Openness in den Künsten – Ein Praxisbericht der HGK FHNW Basel

DOI: https://doi.org/10.11588/ip.2017.1.35058

Tabea LURK, Jürgen ENGE1

Openness in den Künsten – Ein Praxisbericht der HGK FHNW Basel

Zusammenfassung

Der vorliegende Text führt Aspekte der Offenheit in der Gegenwartskunst mit Fragen zum Open Access (OA) aus der Bibliothekspraxis zusammen. Am Beispiel des «integrierten Katalogs» der Mediathek Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK) FHNW wird gezeigt, wie durch die gezielte Integration von OA-Publikationen und offene kulturelle Inhalte der Horizont von Bibliothekskatalogen erweitert werden kann. Zugleich zeigt sich das Entwicklungspotential von digitalen Werkzeugen, welche sowohl für das digitale Kuratieren von Daten benötigt werden, als auch für die Vermittlung von Informationskompetenz geeignet sind.

Schlüsselwörter

Open Access, Digital Curation, Data Science, Kulturerbe, Wissensraum

Abstract

This text brings aspects of openness in contemporary art together with open access (OA) questions in the scientific and library context. The example of the «Integrated Catalogue» of the Mediathek HGK FHNW illustrates, how added value can be generated by consequently providing both: OA-publications and open cultural content. Benefits from the implementation of Open Science Content are mentioned and the development potential of digital tools are explained, which are needed for both: for the digital curation of data and for enabling information competence.

Keywords

Open Access, Digital Curation, Data Science, Cultural Heritage, Knowledge Space

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

1.1 Kreativ denken

1.2 Offenheit praktizieren

2 Über den Verbund hinaus

2.1 Technischer Aufbau

2.2 Daten kuratieren

2.3 Kontextwissen und Informationskompetenz

3 Fazit

Quellen

AutorInnen

1 Einleitung

Die Debatte um Open Access in Gestaltung und Kunst ist, der Diskussion in den Geisteswissenschaften vergleichbar, häufig von einer gewissen Skepsis geprägt (Gersmann 2007; Tomlin 2011). Autorinnen und Autoren, vor allem jedoch die Verlage und publizierenden Organe der Community, scheuen die frei zugängliche Verbreitung von künstlerischen oder gestalterischen Produktionen via Internet. OA-Journals werden als minder in der Qualität betrachtet und das Freikaufen einzelner Artikel (grüner Weg) wirkt ungewohnt und übersteigt die Budgets kleiner Bibliotheken. Obwohl offene Lizenzen die Nutzungsbedingungen eigentlich klar auszuweisen vermögen (CC-BY-ND verlangt beispielsweise die Attribution und verbietet Derivate), werden bei digitalen Text-, Bild- und Gestaltungs-Quellen Ideenklau oder Plagiate gefürchtet und mit Blick auf künstlerische Multimedia-Dokumente und Dokumentationen suggerieren Urheber- oder Persönlichkeitsrechte (Dritter) eine gleichsam notwendige Beschränkung der (Nach-)Nutzung. Unterm Strich ist das OA-Label im betrachteten Publikationsfeld daher bisher eher eine Seltenheit. Auch die Anzahl der frei zugänglichen (institutionellen) Sammlungen, künstlerischen Werke oder kreativ gestalteten (Industrie-)Produkte auf offenen Plattformen wie Github oder archive.org wirkt bisher eher überschaubar. Selbst die freie Nutzung bibliografischer Ressourcen setzte sich erst allmählich durch (z.B. Matzat 2011; Harvard Library 2012; Datahub 2017).

