Ein ungewöhnlicher Drachengriffel von der Burg Anhalt im Harz

Identifier (Artikel)

Abstract

Auf der Burg Anhalt im Selketal wurde ein Schreibgriffel gefunden, der mutmaßlich dem 13. Jahrhundert zuzuordnen ist und zu dessen figürlicher Verzierung es bislang keine Parallele gibt. Es ist ein männlicher Reiter mit starker Körperbehaarung dargestellt, bei dem es sich vermutlich um einen Wilden Mann handelt. Er reitet rückwärts und bändigt sein Reittier, das wohl als Löwe, vielleicht auch als Wolf oder Hund anzusehen ist. Das Motiv des Wilden Mannes ist in der höfischen Kultur des hohen und späten Mittelalters weit verbreitet. Es stellt sich die Frage nach der inhaltlichen Deutung der ungewöhnlichen Darstellung, für deren Beantwortung die höfische Literatur des 12./13. Jahrhunderts sowie figürliche Bauplastik, Buchillustrationen und Bildteppiche herangezogen werden müssen. Der Griffel ist als Statussymbol von Mitgliedern des gebildeten und schreibkundigen höfischen Milieus aus dem Umfeld der askanischen Herrscherfamilie zu bewerten.

Statistiken

loading
Veröffentlicht
2021-12-20
Sprache
de