Herrscher und Beherrschte - überraschende Kooperationen
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Abstract
Die Rolle visueller Medien für die Repräsentation des preußischen Herrscherhauses erschöpfte sich nicht darin, Bilder oder Skulpturen auf Bestellung ausführen zu lassen - sie konnte sich auch und vielleicht sogar wirksamer darin manifestieren, dass der preußische Herrscher sich demonstrativ den Interessen des Kunstpublikums seiner Zeit annäherte. Als ein so zu verstehender politischen Akt kann der Ankauf eines Gemäldes Caspar David Friedrichs ("Morgen im Riesengebirge") 1812 durch Friedrich Wilhelm III. interpretiert werden. Dieser Ankauf wurde nicht etwa durch Agenten, sondern durch den König persönlich in der Berliner Akademieausstellung vorgenommen, nachdem bereits zuvor 1810 zwei Gemälde ("Der Mönch am Meer", "Abtei im Eichenwald") aus der Berliner Akademieausstellung durch das Königshaus gekauft worden waren. Der Souverän diskutierte bei dieser Gelegenheit öffentlich über das Gemälde, er stellte einen Bezug zwischen seiner Person und den Gemälden her. Der preußische Herrscher trat dabei nicht nur als Kunstkritiker auf, sondern ging auch das Risiko ein, sich als Privatperson unangemessen öffentlich zu enthüllen. Es ging um die Identifizierung eines visuellen Mediums, in dem eine potentiell gemeinsame (Natur)Erfahrung des Souveräns und "seines" Volks vermeintlich Bild geworden war. Im Schein des Mediums konnte ein ideologischer Zusammenhang Gestalt gewinnen: eine vermeintlich durch Erfahrung vermittelte Gemeinsamkeit des Herrschers mit dem von ihm faktisch ohne die Legitimation durch irgendeine Erfahrung Beherrschten. Für dieses historische Verständnis des Mediums als politisch wirksame Instanz war es nicht notwendig, dass die Medien bestimmte Inhalte transportierten - bereits in ihrer abstrakten, doch nur je konkret zu Stande kommenden vermittelnden Kraft lag die Potenz, politische Kollektive zu konstruieren und die sogenannten "nationalen Identitäten" herauszubilden. In einer Allianz frühromantischer Medientheorie und offizieller Politik in Preußen könnte ein durch die Kunstgeschichte noch nicht ausreichend wahrgenommener Grund für die unter modernen Bedingungen erstaunlich langfristige Wirksamkeit gerade der preußischen Herrschaftsinszenierung.
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