1.1 Kreativ denken

Allzu leicht übersieht man dabei, dass viele künstlerische Artikulationsformen und Formate der (Gegenwarts-)Kunst immer schon den direkten, offenen Austausch mit dem Publikum gesucht haben und aus dieser grundlegenden Offenheit heraus bestrebt sind, sich (Actor-Network-Theory), ihre Inhalte oder die Erinnerung an vergangene, häufig ephemere Ereignisse digital zugänglich und (dauerhaft) auffindbar zu machen (Goriunova 2012). Natürlich müsste man hier zwischen dem Auffinden (Metadaten), der referenzierenden Bereitstellung (Publikation) und der Nutzung der Inhalte (Daten) unterscheiden; andererseits scheitert der Wunsch vieler Künstlerinnen und Künstler nach informationstechnisch nachhaltigen Formen der Referenzierung und Vernetzung häufig an den bibliothekarischen Informations-(vermittlungs-)Systemen oder den Bedingungen, unter denen das OA-Label im wissenschaftlichen Kontext verliehen wird2. Ähnliches gilt für die vielen Debatten, Kritiken und Diskurse zur Gegenwartskunst, -kultur und -gestaltung, für kleinere online Journale, Zines oder andere Publikationen (vgl. Ballmer, Evans 2013) und kulturelle Aktivitäten, die im Netz stattfinden, ohne dass ihre Websites, Blogs etc. von einer Memo-Institution (regelmässig) gecrawled würden. Selbst die Produkte kommerzieller Plattformen wie etwa Getty Images, Pinterest, Artstack etc., die regelmässig von Hochschulangehörigen konsultiert werden, werden trotz Link-Resolver-Technologien bisher eigentlich nicht durch Hochschulkataloge referenziert, was nicht nur den Subskriptions- und Rechtsproblemen geschuldet ist.

Berücksichtigt man ferner, dass Offenheit und freier Zugang die treibenden Kräfte hinter diversen Digitalisierungskampagnen waren, welche in der letzten Dekade unzählige Kulturgüter oder deren digitale Repräsentation digital erschlossen haben (Klimpel, Euler 2015; Terras 2015; Europeana 2015), wird die Forderung nach einer Offenheit in den Künsten umso virulenter. Kurz: Viele Daten warten in den Weiten des Internets auf ihre Rezeption und (Nach-)Nutzung.

1.2 Offenheit praktizieren

Über Offenheit im Kontext der Informationsdienstleistungen einer Kunst- und Gestaltungshochschule nachzudenken, bedeutet daher, über den Katalogrand hinaus zu denken (vgl. Hehl 2016; Hauben, Hauben 1997). Jenseits der OPAC-Grenzen und der üblichen lizenzrechtlichen Markierungen ist zu überlegen, welche Inhalte zu welchen Bedingungen wie auffindbar gemacht werden können/sollen, wie Partnerschaften mit externen Sammlungseignern oder Datenlieferanten der fachlichen Sparten etabliert und datentechnische Kooperationen implementiert werden können, sodass Win-Win-Situationen entstehen3.

Das fachliche Spektrum der HGK reicht beispielsweise von der Bildenden Kunst und der Kunstvermittlung über das Industrial, das Mode und das Post-industrielle Design bis zur Visuellen Kommunikation, zur Integrativen Gestaltung/Master-Studio sowie der Innenarchitektur und Szenografie. Hinzu kommen Theorieinstitute zur Ästhetischen Praxis und Theorie sowie zu Experimentellen Design- und Medienkulturen. Entsprechend breit ist der Bedarf an Informationsressourcen und an Produktionsformaten, denn letztlich sollen auch die künstlerischen, gestalterischen oder theoretischen Outputs der HGK über ein möglichst frei zugängliches Referenzierungssystem (Katalog) und informationstechnologische Rechercheinstrumente erschlossen werden.

Daher ist die Mediathek seit geraumer Zeit darum bemüht, nicht mehr nur Einzelressourcen oder Medienpakete zu beschaffen, sondern ganze (künstlerisch-gestalterische) Sammlungen einzubinden. Sie werden über den «integrierten Katalog» referenziert und sind mithin öffentlich recherchierbar. Der folgende Text umreißt schemenhaft die Motivation zum «integrierten Katalog», bevor auf technische Aspekte, das geplante Kuratieren von Inhalten und die Kontextualisierung der eingebundenen Ressourcen eingegangen wird.

2 Über den Verbund hinaus

Die Spezialsammlungen der HGK und die Tatsache, dass die Standardressourcen der HGK FHNW über mehrere Plattformen verteilt sind4, haben den Aufbau eines modular konzipierten Katalogsystems motiviert: den «integrierten Katalog». Unzureichend empfanden wir ferner, dass ausgerechnet OA-Publikationen (Monografien, Anthologien, Journals, Daten) im NEBIS-Verbund bis dato lediglich über den Reiter «Articles and more … everything» verfügbar sind, wohingegen lizensierte Bücher und Zeitschriften bei den übrigen Referenzen im Bereich «Books, Journals, Articles» (= default Einstellung) aufzufinden sind.

