Was bleibt vom Industriellen Gartenreich?
Die Entwicklungsgeschichte des Kraftwerks Vockerode – ein Nachtrag zum Abriss im September 2001
Identifier (Artikel)
Abstract
Die kulturelle, aber auch gewerbliche Inwertsetzung ehemals industriell genutzter Baudenkmale ist eine anspruchsvolle, aber auch lohnende Aufgabe. Das hat die Internationale Bauausstellung Emscher Park in den neunziger Jahren bewiesen und findet in der Internationalen Bauausstellung Fürst Pückler Land für periphere Regionen seine Fortsetzung. Das Kraftwerk Vockerode, dessen kulturelle Inbesitznahme 1998 so hoffnungsvoll begann und das von den Menschen in Vockerode fast liebevoll mit der untergegangenen Titanic verglichen wird, war nicht nur Ort der Identifikation, sondern für eine gewünschte touristische Neuentdeckung der Region ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Das Kraftwerk Vockerode war durch seine hohe Symbolkraft insbesondere die seiner vier 140 Meter hohen Schornsteine Wahrzeichen und Landmarke. Von 1998 bis 2000 war das Werk Referenzobjekt der Weltausstellung, Schauplatz der ersten Landesausstellungen sowie mehrerer Kunstausstellungen, Theater- und Konzertveranstaltungen. Zu Recht, denn die Anlage, deren Architekt nicht überliefert ist, gehört durch ihre einheitliche äußere Gestaltung und durch die geradezu künstlerische Raumfolge der Baukörper zu den Meisterleistungen des Industriebaus der dreißiger und fünfziger Jahre, seine monumentale und symmetrische Ausdrucksform dagegen bezeugt das im Nationalsozialismus propagierte Leitbild Schönheit der Technik . Zur kulturellen Identität einer Region und ihrer Menschen gehören neben regionalen kulturellen Besonderheiten auch die Zeugnisse der Baukultur, Sie helfen, uns an unsere Geschichte zu erinnern, und geben Aufschluss über vergangene Lebens- und Arbeitswelten. Wie das Gartenreich gehört auch das Kraftwerk zum genius loci dieser vielgestaltigen Kulturlandschaft mit den Ereignissen vom 22. September 2001 ist eine einmalige Chance für die Ausgestaltung des Industriellen Gartenreichs vertan.
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