Das Sprelacart der Zukunft

"Eolomea" und die Szenographie der DEFA-Science-Fiction zwischen Anachronismen, used look und dem Futuresken

  • Marcus Becker (Autor/in)

Abstract

In kinematographierter Science Fiction erscheint auch die szenographische Konzeption als komplexe Wette auf die Zukunft, mit der Bildtraditionen, Erwartungshaltungen und mehr oder minder realistische Prognosen ausgehandelt werden. Vor diesem Hintergrund widmet sich der Beitrag der Szenographie von Hermann Zschoches Science-Fiction- bzw. utopischem Film "Eolomea", der 1972 nach "Der schweigende Stern" (1960) und "Signale" (1970) und vor "Im Staub der Sterne" (1976) als dritte der vier Weltraum-Produktionen der DEFA in die Kinos der DDR kam. Die szenographische Ausstattung einer gegenwärtigen Zukunft, die in der Fiktion als zukünftige Gegenwart dargestellt wird, knüpfte hier an die makellose futureske Raumschiffwelt der internationalen 60er Jahre in der Art von "Star Trek" und "Space Odyssey" an, zu der dieselben Szenenbildner, Werner Pieske und Erich Krüllke, bereits in "Signale" erfolgreich aufgeschlossen hatten. Filmhistorisch erstaunlich früh wird jedoch parallel dazu die Ästhetik eines kosmisch lebensweltlichen used look entwickelt, die auch im Westen etwa mit "Star Wars" (1977) oder "Alien" (1979) zur szenographischen Innovation des Genres in den 70er Jahren werden wird. Die anachronistische Projektion von entstehungszeitlich alltäglichen Ausstattungselementen in die Zukunft bis hin zu einer ironischen Leitmotivik differenziert semantisierter Kaffeeservices verstärkte hingegen visuell eindrücklich den Gegenwartsbezug eines Films, der zeitdiagnostisch nach der Rolle von Utopien in der Stasis einer entwickelt sozialistischen Gesellschaft fragte.

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