Im «integrierten» Katalog der Mediathek können die Nutzerinnen und Nutzer nun selbst entscheiden, welche Quellen sie durchsuchen möchten. Neben der Standardrecherche des bibliothekseigenen Medienbestandes (NEBIS, lizensierte eBooks und eJournale) wird auf diverse OA-Ressourcen (DOAB, DOAJ, DOAJ-Articles, Springer Open, Degruyter Open), die Nationallizenten und weitere kulturelle Sammlungen verwiesen, die mit einem Mausklick eingebunden werden können. Während sich die Rechercheergebnisse in der Listenansicht mischen, werden die Datenquellen/-lieferanten in der Listenvorschau explizit ausgewiesen (vgl. Abb. 1).

Abb. 1: Integrierter Katalog der Mediathek mit Vorauswahl NEBIS-Bestand

Zu den geclusterten Ressourcen, die über das dauerhaft wachsende System zugänglich werden, gehören auch studentische Theorie- und (Bestandteile von) Abschlussarbeiten, Ressourcen und Ergebnisse aus Forschungsprojekten sowie Sammlungen, die einzelne Dozierende über die Jahre zusammengetragen haben. Exemplarisch sei das Videokunstarchiv von René Pulfer erwähnt. Ergänzend kommt eine Auswahl externer Spezialsammlungen hinzu, welche die fachlichen Interessen der Hochschule abdecken und entweder frei (z.B. via GitHub) zugänglich sind oder durch explizite Kooperationen mit externen kulturellen Akteuren (Dateneignern) zur Referenzierung freigegeben sind. Dieser nach Aussen weisende Rechercheservice, der die Nutzerinnen und Nutzer auf verstreute Spezialsammlungen im Internet hinweist, unterscheidet sich von üblichen Hochschulportalen wie etwa dem Wissensportal der ETHZ, die primär ihre eigenen Bestände aber nicht die Capta (Kitchin, Dodge 2011) oder häufig genutzte Quellen sichtbar werden lassen.

Der Zugang zu Inhalten erfolgt im «integrierten Katalog» i.d.R. über drei Stufen: Während die Darstellung der (Such-)Ergebnisse im Listenüberblick und der Listenvorschau (Abb. 1) über alle Medientypen und Sammlungsbestände relativ gleich gehalten ist, variiert die Detailansicht der jeweiligen Treffer abhängig vom Sammlungsbestand, dem Kontext und ggf. den Berechtigungen (s.u.). Die Nutzerinnen und Nutzer werden möglichst direkt, d.h. durch eine minimale Anzahl von Klicks, zu den Ressourcen (Volltexte, PDFs, Bildmaterial etc.) geleitet, denn Informationskompetenz ist für uns ein Resultat der Recherche, nicht die Voraussetzung der Recherche. Wir verstehen «Kompetenz» mit Cathleen Grunert (2012, 8) als «das zu Erlernende» und unterstützten die Studierenden und Angehörigen der HGK durch Schulungen, Workshops und Beratung (Lurk 2017) bei ihrer Fähigkeit, Inhalte zu recherchieren, evaluieren, kontextualisieren, darzustellen und weiter zu geben – gemäss aktuellen Modellen zur Informationskompetenz (ACRL 2016; informationskompetenz.de 2016). Suchende werden dort abgeholt, wo sie technisch (Plattform) aber auch intellektuell (Coaching) stehen.

2.1 Technischer Aufbau

Fachlich normierte Zugänge zu vielfältigen elektronischen Ressourcen und Datenbasen sowie der Wunsch nach Gruppierungsformen, welche die Daten gemäss den Bedürfnissen der Hochschule strukturieren (flexibles Kuratieren), lassen sich nur mit einem eigenen Data-Warehouse realisieren. Im Data-Warehouse laufen die Metadaten und Daten der unterschiedlichen Quellsammlungen zusammen5. Beim Ingest erfolgen klassische (Data-)Mining-Prozesse zur Analyse und Harmonisierung (vgl. Grus 2015), denn das Spektrum der vereinnahmten Inhalte reicht von mehr oder weniger gut gepflegten (Word- und Excel-) Listen und Folder-Strukturen, über Abzüge der ehemaligen Instituts-Datenbanken (Filemaker, Eigenproduktionen), bis zu professionellen Datenlieferanten mit OAI-PMH-Schnittstellen, wobei auch dort die Struktur der Daten variiert (vgl. ähnlich Graßhoff, Meyer 2017). Ein Solr-Index wird aufgebaut, über den die Inhalte recherchierbar werden.

