersonen, mythologische Figuren, Heilige und weibliche Mitglieder des Kaiserhauses belegt sind, waren sie ab dem frühen 5. Jahrhundert einer eingeschränkten Trägerschaft vorbehalten: Auf bildlichen Darstellungen kommen sie bei den Stadtpersonifikationen Constantinopolis und Roma, bei Maria und Agnes im kaiserlichen Ornat sowie bei weiblichen Mitgliedern des byzantinischen Kaiserhauses vor. Demnach besaßen sie offenbar den
Stellenwert von Insignien. Das bestätigen mittelalterliche Realien wie der Kragenschmuck aus dem Schatzfund von Preslav und das so genannte Maniakion aus dem Mainzer Kaiserinnenschatz. Der Berliner Kragen ist mit Smaragden, Hyacinthen (Saphiren, einem Amethyst) und Perlen geschmückt.
Das zeichnet ihn vor anderen Goldschmiedearbeiten des 6. und 7. Jahrhunderts aus, von denen keine ähnlich
reich mit der entsprechenden Materialkombination dekoriert ist. Quellen und Darstellungen zufolge
gehören Smaragde, Hyacinthen und Perlen ab dem frühen 5. bis in das 7. Jahrhundert zum kaiserlichen
Ornat. In justinianischer Zeit schränkt das Edikt 11.12 des Codex Iustinianus die Verwendung dieser Materialien
ein und verbietet die Herstellung kaiserlicher Schmuck stücke und Insignien in Werkstätten außerhalb
des Palasts. Seiner Form und den verwendeten Materialien zufolge diente der Berliner Juwelenkragen demnach
als Insignie für ein Mitglied des byzantinischen Kaiserhauses und dürfte aus der konstantinopolitanischen Palastwerkstatt stammen. An seinen Fundort in Ägypten könnte er als Votivgabe an ein frühbyzantinisches
Heiligtum gelangt sein.

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Veröffentlicht
2015-02-18
Sprache
de
Beitragende/r oder Sponsor
RGZM
Schlagworte
Frühmittelalter, 6.-7. Jh. n.Chr., Nordafrika, Ägypten, Halsschmuck, Goldschmuck