Mensch, Heimat und Denkmal

Vortrag anlässlich des Symposiums «Nachdenken über Denkmalpflege» (Teil 2): «Das Denkmal zwischen Originalsubstanz und immateriellen Werten. Auf der Suche nach einer neuen Denkmalpflege», Hundisburg, 16. November 2002

  • Matthias Donath (Autor/in)

Abstract

Der staatlichen Denkmalpflege schlägt heute überall ein Unbehagen entgegen. Die breite öffentliche Zustimmung, mit der Denkmalpflege noch in den 1970er und 1980er Jahren rechnen konnte, scheint verflogen zu sein. Um die Menschen für Denkmale und für das kulturelle Erbe zu begeistern, lohnt es sich, auf die Heimatschutzbewegung um 1900 zurückzublicken. Die kulturelle Reformbewegung, die sich vor einhundert Jahren gebildet hatte, wurde von zahlreichen kleinen Vereinen getragen, die erstaunlich viele Mitglieder an sich binden konnten. Die Menschen wurden damals durch den Heimatgedanken motiviert, durch eine emotional geprägte Vorstellung. Die Heimatschutzbewegung kann wichtige Anregungen für die heutige Denkmalpflege geben. Der Heimatbegriff darf jedoch nicht so einfach übernommen werden, er muss den heutigen, veränderten Bedingungen angepasst werden. Als erweiterte Definition ist vorzuschlagen: Heimat ist die Welt, in der sich der einzelne Mensch zu Hause fühlt. Heimat ist Vertrautheit mit einem bestimmten Raum oder Ort. Heimat entsteht dort, wo gelebt wird. Heimat ist eine emotionale Vorstellung, die auf der Verbindung des einzelnen Menschen mit seiner Umwelt beruht. Dabei ist Heimat heute durchaus veränderbar. Viele Menschen werden in ihrem Leben wechselnde Heimaten besitzen. Es lohnt sich, diesen emotional geprägten Heimatgedanken aufzugreifen, um eine breitere Öffentlichkeit zu mobilisieren. Die Rückbesinnung auf Heimat bietet überraschend aktuelle Lösungen, um die engen Grenzen der substanzorientierten Denkmalpflege zu verlassen.

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