Abb. 2: Schematische Darstellung der Systemarchitektur

Im derzeit implementierten Curation Subsystem geht es darum, die domänenspezifischen Anforderungen der Künste so abzubilden, dass unterschiedliche Recherche-Pre-Sets zu variierenden Ergebnissen führen können, wie wir dies im kommerziellen Umfeld (vgl. Google, Amazon etc.) gewohnt sind. Bereits jetzt sind schlichte thematische Clusterungen im Bereich der HGK-NEBIS-Ressourcen, der eJournals, der Daten von Forschungsprojekten sowie der Dokumentation der Handapparate umgesetzt (s.u.)6. Umfassendere thematische Sleketionsmechanismen auf der Basis von Thesauri, Vokabulare und Ontologien sind hingegen für die nahe Zukunft geplant. Dabei sollen die Nutzerinnen und Nutzer der Mediathek dann nicht nur jene Treffer angezeigt bekommen, die sie aufgrund ihrer Profildaten (statistisch wahrscheinlich) immer schon erwartet haben, sondern es sollen auch Aspekte der Lehre einfliessen, sodass z.B. jene Inhalte gefunden werden, welche die Dozierenden für relevant erachten (Standardliteratur, Handapparate etc.). Je nach Interesse sollen Suchprofile mittelfristig (als Option) vollständig individualisierbar sein.

2.2 Daten kuratieren

Die Herausforderung der Aufbereitung der Daten ist in der Mediathek insofern virulent, als durch die OA-Quellen eine knappe Million Datensätze vereinnahmt wurde, von denen z.B. die Abstracts der DOAJ-Articles vollständig im Solr-Index hinterlegt sind. Hinzu kommen – vorerst nur im Testsystem – ca 25'000'000 Datensätze jener Schweizer Bibliotheken, die einem der neun CH-IDS-Verbände angehören oder aus den Nationallizenzen stammen und durch die Swissbib vereinnahmt sowie strukturell aufbereitet zur Verfügung gestellt werden (Swissbib 2017)7. Nicht zuletzt und mit oberster Priorität werden inhouse-Quellen bearbeitet, die zwar selten bibliothekarischen Vorgaben (MARC21) folgen, häufig jedoch sehr wertvolle kulturgeschichtliche Informationen enthalten, wie z.B.: von der Forscher/Künstlergruppe stammende Stichwörter.

Mit wachsender Datenmenge steigt die Notwendigkeit, die Komplexität zu reduzieren und die Relevanz der jeweiligen Treffer zu beurteilen (Man 2013; Toepfer, Kempf 2016). Geklärt werden muss, in welcher Reihenfolge die Treffer angezeigt und wie die Inhalte klassifiziert werden. Mithilfe teilautomatisierter Routinen werden die Inhalte des lokal gepflegten Data-Warehouse gemäss den Prinzipien des Digital Curation bearbeitet, d.h. analysiert, strukturiert, semantisch angereichert und gefiltert8. Die bibliothekarischen Erschliessungsinstrumente (kontrollierte Vokabulare (GND), Thesauri, normierte Klassifikationssysteme, Signatursysteme etc.) werden künftig durch offene, fachspezifische Listen ergänzt, die als zusätzliche Kuratierungsschicht z.B. den aktuellen Sprachgebrauch oder den zeitlich bedingten Bedeutungswandel spezifischer Begriffe abbilden.

Die bisherigen Kuratierungshandlungen lassen sich anschaulich anhand der im NEBIS verzeichneten HGK-Bestände verdeutlichen. So spannen sich beispielsweise die Wissensfelder überall dort teilbestandsübergreifend im Raum auf, wo die heterogenen Ordnungslogiken der historisch gewachsenen Institutsordnungen (Signaturensystematik nach Standort) untereinander gemapped wurden (vgl. Abb. 3a). Mit Blick auf die Facettierung der Schlagwörter und der zugehörigen wiederkehrenden Sachgruppen werden die Themenfelder analysiert, sodass erkennbar wird, wie ein und das selbe Medium in unterschiedlichen (Bibliotheks-)Kontexten zugewiesen wurde (Abb. 3b). Ein bestandsübergreifendes Domänenlernen beginnt.

