Ausgrabungen und Zerstörungen an den Megalithen von Carnac während der deutschen Besatzung der Bretagne (1940 -1944)

  • Reena Perschke (Autor/in)

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Abstract

Während des Dritten Reiches galten die Megalithen der Bretagne als Prestigeprojekt unter deutschen Vorgeschichtlern. Durch Kulturvergleiche, Vermessungen und Ausgrabungen sollte nachgewiesen werden, dass die westeuropäischen Monumente jünger seien als die nordeuropäischen Megalithanlagen. Daher sei die Megalithkultur der Bretagne als jungsteinzeitlicher Kulturtransfer aus dem „nordischen Kreis“ zu betrachten und eng mit der Herausbildung des „Germanentums“ verknüpft. Unter anderem sollte die archäologische Interpretation eine Rechtfertigung für die nationalsozialistische Eroberung Westeuropas als „urgermanischem“ Siedlungsgebiet liefern. Für das Projekt Carnac interessierten sich parallel mehrere archäologische Institutionen, aber nur der Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR), eine Einrichtung der NSDAP, konnte entsprechende Arbeiten in der Bretagne erfolgreich durchführen. Während die deutschen Archäologen einige Monumente für ihre ideologischen Zwecke missbrauchten, wurden andere Megalithgräber und Menhire zeitgleich durch die Konstruktion des Atlantikwalls schwer beschädigt. Trotz der Einrichtung eines militärischen Kunstschutzes erlaubte der straffe Arbeitsplan der Organisation Todt keine Rücksichtnahme auf die prähistorischen Fundorte. Mehrere Megalithgräber wurden durch den Bau von Schützengräben und Bunkern vollständig zerstört, andere Fundorte konnten gerettet oder nach Kriegsende restauriert werden.

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Veröffentlicht
2015-01-16
Sprache
de
Schlagworte
Bretagne, Megalithik, Menhir, Nationalsozialisms, Atlantikwall, Bunker, Archäologie, Deutscher Studienpreis für Archäologie