Widerstrebend angenommen
Ostmoderne in Chemnitz und Dresden
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Abstract
Die Akzeptanz der Nachkriegsmoderne ist noch keine Selbstverständlichkeit. Die Haltung zu dieser jungen Zeitschicht ist im Wandel begriffen – ein offener Prozess mit Aushandlungen von Fall zu Fall. Stärker als anderswo in Europa treten Vorbehalte und generationendifferenzen bei der sogenannten Ostmoderne, dem baulichen Erbe der DDR, zutage. Im Rückblick der letzten 20 bis 25 Jahre wird der Bewusstseinswandel hier nicht nur in Politik und Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Denkmalpflege deutlich. Quasi über Nacht war eine Epoche zu Ende gegangen, deren gebaute Zeitzeugen nun zur Denkmalbewertung anstanden. Die oft noch präsente Erinnerung an die Zerstörungen älterer Denkmäler, die mit der großflächigen Überformung vieler DDR-Stadtzentren einhergegangen war, stellte dabei nur eines von mehreren Hemmnissen dar. Die Gemengelage an Befindlichkeiten wird deutlich am exemplarischen Vergleich zweier bedeutsamer Ensembles in Chemnitz und Dresden. 1994 war die Unterschutzstellung des zentralen Abschnitts der Chemnitzer Straße der Nationen offenbar nur durch wertende Abgrenzung zur Prager Straße in Dresden möglich. Typologisch sind beide Strukturen, bestehend aus kammartig angeordneten Hochhausscheiben und verbindenden Flachbauten, miteinander verwandt. Sie sind sogar beide von ein- und demselben Projekt inspiriert: der Lijnbaan im Rotterdamer Stadtzentrum. Der Aufsatz setzt sich mit der Denkmalbegründung und ihrem Zustandekommen auseinander. Unter Einbeziehung von Zeitzeugenbefragungen zeichnet er die Debatten der letzten zwanzig Jahre um die beiden Ensembles in Chemnitz und Dresden nach. Er zeigt außerdem deren Entwicklungsgeschichte in diesem Zeitraum – mit und ohne Denkmalschutz – auf und behandelt hieran Fragen der städtebaulichen Denkmalpflege.
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