Abb. 3: (a) Links: Teilbestandsübergreifendes Mapping; (b) Rechts: Quellanalyse Swissbib-Metadaten

Ein weiterer Aspekt betrifft die Einsortierung der digitalen Ressourcen (eBooks, eJournals) in die jeweiligen Sammlungsbereiche. Auch hier wird ein Curation Subsystem benötigt, da z.B. Beacons, die Zugang zu strukturierten Daten-Subsets schaffen, nur lokal im unmittelbar physischen Umfeld (Raum) greifen. Mit Blick auf den digitalen Katalog besteht die Herausforderung hier zum einen darin, dass im NEBIS keine Signaturen für eRessourcen vergeben werden. Zum andern führt das kontinuierliche Wachsen der Bestände dazu, dass die Paketierung (Dublettencheck) bei turnusmässigen Updates (Swissbib) variieren kann, sodass unsere Annotationen nur mittels gestaffelter Routinen «verortet» werden können.

Es ist evident, dass derartige, erst einmal lokal gedachte, Aspekte nicht automatisch mit der globalen Wissensbasis des Verbundssystems intervenieren dürfen, auch wenn eine institutionsübergreifende Nutzung über das Curation Subsystem handhabbar wäre. Im Zentrum der aktuellen Arbeiten steht jedoch die semantische Aufarbeitung der Bestände, die halbautomatisiert erfolgt und ressourcenintensiv ist.

2.3 Kontextwissen und Informationskompetenz

Neben der Harmonisierung der Daten, besteht die Herausforderung beim Schritt ins Digitale nicht zuletzt darin, implizites, personengebundenes Wissen in einer Form explizit werden zu lassen, die den ursprünglichen Entstehungskontext abbildet. Jenseits der dokumentarischen Interessen wird so das Suchen und Finden von Ungewusstem erleichtert.

Während wir bei der Modellierung von Kontextwissen für Forschungs- und archivarische Sammlungen (Filestruktur) gelegentlich ein Semantic MediaWiki-System verwenden, in dem der CIDOC CRM-Standard hinterlegt ist (Enge 2012, Abb. 4d), orientiert sich die Dokumentation des Kontextwissens der Bibliotheksbestände der Mediathek bisher am Modell des physischen Raums. Denn die Raumgestaltung ist für eine Mediathek eher aussergewöhnlich: Statt klassischer Regalreihen fügen sich Bücherboxen im lockeren Verbund zu einer Lernlandschaft aus alphabetisch geordneten Bücherreihen zusammen. Ihre Struktur greift die Bewegung der umliegenden Hügellandschaften auf und lädt durch die vertikale Ausrichtung zum Flanieren zwischen den Institutsbeständen ein. Zugleich lassen die geschwungenen Linien die ehemaligen Bestandsgrenzen zerfliessen, deren Signaturensystematiken nach wie vor gepflegt werden. Durch die physische Nähe im Kistenverbund wird die thematische Nähe zu anderen Medien der gleichen Box ausgedrückt (vgl. thematische Aufstellung nach Umlauf 2015), weshalb in der Detailansicht der NEBIS-Bestände alle Medien derselben Box ausgegeben werden (Abb. 4a). Die hier eingebundenen Metadatenelemente können angeklickt werden. Ein individualisiertes Browsen wird nahegelegt, indem die Nutzerinnen und Nutzer auf Inhalte hingewiesen werden, die sie nicht aktiv gesucht haben. Auch der Zugang zum Fernleih-Verbund NEBIS ist (via Signatur) möglich, sodass sich der Kreis schliesst.

