Die derzeitige Wirtschaftslage in der privatwirtschaftlichen Archäologie Deutschlands – DGUF-Monitoring-Report privatwirtschaftliche Archäologie 2019

  • Frank Siegmund (Autor/in)
  • Diane Scherzler (Autor/in)

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Abstract

An einer Umfrage der Verf. im Sommer 2019 in der privatwirtschaftlichen Archäologie Deutschlands nahmen ca. 30 % der derzeit insgesamt ca. 120 in Deutschland tätigen Grabungsfirmen teil. Aus den erhobenen Daten lässt sich ableiten, dass die Anzahl der in der privatwirtschaftlichen Grabungsarchäologie Beschäftigten mit insgesamt etwa 1.860 bis 2.850 Mitarbeitern weitaus höher ist, als es ältere Studien bisher nahelegten, und personell die gleiche Größenordnung hat wie das Fachpersonal der staatlichen Bodendenkmalpflege,  Museen und Forschung zusammengenommen. Die Grabungsfirmen geben im bundesweiten Mittel an, ihren Mitarbeiterstab in den zurückliegenden zwölf Monaten um 27 % aufgestockt zu haben und bis Sommer 2020 um weitere 6 % aufstocken zu wollen, was hochgerechnet zusätzlichen ca. 145 Neuanstellungen entspricht. Der für die nahe Zukunft geplante Mitarbeiterzuwachs findet vor allem in Baden-Württemberg und Niedersachsen statt. Insgesamt wächst der Arbeitsmarkt in der Grabungsarchäologie gegenüber Mitte 2018 innerhalb von zwei Jahren um mehr als ein Drittel. Der jährliche Gesamtumsatz der Branche kann auf um 90 Millionen Euro geschätzt werden. Weitere ca. 95 Büros und Dienstleister wie Berater, Zeichner oder Archäobiologen, die an der Befragung teilnahmen und jenseits des Grabungswesens mit archäologischen Angeboten am Markt tätig sind, haben zumeist wenige Mitarbeiter (im Mittel 1,6), der jährliche Gesamtumsatz in diesem Bereich dürfte an 10 Millionen Euro heranreichen. Eine mögliche  Verhaltensänderung in jenen Bundesländern, die ihren gesetzlichen Aufgaben derzeit noch ohne den Einsatz einer privatwirtschaftlichen Archäologie nachkommen, würde – z. B. in geschätzt 30 bis 45 zusätzlichen Grabungsfirmen mittlerer Größe – sehr wahrscheinlich weitere 465 bis 710 Arbeitsplätze schaffen, davon gemäß den Daten unserer Erhebung zwischen 335 und 510 als unbefristet sozialversicherte Anstellungen. Die 41 Antworten, welche auf zwei Freitextfragen gegeben wurden, zeugen – ganz entgegen dem stattfindenden Wachstum – von einer insgesamt pessimistischen Stimmung in der privatwirtschaftlichen Archäologie. Die Firmen- bzw. Büroinhaber benennen als ihre dominanten Sorgenfelder vor allem das niedrige Preis- und Lohnniveau sowie die mangelnde grabungspraktische Qualifikation der Arbeit Suchenden; sie wünschen sich bessere Ausschreibungen und ein konsequenteres Qualitätsmanagement.

Statistiken

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Zusätzliche Inhalte

Veröffentlicht
2020-01-08
Sprache
de
Schlagworte
Archäologie, Arbeitsmarkt, Arbeitsmarktentwicklung, Branchenumsatz, Grabungsfirma, privatwirtschaftliche Archäologie, DISCO-Studie, Qualitätsmanagement, Beruf Archäologie