Ein spätantiker Münzschatz aus Tunesien im RGZM. Untersuchungen zu Umlauf, Prägung und Thesaurierung von Imitationen im ausgehenden 3. Jahrhundert in Nordafrika

  • Jérémie Chameroy (Autor/in)

Abstract

1986 erwarb das RGZM einen spätrömischen Münzschatz, der zu einem unbestimmten Zeitpunkt an einem unbekannten Ort in Tunesien zutage kam. Schließen wir fünf Bronzemünzen des 4.-5. Jahrhunderts aus, die dem ursprünglichen Hort wahrscheinlich erst nach seiner Entdeckung beigelegt wurden, besteht der Münzschatz aus 378 Imitationen des ausgehenden 3. Jahrhunderts. Offizielle Vorlagen dieser Imitationen
sind die ca. 270 in Rom geprägten Konsekrationsmünzen des Claudius II. (Diuo Claudio) sowie die in Trier bzw. in Köln ausgebrachten Antoniniane der gallischen Usurpatoren Victorinus (269-271) bzw. Tetricus (271- 274). Zahlenmäßig übersteigen die Nachprägungen des Gallischen Sonderreichs die Diuo Claudio-Imitationen. Ein Teil der im tunesischen Münzschatz aufgenommenen Imitationen wurden in den 270/280er Jahren in illegalen Lokalwerkstätten in Italien bzw. in Gallien ausgebracht und gelangten dann
nach Nordafrika. Doch macht der tunesische Münzschatz des RGZM ein beträchtliches Ensemble von Diuo Claudio-Imitationen bekannt, die durch ihren Stil miteinander bzw. mit Stücken aus anderen nordafrikanischen
Münzschätzen verbunden sind. Aufgrund dieser Beobachtungen schließen wir auf eine nordafrikanische Imitationsprägung von Diuo Claudio. Weiterhin belegt die enge Affinität von Victorinus/Tetricus - imitationen im tunesischen Münzschatz des RGZM mit vergleichbaren Stücken aus algerischen Münzschätzen (Announa I und II), dass auch Münzen der gallischen Usurpatoren in Nordafrika nachgeprägt wurden. Der tunesische Münzschatz des RGZM, der spätestens Anfang des 4. Jahrhunderts verborgen wurde, zeigt, dass die intensive Imitationsprägung der 270/280er Jahre nicht nur auf Gallien und Britannien beschränkt war, sondern auch in den nordafrikanischen Provinzen stattfand. Zusammen mit anderen Münzschätzen der Gruppe IV (Tab. 2) legt er Zeugnis ab für die Münzkrise (Inflation, Geldknappheit), die die Provinzen Africa Proconsularis und Numidien im letzten Drittel des 3. Jahrhunderts erfasste.

Statistiken

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Veröffentlicht
2014-10-29
Sprache
de
Beitragende/r oder Sponsor
RGZM
Schlagworte
Römerzeit, Ende 3. Jh. n.Chr., Nordafrika, Tunesien, Münzschatz, Münzen