Abb. 4: Detailseiten: (a) Oben links: Buch-Bestand Mediathek; (b) Oben rechts: Journals; (c) Unten links: CIDOC-CRM-Map; (d) Unten rechts: Videodetails

Bei elektronischen Aufsätzen wird als Kontextinformation hingegen die jeweilige Ausgabe des Journals (Issues) rekonstruiert (Abb. 4b). Mit Blick auf die Forschungsprojekte und/oder gruppierte Sammlungen (z.B. Tagungen, Festivals etc.) werden Kontexte wie z.B. die Ablage- oder Aktensystematik, Aufzeichnungen einer Sequenz, Themencluster wie z.B. die sog. «Walks» beim Grenzgang-Projekt etc. auf den Detailseiten abgebildet. Neben den üblichen Metadateninformationen zur Ressource werden somit Hinweise auf erweiterte Such- und Auswahlmechanismen gegeben, um die Recherche- und Beurteilungskompetenzen zu fördern. Die grafische Kontextualisierung (vgl. auch Kraker, Kittel et al. 2016) vermittelt intuitiv den Sinn und Zweck klassischer Quellenangabe und soll das Lerninteresse schüren, zumal auch eine «leere» Suche zu Treffern führt.

3 Fazit

Nachdem die technischen Möglichkeiten und die wissenschaftlichen Erfordernisse der letzten Jahrzehnte zur Diversifizierung der Datenarten, -formate und -sammlungen geführt haben, erschien es uns mit Blick auf die Mediathek und die breiten fachlichen Anforderungen der HGK angemessen, grundlegend über die Strukturen der digitalen Informationsdienstleistungen nachzudenken. Semantische Klassifikationen und Vernetzungsstrukturen werden im Bibliothekskontext seit langem diskutiert und implementiert und auch die Bedienbarkeit der Recherche-Interfaces wird sukzessive besser. Die Erscheinungsweise des Katalogs der Mediathek wurde daher, dem physischen Raumkonzept folgend, ästhetisch und inhaltlich auf eine neue Basis gestellt. Dem Experimentalcharakter der Institution folgend, wurde eine Datenbasis geschaffen, die strukturell offen ist, damit heterotope Wissens-, Lehr- und Lernräume entstehen können.

Man könnte nun fragen, ob Einrichtungen wie die Mediathek HGK eine solche Integration der Datenquellen überhaupt leisten sollten bzw. welcher Mehrwehrt daraus entsteht. Wir hatten das Gefühl, dass die katalogtechnische Pluralität und die Notwendigkeit, spezifische Sammlungsbestände zu erschliessen, zum einen gar nicht anders möglich gewesen wären. Ein Teil der «Aggregierungs-Last» wird im Bereich der CH-Verbundskataloge dankenswerter Weise durch die Swissbib abgefedert. Die hausinterne Aufarbeitung wird aber vermutlich immer von der Sichtweise der jeweiligen Institution abhängen und durch sie geleistet werden müssen. Zum andern schien es uns, gerade als einer kleinen Institution, sehr wichtig, eine gewisse Unabhängigkeit gegenüber den Zugangs-(Lizensierung), Preis- und Wissenspolitiken all jener Informationsdienstleister (z.B. EBSCO, ExLibris, Missing Link, etc.) zu bewahren, die digitale Akquisitions-, Erschliessungs- und Aggregierungsarbeiten out-of-the-(black)-box anbieten, welche dann als handlich paketiertes Wissen in den Hochschulkontext eingebunden werden. Dort generiert die Nutzung wiederum ein Wissen, das dann aber nur den jeweiligen Systemanbietern zugänglich ist. Zudem werden Absolvierende auf Informationsangebote getriggert, die versiegen, wenn die Hochschulzugehörigkeit erlischt. Gerade in den Künsten sollte zudem eine fachlich, ästhetisch, kulturell etc. Rezeption von Informationen jenseits der standardisierten Filter möglich sein. Wenn künstlerische Artikulationsformen, Termini oder Formate durch das Standardraster fallen, sollten Netze da sein, die diese aufzufangen vermögen, wie dies der «integrierte Katalog» der Mediathek offeriert.

Für uns ist der «integrierte Katalog» ein integraler Bestandteil des kreativen Schaffenskreislaufs, wobei die Wertschöpfungsmechanismen (Curation Boundaries: Treloar, Harboe-Lee 2007) klassischer Forschungsdatenzyklen (Choudhury, Palmer et al. 2013; Blumer, Burgi 2015) künftig auch auf die Metrik der Relevanzgewichtungen der Metadatensätze angewandt werden sollen. Dabei sollen die z.T. unsichtbaren, katalog- oder subscriptionsbedingten Begrenzungen überwunden oder zumindest transparent werden, da sie die Wahrnehmung, häufig schleichend, beeinträchtigen und (abstrakte) Autorität(en) konstruieren (Ballmer, Evean 2013,22). Wo Wissen reguliert wird, sollte nachvollziehbar sein, wie die Mechanismen funktionieren. So hoffen wir, dass durch eigenständige Auswahlprozesse (Suchprofile) künftig die Sensibilität für den Umgang mit dem Material digitaler Daten (digital matter) geschärft wird (Informationskompetenz).

