Rekonstruktion als Architektur der Gegenwart? Historisierendes Bauen im Kontext der Denkmalpflege

Vortrag anlässlich des Symposiums «Nachdenken über Denkmalpflege» (Teil 6): «Denkmale nach unserem Bild? Zu Theorie und Kritik von Rekonstruktion», Bauhaus Dessau, 31. März 2007

  • Eva von Engelberg-Dočkal (Autor/in)

Abstract

Thema dieses Beitrags sind weniger die berühmten, aufgrund ihrer architekturhistorischen Bedeutung aufwendig rekonstruierten Monumentalbauten, sondern die zahlreichen historischen Gebäude, die - meist zur Wiedergewinnung eines verlorenen Bildes – rekonstruiert, kopiert oder historisierend ergänzt werden. Beobachtet wurde hier gegenüber den Rekonstruktionen der 1980er Jahre ein deutlich freierer Umgang mit den Vorbildern, wobei der Eindruck eines historischen Gebäudes oftmals gar nicht beabsichtigt ist. Die Bauwerke geben sich vielmehr als Neubauten zu erkennen und wecken allein in ihrer Formensprache Assoziationen an ihre historischen Vorgänger. Das Rekonstruieren von Gebäuden, Platzfronten und Straßenbildern überschreitet somit vielfach die Grenze zum Historisierenden Bauen, eine Formensprache, die zunehmend auch in Deutschland als legitimer Beitrag zur zeitgenössischen Architektur akzeptiert wird. Diese Grauzone zwischen den auf wissenschaftlicher Basis durchgeführten Rekonstruktionen und freien historisierenden Fassadenentwürfen wird hier als Kennzeichen unserer Zeit gedeutet. Dass die Grenze zwischen Rekonstruktion und Historisierendem Bauen oft nur schwer zu ziehen ist, wird notwendigerweise auch unser Denkmalverständnis beeinflussen und die Frage nach der Bedeutung von "Authentizität" neu stellen.

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