Die Prager Straße in Dresden

Zum Umgang mit dem Erbe der Nachkriegsmoderne

  • Gunther Wölfle (Autor/in)
  • Christiane Brasse (Autor/in)
  • Michaela Schiffner (Autor/in)
  • Ines Roth (Autor/in)

Abstract

Die heutige Prager Straße in Dresden wurde zwischen 1965 und 1978 entsprechend dem mittlerweile auch in der DDR rehabilitierten Leitbild der Internationalen Moderne an Stelle der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Bebauung aus dem 19. Jahrhundert errichtet. Nach der politischen Wende von 1989 geriet sie aufgrund veränderter Rahmenbedingungen und neuer planerischer Leitbilder in Dresden in heftige Kritik und sieht sich bis heute starkem Veränderungsdruck ausgesetzt. Obwohl Fachleute immer wieder auf die architekturgeschichtliche Bedeutung des Ensembles als ein zwar spätes, aber nichtsdestotrotz bemerkenswertes Beispiel für den Städtebau der Nachkriegsmoderne hingewiesen haben und auch sein Wert als Zeugnis seiner Entstehungsbedingungen unumstritten scheint, besteht unter den verantwortlichen Planern, Eigentümern, Kommunalpolitikern und Denkmalpflegern in Dresden keine Einigkeit darüber, auf welche Art mit diesem baulichen Erbe umzugehen ist. Bemühungen von Seiten der Denkmalpflege, das Ensemble als so genannte Sachgesamtheit unter Schutz zu stellen, waren bislang nicht erfolgreich. In den vergangenen Jahren hat sich der ursprüngliche Charakter des Ensembles daher bereits entscheidend verändert. Dieser schleichende Veränderungsprozess war Anlass für eine Seminararbeit im Rahmen des Masterstudiengangs Denkmalpflege und Stadtentwicklung an der Technischen Universität Dresden im Frühjahr 2004 unter Leitung von Prof. Hans-Rudolf Meier, die hier in gekürzter Fassung wiedergegeben wird. Gegenstand der Inventarisierung waren alle Gebäude sowie Freiflächen und deren Ausstattungselemente, die sich von der Bebauung aus der Zeit zwischen 1965 und der Vollendung des zweiten (und letzten) Bauabschnitts 1978 noch erhalten hatten. Dabei ging es entsprechend der vorrangigen Bedeutung der Prager Straße als öffentlicher städtischer Raum weniger um die Architektur der Gebäude als vielmehr um deren Raum prägende Wirkung. Mit der Arbeit ist die Hoffnung verbunden, dass die öffentliche Diskussion um den möglichen Denkmalwert des Ensembles nicht abreißt. Das ist heute umso dringlicher, als sich mit der zwischenzeitlichen Neugestaltung der Freiflächen im Sommer 2004 der Charakter entscheidend verändert hat und mit dem jüngst beschlossenen Abriss des Centrum-Warenhauses und des Restaurants «International» weitere, gravierende Verluste drohen.

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