In einer Welt, die von riesigen Datenmengen überflutet wird, fällt es zunehmend schwer, den Überblick zu behalten und zu erkennen, welche Informationen (warum) fehlen, welche manipuliert und welche tatsächlich belastbar oder relevant sind. Zur Frage nach den angemessenen (skilled) Nutzungsformen (Prelinger 2007) kommt derzeit die Gefahr hinzu, dass unser Bild der Realität sukzessive durch «alternative» Nachrichten dominiert wird. Der Effekt wird forciert, wenn kulturelle und/oder wissenschaftlich überprüfte Inhalte systematisch lizenztechnisch weggeschlossen werden und damit für die breite Öffentlichkeit faktisch unzugänglich werden. Eigene Wege, wie sie Künstlerinnen und Künstler immer schon für sich (und andere) entdeckt, beschritten und beansprucht haben, können auch Bibliotheken wichtige Hinweise für Veränderungen geben. Wir meinen, dass die Strukturen und Außengrenzen der Bibliotheken in diesem Sinne offen und erweiterbar bleiben sollten, zumal Diderots und d’Alemberts phantastisches Konzept einer umfassenden «Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers» bereits im 18. Jahrhundert als gescheitert galt. Offenheit kann, anders herum formuliert, vielleicht als bescheidenste Antwort auf die Einsicht in die eigene Begrenztheit betrachtet werden.

Quellen

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AutorInnen

Tabea LURK, Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Mediathek, Freilager-Platz 1, CH-4023 Basel

http://www.fhnw.ch/hgk/mediathek ; https://mediathek.hgk.fhnw.ch/

tabea.lurk@fhnw.ch

Jürgen Enge, Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW, Center for Digital Matter, Freilager-Platz 1, CH-4023 Basel

http://www.fhnw.ch/hgk/

juergen.enge@fhnw.ch


  1. Hochschule für Gestalung und Kunst FHNW Basel.

  2. Die Einbindung klassischer Websites, Blogs, Plattformen wie z.B. UBUWeb.tv, artslant.com, primaryinformation.org, kunsttexte.de, Videokunst.ch, PANCH.li etc. sowie spezifische Kommunikationskanäle auf Youtube, Vimeo oder auch Edu-Channels scheitert nicht nur an lizenztechnischen Fragen. Ferner publizieren immer mehr kleinere Ausstellungshäuser ihre Kataloge digital und frei über das Internet. Vergessen sie dabei die Lizenzangaben, erschwert dies die Nachnutzung im Bibliothekenkontext. Zudem ist i.d.R. eine Aufnahme dieser Erzeugnisse unter ein OA-Label nicht möglich, weil zum einen ein akademischer Partner gefunden werden muss, der die Inhalte auf eine entsprechende OA-Plattform auflädt (Qualitätskontrolle). Zum anderen genügen die in Auftrag gegebenen Aufsätze formal selten einem klassischen (blind) Peer-Review-Verfahren, auch wenn die wissenschaftliche Qualität als gesichert gilt.

  3. Ausser dem Wissensportal der ETH Zürich (http://www.library.ethz.ch/de/), welches primär die eigenen Bestände oder Digitalisate zugänglich macht, ist uns kein Beispiel bekannt, bei dem eine Hochschulbibliothek externe Sammlungen wie akquirierte Medien direkt einbinden würde. Mit Blick auf bibliografische OA-Ressourcen ist dies anders und zwar sowohl auf Bibliotheks- als auch auf Verbundebene.

