Huschen, Schwärmen, Verführen

  • Ramón Reichert (Autor/in)

Abstract

Im Namen des Menschen wird mit der Frage «Was hat der Mensch, was das Tier nicht hat?» das Tier zum Träger eines essenziellen Mangels. Die grundlegende Beweisführung dieser Ungleichwertigkeit hat die okzidentale Philosophie unternommen. Ihre Metaphysik setzt das humane metá zur Überwindung der tierhaften phýsis ein. Eine Zwei-Welten-Ontologie, in der Menschlich-Intelligibles und Tierisch-Sinnliches unterschiedlichen Seins-Registern angehören, war die Folge. Kann entgegen dieser Denktradition ontologischer Doppelsphären die Frage nach dem Tier als solchem, die der okzidentale Mensch in seinen selbst ernannten Denksystemen kultiviert und auf raffinierte Art und Weise verfeinert hat, aufgekündigt werden? Wie kann 1. der Autor «Mensch» des Konzepts «Tier» und 2. die damit abgeleitete Inanspruchnahme seines von ihm kuratierten Umkehrbildes dezentriert werden Welches Sprechen bleibt, wenn das Wort «Tier» nicht länger als Objekt der Beherrschung gedacht wird? Im Text wird versucht, über die Dekonstruktion des Tieres als Medium kultureller Praktiken hinausgehend die Medialität des Tieres, d.i. die Beschreibungsperspektive des Humanitären, in Abrede zu stellen und an ihre Stelle ein emphatisches Denken des Huschens, Schwärmens, Verführens in Gang zu setzen.

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