Mensch und Tier
Die Frage nach der Grenze und ihrer Überschreitung
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Abstract
Lange Zeit war die von Descartes für das moderne, rationale Abendland gezogene Grenze zwischen Mensch und Tier verbindlich. Die Biologie des 19. Jahrhunderts stellte diese von der Religion und Philosophie gezogene Grenze in Frage. Charles Darwins Abstammung des Menschen enthielt die Botschaft: Menschen und andere Tiere sind Teil eines evolutionären Kontinuums. Auch heute relativieren Wissenschaftler die einstige menschliche Sonderstellung fast täglich aufs Neue mit der Entdeckung immer weiterer genetischer Gemeinsamkeiten zwischen Mensch, Schimpanse, Kugelfisch und Fadenwurm. Im Zentrum der Debatte stehen Fragen nach dem Selbstverständnis des Menschen. Sind wir ein Tier unter vielen? Brauchen wir die Grenze zwischen Mensch und Tier? Wird es in Zukunft eine noch weiterreichende «Vertierung» geben, eingeleitet durch die Verpflanzung von tierischen Organen und Genen in den Menschen (und umgekehrt)? Oder wird gerade der sich abzeichnende, selbstgesteuerte «Umbau» der menschlichen Spezies dafür sorgen, dass sich der alte Traum von der Krone der Schöpfung doch noch erfüllen wird? Es scheint notwendig, diesen Fragen und den damit verbundenen ethischen Dimensionen der Mensch-Tier Beziehung nachzuspüren im Sinne des Versuchs einer Neubestimmung - einer Neubestimmung der Unterscheidungskriterien zwischen Mensch und Tier, aber auch der Grenzen für das, was wir mit Tieren tun und was wir ihnen anzutun bereit sind. Dieser Beitrag gliedert das überaus vielschichtige Thema in vier Bereiche, die kurz und plakativ so überschrieben werden können: (i) «Geliebtes Tier», (ii) «Produkt Tier», (iii) «Abgrenzung» und schließlich (iv) «Vereinigung». Der Beitrag basiert auf der Einleitung im Katalog zur Ausstellung «Mensch und Tier. Eine paradoxe Beziehung» (Deutsches Hygiene-Museum Dresden, November 2002 - August 2003). Der Autor war Kurator der Ausstellung.
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