  4. Als wissenschaftliche Fernleihbibliothek ist die Mediathek Mitglied des NEBIS (Network of Libraries and Information Centers in Switzerland), über den die meisten Print Publikationen und klassische eMedien wie DVDs sowie lizensierte eBooks referenziert und ausleihbar sind. Die FHNW-weit lizensierten eJournals sind hingegen in der elektronische Zeitschriftendatenbank (EZB Regensburg) nachgewiesen. Lizensierte Quellen sind tendenziell instabil und wenig nachhaltig, da sie sich i.d.R. weder im vollen Zugriff der eigenen Institution befinden noch ein stabiles Informationsangebot bieten (Nutzungsformen können abhängig von der jeweiligen Lizenz enden; bei Zeitschriften variieren die Inhalte der lizensierten Pakete mitunter jahrgangsbedingt). Die hauseigenen Ressourcen der Spezialsammlungen und Produktionen der HGK waren bis zum «integrierten Katalog» i.d.R. nur institutsintern (inkl. Institutswebsites/DBs) auffindbar. Ihre Struktur/Ablage-Information war häufig an die Erinnerung einzelner gebunden. Seit 2015 können Forschungspublikationen auch ins Institutional Repository der FHNW (IRF) eingetragen werden.

  5. Programmierung: php; Datenbank: Maria DB; Volltextindex: Solr. In der Identifikationskaskade werden verwendet: Apache Tika (MIME type Erkennung und Fultext-Extraktion); ffmpeg (Transcodierung und MIME type Erkennung bei “video/*” und “audio/*”); GPSBabel (Transcodierung GPX-Daten); gvfs-info (MIME-Type Erkennung; imageMagick (Bild- & PDF-Analyse + Generierung von Vorschaubildern); Libmagic (initiale Dateiliste); OpenLayers (JavaScript Bibliothek für bekannte Waypoint Format/GPX data); SAC (Transcodierung von Klangmaterial); eigene C++ Anwednung (Erzeugung Sonogramme). Externe Services: Bing Maps (GPX-display); info-age GmbH Tools: design / 3D-modelling / data management; Zencoder (Video-Transcodierung); Zotero (Handapparate, thematisches Sammlungsmanagement + Tagging). Die technische Beschreibung wird unter https://mediathek.hgk.fhnw.ch/wordpress/technische-beschreibung/ aktualisierte. Die systematische Dokumentation des auf Github publizierten Codes steht noch aus. Sofern die Rechtesituation dies erlaubt, ist geplant, die aggregierten Daten gemäss Lizenzkontext frei oder institutsintern zugänglich zu machen, um die Nachnutzung (eigene Interfaces, eigene Kuratierung etc.) zu ermöglichen.

  6. Neben datenbankbasierten Daten werden dynamisch generierte Informationen und Relevanzgewichtungen in den Katalog eingebracht. Das Clustern erfolgt auf unterschiedlichen Ebenen: bei der Harmonisierung der Metadaten (Vereinfachung), der Einbringung der Inventurdaten (Inventur- und Standortangaben), der semantischen Zusammenführung von Signaturen-Gruppen (basierend auf einer teilautomatisierten Vorberechnung mit Hilfe von regulären Ausdrucken), etc.

  7. Die bibliotheksspezifischen Daten des «integrierten Katalogs» stammen von der Swissbib. Dank Swissbib-Daten können wir unserer Zielgruppe qualifizierte Nachweisinformationen z.B. zu den Beständen aller CH-Kunsthochschulen, der verzeichneten CH-Museen oder Ähnliches anbieten. Wir können statistische Bestands-Analysen (Enge 2017) durchführen und andere Formen der datengetriebenen Recherche betreiben, die zur Qualitätssteigerung unserer Services und zur Überprüfung unserer Arbeit beitragen.

  8. Digital curation wird hier als eine Kombination von semantischen und statistischen Mapping- und Analysemethoden verstanden, die dazu beitragen, Daten so (teil-) automatisiert mit Informationen (Daten) anzureichern, dass daraus ein Mehrwert entsteht (Harvey 2010; Song, Köhler et al. 2014). Dieser Mehrwert lässt sich u.A. durch eine verbesserte Auffindbarkeit (Relevanzranking) bemessen. Da die Frage, wie relevant eine Information ist, stark vom Kontext/Forschungsinteresse/Nutzer abhängt, wird eine Clusterung von Inhalten angestrebt, welche die herkömmlichen Klassifizierungen erweitert. In unserem System werden Inhalte i.d.R. nicht ausgesiebt, sondern lediglich etwas später angezeigt. Versteckt werden sie nur, wenn z.B. explizite Sperrfristen dies explizit erfordern.