Ein Lob für die Denkmalpflege. Vom Alltag (zu) einer Vision

Vortrag zur Jahrestagung der Landesdenkmalpfleger, gehalten am 8. 6. 2000 im Kurfürstlichen Schloss Mainz

  • Ulrich Kerkhoff (Autor/in)

Abstract

Der Vortrag führt die Diskussion fort, die unter vielen Kollegen im Gang ist, will sie auch öffentlicher machen. Dies geschieht zunächst mehr in Sorge um die Gesellschaft, ihr Erbe und ihre Zukunft als in Sorge um den Fortbestand der Institution Denkmalpflege. Kursorisch wird aus Alltagsbeobachtungen die Bedeutung des Wortes "Lob" für die Denkmalpflege untersucht, um daraus einige Hoffnungen zu entwickeln, wie Denkmalpflege in Zukunft aussehen könnte. Die Alltagsarbeit wird ebenso beschrieben wie die sich darin formende Persönlichkeit des Denkmalpflegers wie auch der sich darin formende Ruf der Denkmalpflege. Erkenntnisse aus problematischen Einzelfällen verdichten sich nach Auffassung des Autors zu strukturellen Problemen der Denkmalpflege, die als Institution ein Ideal zu verwirklichen hat, dabei aber mit dem Gesetzesvollzug auf ein untaugliches Instrument angewiesen ist. Diese strukturelle Verstrickung wird noch überlagert durch die Selbstüberforderung des Faches. Darüber hinaus verfügt die Denkmalpflege aus der Alltagsarbeit heraus über eine dicke Haut. Die reflexhafte Ablehnung des Neuen und jeder Kritik, auch die misstrauische Grundhaltung in diesem Fach darf eine offene Diskussion nicht verhindern. Die folgenden Thesen sollen zur Diskussion gestellt werden. Weder Ironie noch Utopie oder gar Nestbeschmutzung: Denkmalpflege arbeitet am besten, wenn sie eines Tages überflüssig ist. Da solche Aufgaben nur in planerischer, d. h. positiver Grundstimmung zu lösen sind, sind im Fach Voraussetzungen zu schaffen: Die Denkmalpflege sollte geduldig und aufmerksam Prägungen und Erwartungen der Umwelt wie die des eigenen Faches erfassen und wägen, um ertragreichere Arbeitsfelder zu definieren. Ein Positionswechsel ist nötig: Bereitschaft zum Abschied von der Generalzuständigkeit für das Alte. Die Denkmalpflege kann helfen, damit umzugehen. Der Denkmalpfleger benötigt endlich ein gewisses Maß an Zutrauen in die Gesellschaft und die Zukunft. Er/sie müsste das gewachsene reflexartige Misstrauen der Gegenwart gegenüber in ein fast unbegründbares, ein kreatives Zutrauen der Zukunft gegenüber wandeln. Die Denkmalpflege braucht eine angstfreie interne Diskussion über die Zukunft des Faches auch und gerade unter Einbeziehung kritischster Stimmen.

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